29. März 2015

Saturday Night Fever

Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt! Reida war es nämlich ordentlich kalt am Abend, weil es nämlich durch die (Alu-) Fenster des Hilton ordentlich zieht! Der Ausblick macht das nicht wett, wenn draussen und drinnen der Sturm wütet!

Wir hatten einen tollen Nachmittag und Abend in London. Das Treffen war einfach, auch ohne grünen Lederohrensessel oder Tee. Wir liefen durch den Hyde Park (mit ganz zutraulichen kleinen Engländern, süss!) und The Serpentine entlang zur Royal Albert Hall, die "Diamond Stairs" hinunter zum  Naturkundemuseum. 




Als Erstes assen wir dort ein Sandwich, zur Stärkung. Die Ausstellung ist wirklich sehr schön und modern gestaltet, für interessierte Laien aber auch für Kinder. Bevor wir in das eigentliche Ziel vordrangen (Sonderausstellung über Korallenriffe), stellten wir uns erst mal falsch an und wurden durch die Saurierausstellung geschleust. Hervorzuheben hier ist der lebende und fürchterlich brüllende (hungrige?) Tyrannosaurus Rex, der dort im Halbdunkel vegetiert und alle 2 Minuten den gleichen Brüller ausstösst (Haftpsychose?!)




Die Ausstellung Korallenriffe war begeisternd und wirklich sehr informativ. Meeresbiologie ist eine schöne und wichtige Wissenschaft, gell?!






Irgendwo ganz woanders in London fanden wir "Little Vietnam" mit einem proppevollen "Mien Tay". Wir assen 6 Gerichte, die alle sehr gut schmeckten (hmmm, Salat von grünen Papayas, Reis-Vermicelli mit scharf gewürztem Rindfleisch,...) und tranken Tee und ein Hue Bier dazu. 


Chemiker sind scheint's pressescheu:


Shawn nicht:


Danach plauderten wir noch eine Weile im (wie gesagt, zugigen) Zimmer, bevor sich Reida auf den Heimweg machte. 

28. März 2015

Report von Bord

Flug nach London, mit der Sonne. Quatsch: mit Aeroflot! Am Nachmittag werde ich mich mit Reida treffen (Treffpunkt: der grüne Leder-Ohrensessel in der Lobby des Hilton am Hyde Park, mit Tee natürlich), danach rocken wir durch London. 

Übrigens glaube ich seit gestern an meine hypermagnetische Suszeptibilität. Ehrlich! Der Grund ist scheinbar banal, aber eindeutig. Ich fuhr mit der Metro zur riesigen Affi-Mall im Moskauer Büroquartier, zum Notar; der ganze Weg verlief unter der Erdoberfläche, der Notar (bei dem ich erst einmal war) liegt im Souterrain. Alles was ich zur Orientierung  nach dem Aussteigen aus der Metro hatte, war eine Erinnerung an die Lage der Metrostation im Quartier - aber ich kannte weder die Lage des Notarbüros noch den Namen des darüberliegenden Büroturms noch die Mall. Um es kurz zu machen: mit einigen richtigen Abbiegungen in der Mall fand ich das Büro auf dem kürzesten Weg! Keine Hinweise oder Mieterlisten waren verfügbar, keine Orientierung an Gebäuden oder Himmelsrichtung, und trotzdem stand ich vor dem Notar. Pünktlich. Eben wie eine Brieftaube! Magnetismus. Oder Gravitationswellen!

Ein Oberlicht in der Affi-Mall, mit angeblich einem der höchsten Gebäude Europas rechts:



Zurück auf den Boden. 

Das gross angekündigte "Moscow Economic Forum" stellte sich als Luftnummer heraus, besucht nur von einigen eifrigen Studenten und ledermappenschwenkenden, verzottelten Oberassistenten ohne weitere Professurperspektive. Der Weg zur Uni:


Ich besuchte einen Roundtable zur Situation deutscher Investoren in Russland. Keine Begeisterung strahlte da vom Podium, ausser von der Wirtschaftsministerin aus Tartarstan (Pendent zur Ilse Aigner). Der Saal war gross gewählt aber leer, die Studenten leicht ablenkbar:


BOSCH hat in Russland 5000 Mitarbeiter und 2 Milliarden Euro Umsatz (Heimwerker! Waschmaschinen! Autos!). Der Chef sprach zu uns, wenn er nicht gerade sein iPhone auf wichtige Mails checkte:


Wird Zeit, dass bei BOSCH der Nachwuchs nachrückt!

Ein ganz seltenes Ereignis dann an der Voznesenskiy: der Verkehr durch diese Nebengasse erhielt Vortritt, persönlich und von Amts wegen. Möglicherweise wollte der Bürgermeister heimfahren und nicht schon in der Voznesenskiy im Stau stehen! Ich habe noch selten so viel schwarze Limousinen mit Blaulicht und zT Panzerglas gesehen wie auf dem Weg vom Arbat nach Hause am Freitag um 18:00 Uhr!



24. März 2015

Statistik, dienstbar gemacht.

