Das am Wochenende im engsten Familienkreis besprochene Zukunftsthema entfaltet so langsam seine Dynamik. Natürlich ist noch nicht alles angedacht, geschweige denn angesprochen, was passieren könnte, wenn ... Aber alleine die Option, die Möglichkeit ohne jede Bestätigung und Sicherheit (nur mit hoher Wahrscheinlichkeit) entfacht Freude, Qualen, Unsicherheit und Visionen in hohem Grad bei allen von uns. Und trotz der gemeinsamen Basis gehen wir alle Fünf (bzw wahrscheinlich "Fünf Plus") auf ihre eigene Weise mit dem Thema um.
Ich selber schrecke am Sonntag morgen aus unruhigem Schlaf auf und denke an Vertragsdetails und an die Organisation der Übergangsphase ("first things first", oder FIFO). Ein Leben nach dem Umzug ist noch weit weg, unklar und Sorgen daher müssig. Auch bin ich das Leben mit Familie nicht mehr gewohnt (sie ja auch nicht) nach acht Jahren Pendlerbeziehung, wer weiss wie das wird. Also erst mal die naheliegenden Sachen in den Griff kriegen. Die Formulierung wurde bewusst gewählt, weil sie suggeriert, dass auch ich mich aus der Bahn geworfen fühle und bei Weitem nicht alles "im Griff habe".
Andere kommen besser damit klar, wenn sie die ganze Sache schon als "gegessen" betrachten und sich schon auf die Lösung (mir dagegen eher irrelevant erscheinender) konkreter Fakten konzentrieren. Die Wahl des Autos ist da nur ein Thema ("Wir brauchen schon einen Vierradantrieb!" und "wie geht es mit Diesel?"), die Galoschen sind ein anderes (Renja: "Was um alles in der Welt sind Galoschen???").
Dafür werden andere, fundamentale, Themen erst ganz am Rande angesprochen.
Wieder andere akzeptieren die Möglichkeit des Wechsels und sehen die positiven Seiten, wollen sich aber erst darauf einstellen wenn er wirklich sicher ist. Hier steht die Vermeidung von Enttäuschungen im Vordergrund. Der dadurch bewirkte Verlust der frühzeitigen Mitbestimmung, die Selbstbeschränkung auf eine duldende Rolle wird in Kauf genommen, um dann (spätere) Bestätigung zu sichern.
Eine andere Person sieht ihre Vergangenheit und Zukunft in Frage gestellt. Gewachsenes, gefestigtes, tragendes wird durch den möglichen Wechsel zwar nicht entfernt, aber zumindest relativiert. Zukunftspläne werden zu Makulatur, neu entstandene Unsicherheiten müssen erst mal überwunden und dann durch neue Pläne ersetzt werden. Bisher als einigermassen solide betrachtete Anker werden auf einmal durch fremde Hände gehoben, das Boot bewegt sich ungewollt. Die in Schweigen geronnene Verunsicherung muss erst mal überwunden werden, alte Anker durch neue ersetzt werden.
Wir haben auch den Fall der Mitfreude (fast) ohne Konditionen. Planungsdrang auf hohem Niveau koppelt sich mit an sich zur Zeit korrekt vereinfachenden Perspektiven ("Wird schon!"), verliert dadurch aber natürlich an Rückhalt in der Gruppe der anderen, die ganz andere Perspektiven oder Gefühle haben ("Die hat leicht reden!").
Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir das Thema nicht nur angesprochen haben, sondern dass wir alle auch noch 2 Wochen Zeit haben bis irgendetwas fest steht. In dieser Zeit wird sich sicher einiges klären in den Köpfen, der objektive Kenntnisstand wird zunehmen, und die richtigen Themen kommen dann erst auf den Tisch. Das wird dann schwieriger, denn das gleiche Thema bei unterschiedlichen Perspektiven zu lösen ist unendlich komplexer als ein Thema in Variationen zu besprechen.