6. September 2017

757. Amedisli

Tja, es herbstelt in Moskau. Temperaturen am Tag von 12° bei Nieselregen sind schon recht frisch. Und dazu wird es auch schon spürbar früher dunkel. Alles in Allem: ungemütlich!

Das ist die Zeit der Amedisli, hochdeutsch Pulswärmer. Aber wie die Wörter Velo oder Konfi ist Amedisli ein fest verankerter Helvetismus im Familienjargon. 

Gemäss des Schweizer Idiotikons kommt der Begriff (in regional unterschiedlicher Schreibweise) über Basel ("Ammedyysli") aus Frankreich, wo "amedis" eine Form enger Hemdärmel bedeuten soll. Den Ursprung hat das Wort wohl genommen aus dem Namen der Hauptfigur Amadis von Gallien einer 1684 uraufgeführten gleichnamigen Oper. 

Nun trug ich heute auf dem Weg ins Büro meine wärmenden Amedisli, und sie wurden natürlich von Kolleginnen sofort entdeckt: "Was ist denn das?" Meine Erklärungen verpufften und wurden durch ein resolutes "Sowas haben wir nicht in Russland. Wir kennen nur Pelz!" sofort gebodigt. 

Die dann gemeinsam erarbeitete (Wandtafel!) Transkription ins Russische schreibt sich übrigens амодислы. 

1 Kommentar:

  1. Wer sich für Sprache und speziell Wortentwicklung und -ursprünge interessiert, der sei die Rubrik "Wortgeschichten" im Schweizer Idiotikon sehr empfohlen (www.idiotikon.ch). Es hilft natürlich, wenn man Schweizerdeutsch kennt...

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824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...