7. Februar 2015

14131 Schritte in St. Petersburg

Gestern abend kamen die beiden Mädels fast pünktlich aus Moskau in Pulkovo LED an. Unser lokaler Mitarbeiter Roman war so nett zuerst mich im Hotel und dann gemeinsam Ulrike und Renja am Flughafen abzuholen. So um Mitternacht setzte er uns im (sehr empfehlenswerten!) Hotel Gogol ab. Wir gingen noch in die Bar und assen Grillgemüse mit Fritten, als fast einzige Gäste und bis um Eins.


Tagwach war um 07:30 Uhr, Frühstück um 08:30 (für die Mehrheit zumindest), wir wollten der möglichen Schlange vor der Kasse der Hermitage zuvorkommen. Es gelang uns auch, und Renja kam als Schülerin sogar umsonst hinein. Die Metro-Fahrt vom Hotel zur Hermitage war kurz, die Rolltreppen atemberaubend tief (? oder sind Rolltreppen lang?). Die Metro soll ja die tiefste der Welt sein. 


Durch dichtes Schneetreiben erreichten wir den Dvortsovaya-Platz vor der Hermitage, mit zwei lustig im Kreis sausenden Schnee-Kehrmaschinen. 


Die Ausstellungen der Hermitage sind grossartig. Wir fragten uns, wie lange man wohl braucht sie gesamt anzusehen, und kamen zum Schluss, dass man das so einfach nicht beantworten könne. Die Exponate und Räume sind untadelig in Ordnung, und gut gruppiert. Wir konzentrierten uns heute weniger auf Bilder und Skulpturen, sondern auf die Zaren-Gemächer und die Sonderausstellung "Gold". Die Hermitage ist ja "nur" das Winterpalais. Wie lebte so ein Zar in einem solch riesigen Haus, welche Treppe benutzte er/sie, und was ging alles ab in den immer noch vornehmen Räumen des dritten Stocks?


Placeholder:



Der Grüne Salon, Hühnchenfuß-Türgriff und Malachitsäulen:


Essgeschirr: Lecker ist aber anders!


Der Thronsaal:


Die Kirche:


Die Ahnengalerie und der Stammbaum:



Ein Hausmantel, mit tausenden von Perlen bestickt:


Durch die Sonderausstellung "Gold" wurden wir von einer Russin geführt, die leider mit dem englischen "th" etwas übertrieb (vielleicht lispelte sie ja auch sonst?!). Das machte es anfangs schwierig ihren Erklärungen zu den Skythen zu folgen ("thkythen"), sie erinnerte mich sehr an Evelyn Hamann mit ihrem Paradesketch "Lord Skytherditch von Schloss Castleforth". Die Ausstellung zeigte aber grosses Kunsthandwerk, zur guten Hälfte aus dem Gebiet von Don, Dniepr, und Schwarzmeerküste. 





Auch Dolche mit zwei riesigen, fünfkarätigen Diamanten und weissen Alabastergriffen aus Mesopotamien waren ausgestellt, neben griechischen und chinesischen Gastgeschenken an die Zaren. Wir wissen ja wie beliebt Zaren waren, und wie bescheiden!




Das zweite, unterstützende Treppenhaus, wohl für die Kaviarlieferanten:


Der Boden aller Zimmer bestand aus wunderbaren Holzintarsien - und war glatt und unversehrt trotz der derben Winterschuhe aller Besucher!


Nach sechs Stunden in der Hermitage schlenderten wir noch den Nevskiy-Prospekt hinauf, machten Tee-Pause in der "bibliotheka", und kamen dann bis zur Kazaner Kathedrale. Drinnen wand sich eine lange Schlange Wartender vor der Ikone der Maria von Kazan, die alle beten und das Bild küssen wollten. Mitten in dem Getümmel der Besucher fing ein Priester an einem kleinen Jesus-Altar an Weihrauch zu verbrennen und die handgeschriebenen Fürbitten der Gläubigen zu singen. Die Blätter für die Fürbitten kann man kaufen ("Ablass"?).
Durch Schneemasch liefen wir dann müde und im Dunklen an Honigläden vorbei


zum Hotel zurück. Direkt daneben liegt das russische Restaurant  Severyanin


Die Speisekarte war köstlich, die Auswahl fiel schwer:
- Starter waren halbgefrorenes Reh-Carpaccio, und Lamm-Zünglein
- Zum Hauptgang gab es Spanferkel, Beringsee-Lachs und fleischgefüllte Pelmeni-Teigtaschen
- und das Dessert war Kirsch-Kompott und Sanddorn-Schaum. 
Ach ja, für die Alten gab's noch einen "kryenvukha", einen mit frischem Meerettich aufgesetzten Vodka. 

Nach 14131 Schritten durch Ausstellung und Stadt war das Essen verdient!


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