29. November 2011

Über Stuttgart

Jetzt fliege ich gerade von Warschau nach Geneva, und befinde mich wohl etwa über Stuttgart. Das Coke Zero schwappt friedlich im Polystyrolbecher auf dem Klapptischen, jedoch ist alles zu eng um Campingstimmung aufkommen zu lassen. Also ist mir langweilig (nach Heidegger eine der Grundstimmungen des Menschen, definiert als "Hingehaltensein in der tiefen Leere"). Da kann ich ja Blog schreiben!
Mein Blog hat jetzt wesentlich weniger Besucher als zu Zeiten der Russen. Ich kann ja nicht sehen wer den Blog liest, bei den geringen Besucherzahlen gibt es auch kaum noch Übersichten in einer Statistik-Funktion. Ich kann aber sehen, dass trotz fehlender Einladung noch immer einige Besucher aus USA den Blog lesen. Es geht also auch spontan (allerdings nur mit Anmeldung aber ohne Einladung🙇)
Die Fahrt zum Flughafen heute ging schon fast automatisch. Ich kenne den Weg jetzt im Dunkeln und mit hoher Reisegeschwindigkeit, speziell die Abkürzung über das Land  bei Skierniewice (statt 30 Kilometer Baustelle einspurig auf der Autobahn!) geht wie geschmiert. Und heute war auch kein Stau vor Warschau. 
Unser Projekt zum Neubau geht voran, hauptprobleme sind zur Zeit die internen Prozesse (zu umständlich, da viele "Köche" mitarbeiten), und das Fehlen einer Abwasserleitung auf dem potentiellen Bauplatz. Gestern war ich beim Bürgermeister des Landkreises (Gmina) Zgierz, und der machte mir unmissverständlich klar, dass er die Leitung zur Kläranlage nicht bauen wird. Der Landkreis hätte eine Schuldenquote von 58% und da könnten sie nichts mehr finanzieren. Sparen müssten sie! Zur Beachtung: ganz Polen hat 55%, und Deutschland 83%! Griechenland hat 143%, und Japan 220% - da fängt es dann an sehr kritisch zu werden, aber die Jungs und Mädels aus Zgierz fangen eben jetzt schon an. Im Prinzip finde ich die Konsequenz ja richtig, wenn ich dadurch eben nur keinen Fäkaltank neben dem neuen Werk aufstellen müsste! Mir sagen alle, das wäre kein Problem - sie hätten das bei ihrem Haus daheim auch. Na ja. 


23. November 2011

In Basel!

Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, am Aeschenplatz in das 14er Drämmli einzusteigen und nach Muttenz in ein Hotel zu fahren! Alles kommt mir so vertraut vor, selbst das Verfangen der Koffertrolley-Räder in den Tramschienen ist genauso wie vor einem Jahr. Und doch liegt fast ein Jahr dazwischen, und aus dem Starbucks ist ein Hirzberger geworden. Auch die Sprache ist ganz vertraut und doch schon fremd. Freude, Wehmut, Spannung und Distanz tanzen einen wilden Tanz in meinem Kopf.

21. November 2011

Wściekły Pies


Für alle, die das Rezept für den Wściekły Pies, d. h. Verrückter Hund (diesen Drink, der die Farben der polnischen Fahne hat) auf Raljas Party nicht mitgekriegt haben, hier nochmals langsam aufgeschrieben:
Alle Zutaten und Gläser kommen am besten direkt aus dem Gefrierschrank. Man füllt ein Schnapsglas halb mit erstklassigem Himbeersirup, dann überschichtet man (eventuell über einen Löffel) mit einem milden Wodka aus Gerste (zB Sobieski), und fügt 1-4 Spritzer roten Tabasco hinzu.
Na zdrowie!

Imposant

Ein Link zur höchstgelegenen Webcam der Welt, auf 5'600 Metern über NN.

48 Stunden


In den letzten 48 Stunden habe ich viel erlebt und wenig geschlafen. Jetzt sitze ich wieder in Lodz an meinem Schreibtisch und schreibe noch etwas, weil ich noch nicht schlafen kann nach der Fahrt.

Gestern bin ich um 4:30 Uhr aufgestanden, denn ich hatte einen Flug nach Düsseldorf um neun Uhr ab Warschau - und da muss ich ja noch 2,5 Stunden Fahrt von Lodz zum Flughafen und etwas Pufferzeit einrechnen. Dafür ging die Fahrt reibungslos und zügig, kein Wunder bei der Tageszeit! Im Flugzeug schlief ich dann etwas, das geht ja einfach bei mir. Mit einem Taxi fuhr ich dann zu Ralja nach Hause; sie haben es sehr schön dort, direkt am Rheinufer mit toller Sicht auf die gegenüberliegenden Auen und die vorbeituckernden Last- und Hotelschiffe! Immer was los vor dem Fenster.

Bald kamen Ulrike und die drei Töchter mit dem Auto, und wir fuhren dann gemeinsam nach kurzer Pause in die Stadt. Das ist nicht so einfach, denn im Zentrum Düsseldorfs wird an einigen strategischen Plätzen gebaut und umgeleitet, was das Zeug hält. Und Parkplätze gibt es schon mal gar nicht, und die drei Parkhäuser, die wir anfuhren, hatten alle das Wochenende dicht! Wir machten aber noch einen Bummel durch die Stadt, gingen die Kö entlang und sahen den Carlsplatz mit seinen Marktbuden, aber meine vier Frauen genehmigten mir trotz mehrfach laut geäusserten Wunsches kein Altbier. Sie taten mein Leid wohl als Quengelei ab.

Unten am Rheinufer, in der schönen kalten Herbstsonne, teilte uns dann Reida ihre weiteren Studienpläne mit. Wir gratulierten ihr zur Zusage und zum Stipendium, und freuten uns natürlich riesig mit ihr. Mal sehen, welchem College sie beitreten wird und welche Farben sie dann trägt!

Am Abend war das tolle Fest von Ralja und Uli im alten Schlossturm, eine prima Idee. Wir trafen alte und neue Bekannte, Verwandte und Freunde. Es machte grossen Spass, und das Quiz unserer Familie kam gut an (neben dem von Ralja und Uli vorbereiteten, viel schwereren!). Morgens um Zwei tuckerten wir dann im Grossraumtaxi in's Hotel zurück.

Heute liessen wir es langsam angehen, die Eltern kamen sogar zu spät zum Frühstück! Das brachte uns böse Blicke der Töchter ein, zumindest einer. Wir fuhren mit dem Auto zu Ralja und liessen es weiter ruhig angehen, nur kein Stress. Ein Spaziergang wurde mit einer Geocaching-Suche verbunden, aber leider erfolglos: 10 Leute suchten einen Cache, aber da war wirklich nichts! Schade. Aber der Spaziergang war trotzdem sehr schön, da sind wir doch nicht von Plastikröhrchen abhängig! Ausserdem haben wir eine echte "Piraten"-Flaschenpost von Marc am Rhein gefunden. Wir notierten die Adresse und warfen die Flasche in's Wasser. Ist ja sicher verboten, machte aber tollen Spass.

Als die Familie gefahren war, verbrachte ich noch eine Zeit mit Ralja und ihrer Familie zuhause, schloss den Drucker an und schaute ihnen beim Auspacken der Geschenke zu. Um Sechs brachten mich Ralja und Nela zum Flughafen, ich bestieg das Flugzeug und fiel sofort in einen "tüüfen, gsunden Schlaf", verpasste voll den Start und schlief den ganzen Flug hindurch. Erst der Rumpler bei der Landung weckte mich. Und danach eben wieder gut zwei Stunden zurück durch die Nacht.

16. November 2011

Was geht da ab?

In letzter Zeit häufen sich die Zugriffe auf meinen Blog aus Russland (!) mit obskuren Adressen. Sehr häufig finden sich zB Adressen mit den Endungen .tk und .ly.
Da habe ich entschieden mich für eine Weile zurückzuziehen und diese mögliche Spam-Quelle auszutrocknen. Einige Leser habe ich eingeladen, andere mussten sich anmelden. Sorry, dafür schreibe ich dann auch etwas persönlicher!

11. November 2011

Rekord

Am Tag der Verfassung (heutiger Nationalfeiertag) morgens um Sieben in genau 2 Stunden von der Wohnung zum Flughafen Warschau gefahren. Die Strassen waren leer, und ich habe eine neue Abkürzung über Skierniewice genommen. Und die Sonne schien! Da wundert es einen nicht, dass ein neuer Rekord drinlag!

6. November 2011

Geocache II


Seht ihr das zufriedene Schmunzeln auf meinem Gesicht? Das kommt daher, dass ich heute erfolgreich die zwei zu meiner Wohnung nächstgelegenen Geocaches (Kaczencowy Mostek GC34M3F von banan70, und Radiating GC36JTX von gillmert) und gesucht und gefunden habe. Beide lagen in der Nähe der Aleksandrowska, in Laufdistanz untereinander und relativ leicht zu finden.
War aber auch ein schöner Spaziergang, an einem sonnigen Novembersonntag.

5. November 2011

In welchen Wald rufe ich denn da hinein???


Das sind einige der Zugriffsquellen von heute auf meinen Blog.

Roboterwettbewerb in der Manufaktura


Dies Photo ist leider nicht "bezaubernd schön", wie der Liedtext sagt. Aber man erkennt immerhin ein Labyrinth und grüne und orangene Bälle, oben ist noch eine Arena für die Sumo-Wettkämpfe mit Micro-Robotern aufgestellt. Dabei treten zwei Roboter gegeneinander an und müssen sich so schnell wie möglich aus dem weissen Ring schmeissen. Ich habe es gesehen; gewonnen hat ein Roboter, der seinen Gegner extrem schnell gefunden hat und ihn dann wie ein Gabelstapler auf die Schippe nahm und über den Rand warf. Und ich habe einen vielleicht vierzehnjährigen Schüler einer Lego-Roboter-AG getroffen, der einen Spielkarten-Legeroboter auf Basis nxt gebaut und programmiert hatte. Er sprach fliessend Englisch und war sehr stolz auf seine Arbeit. Daneben lag ein Roboter, der mit Pneumatik arbeitete: Luftpumpe - grosse Colaflasche als Druckreservoir - ganz viele Schläuche - Maschinchen.


Was blogge ich eigentlich?

Es ist gar nicht so einfach diese Frage umfassend zu beantworten, denn die Situationen und Kriterien sind scheinbar sehr vielfältig. Es kommen ja alle möglichen Themen vor, und in der Ausführung, in der textlichen Gestaltung, unterscheiden sie sich auch stark.
Als erstes Motiv fallen mir die banalen Erlebnisberichte ein. Da sehe ich etwas, höre eine Bemerkung über ein Ereignis, habe einen speziellen Geschmack - und schon wird das im Blog festgehalten. Doch halt! Nicht alles wird geschrieben: manchmal fehlen Zeit und Gelegenheit zum sofortigen Festhalten, und das Erlebnis wird durch neue Eindrücke verschüttet. Oder es greifen Filter: ist das Erlebnis, der Eindruck vielleicht peinlich für jemanden, oder ist das Thema unanständig, tabu, oder würde ich zuviel über mich selbst preisgeben?
Also sind die Motive tiefer zu suchen. Der Blog ist bzw. soll sein etwas zwischen einem Tagebuch ("Heute habe ich Kirschkonfitüre eingekocht und die ganze Küche war danach rot verklebt.") und einem Lehrtext ("Wisst ihr schon, dass ..."), zwischen einem Ego-Booster ("Ich bin der beste Koch weit und breit, weil ich eine Rinds-Bouillion kochen kann!") und einem Reflektor ("Soll ich jemanden fragen, wie man Bouillion richtig schreibt?").
Der Blog heute soll also sagen, dass die einzelnen Texte sehr genau überlegt werden. Überlegt in dem Sinne, OB ich sie schreibe - das WIE ist dann immer sehr spontan. Die meisten Texte lese ich sogar vor dem Versenden nicht noch einmal durch, für den Leser gilt also die Regel "Gelesen wie Getippt".
Ich glaube, dass es vorteilhaft ist nicht zu wissen wer alles die Texte liest. Da komme ich mir vor wie jemand der in einen Wald hineinruft, mit nur seltenem Echo. Da überlegt man sich ja auch was man in den Wald hineinruft - es könnte einen ja jemand hören!

3. November 2011

Wrona

Der Pilot der Maschine, die alles hier um Warschau herum auslöste, heisst Tadeusz Wrona. Er wird tatsächlich und berechtigterweise als nationaler Held gefeiert, denn die Leistung der sicheren Landung der Boeing 767 war an sich schon bemerkenswert, und dass es keine Verletzten gab erst recht. Das Flugzeug war ja schon alt und bestimmt gut versichert - da gibt es jetzt ein schönes neues Maschinchen für die Prämie!

"Wrona" heisst übrigens auf Deutsch "Krähe". Da haben einige findige Polen gleich den Spruch geprägt: "Flieg wie ein Adler, und lande wie eine Krähe".

Nebel

Nach einem verschlafenen Flug mit "Kapitänin Anja" wurde es im Anflug auf Warschau unruhig. Es brauchte über eine Stunde Warteschleife und dreimal (!) Durchstarten im Landeanflug auf die Piste, bis sie sich entschieden die Maschine umzuleiten. Die Sicht war wegen Nebels zu schlecht zum Landen.
Dann geht es eben jetzt nach Katowicz und von dort mit Bussen nach Warschau, und von dort mit dem Auto nach Lodz. Heute abend bin ich dann zu Hause!

Dritter Anlauf. Und: Geschafft!

Es war nicht ganz einfach diesmal mit dem Rückflug nach Warschau. Als ich vorgestern um 15:00 h in Frankfurt zu Check-In kam, hiess es dort nur lapidar, der Flughafen Warschau wäre eben geschlossen worden, sie wüssten auch nicht warum. Also liess ich mich (Senator!) sofort auf den gleichen Flieger am nächsten Tag umbuchen.
Am nächsten Tag ging ich nach Sulzbach ins Büro zum Arbeiten, und erfuhr dort, dass der Flughafen Warschau erst am nächsten Tag um Vier in der Früh öffnen würde. Also sofort beim Senator-Service angerufen und umgebucht auf den ersten Flieger danach.
Und in dem sitze ich jetzt auch, sehr müde. Das Einzige, was jetzt noch ernsthaft dazwischen kommen kann, ist Nebel in Warschau.

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...