In eigener Sache zu sprechen ist für einen Blog mit minimalem Anspruch fragwürdig. Der Begriff der Reflexion klingt schon besser (hat etwas von "Einsicht in die Notwendigkeit"), während - pfui! aus! - Narzissmus neuerdings in aller Munde und daher etwas abgelutscht daherkommt.
Trotzdem finde ich interessant, was sich so über die 609 Blogs in fast 5 Jahren bei sprachwand so getan hat. Dafür gibt es für Verfasser die Seite "Statistik":


Statistik-Seite der sprachwand heute, "über alle Zeiten"
Der fulminate Beginn hielt sich bis zum Herbst 2011, um dann - nur von 2 Peaks im Sommer 2012 (USA) und 2013 (Wales und England: 1221 Zugriffe im Juli 2013!) unterbrochen - eher dünn dahinzurieseln. Seit Winter 2013/2014 sieht man einen steten Anstieg der Leserzahlen auf heute 15-20 Zugriffe pro Tag. Die Zugriffsquellen sind etwas verzerrt durch die Zeiten der Attacken der Webcrawler. Und die Landkarte zeigt einige Länder nur in Hellstgrün (Schweiz, Portugal, ...)


Top Ten der sprachwand. Kein Hit in den letzten 18 Monaten gelandet!

Der meistgelesene Beitrag ist ja der berühmte "Refund" über den Rückflug aus Mumbai. Der "Weisse Weinbergpfirsich" stand am Anfang eines Trends auf den Obsttheken. Dass es Renjas Aufsatz auf Platz 5 schaffen würde war nicht von Anfang an vorherzusehen, ist aber vielversprechend.
Mein Dank geht an die Leser und Kommentatoren.

22. März 2015

Spaziergang in Kitay-Gorod und Chistye Prudy

Ist das schon Aprilwetter jetzt, oder was? Über Nacht war alles gefroren, also wurde mein Sonntags-Spaziergang stellenweise eine riskante Rutschpartie. Aber wenigstens schien oft die Sonne, die heute Nachmittag durch ein gräusliges Schneegestöber verdeckt wurde. Die Sonne, scheint's, ist auch etwas scheu geworden letztens, versteckt sich hinter allem was ihren Weg kreuzt!
Der Spaziergang führte mich durch Hinterhöfe neben der Tverskaya ("Immer die Fluchtwege kennen!") über den Roten Platz auf die Nemtzov-Brücke. An den Klöstern der Kitay-Gorod ("Korbstadt", wegen der früheren, geflochtenen Palisaden der Stadtbefestigung) vorbei ging es zu den Chistye Prudy, den "Sauberen Seen", an der Lubyanka borbei durch die Kuznetzky Most wieder heim. Auf der GPS-Karte also gegen den Uhrzeigersinn:


Auf der Moskva-Brücke ging ich zu der Stelle, an der vor drei Wochen Boris Nemtzov erschossen worden war, anscheinend von übereifrigen Chechenen. Bestimmt 100 Meter des Brückengeländers waren bedeckt mit frischen Blumen!


Kitay-Gorod und Chistye Prudy sind zwei sehr attraktive Quartiere, mit hoher Lebensqualität. Einige Bilder:







Denkmäler von Dichterfürsten ...


... stehen am "Sauberen Teich" (der früher eine Kloake war und "Dreckiger Teich" hiess, bis ihn Peter der Grosse einfach per Dekret umbenannte!):


Der berüchtigte Hintereingang der Lubyanka, des Hauptquartiers aller russischen Geheimdienste seit 1917 (Cheka, KGB, heute: FSB). 


Wer durch dieses Tor gebracht wurde, der konnte von hier aus Sibirien sehen ...

Zu guter Letzt passierte ich die Stoleshnikov, eine der 10 teuersten Strassen der Welt (noch nach det 5th Avenue aber vor der Bahnhofstrasse!):


Das Gelände neben unserem Haus hat einen schmiedeeisernen Zaun mit Hammer-und-Sichel-Symbolen. Die waren schon dick übermalt und kaum noch erkennbar unter unzähligen Lackschichten. Heute wurde der Lack abgeschlagen und die Ornamentprofile wieder geschärft. Wie nennt man das doch gleich: Restaurieren?

Statistik: Der Spaziergang dauerte 1:55 Stunden, und ich legte mit 11'364 Schritten 9.41 Kilometer zurück.

20. März 2015

Siegesverdunkelung

Am letzten Sonntag war ich im etwas pompösen Siegespark spazieren. Voel Marmor, Beton und Bronze dort. Aner die Sonne schien so schön, nur im Schatten war es noch recht kühl. 





Und noch ein Tzeretzeli:


Am Abend gab es frische Dorade auf Kürbis:


Heute war ja Sonnenverdunkelung, live leider mur 65%, also gerade noch wahrnehmbar. Um 13:22 Uhr war Kernschatten, da zündeten sie im Park vor meinem Büro das Feuerwerk! Renja und ich schauten uns Abends um Sieben die Aufzeichnung des AXE-Deoteams aus Spitzbergen an, die auf der hausgrossen LED-Leinwand am Novy Arbat gezeigt wurde. 



Danach gab's leckere Pizza im Zotman. 


16. März 2015

Frühmorgens durch Moskau fahren


Wenn viele andere noch schlafen, das Kind zur Schule muss, und der Vater zur Arbeit, dann ist die beste Zeit sich auf Moskaus Strassen zu bewegen. Und wenn dazu noch die Sonne aufgeht, dann macht das richtig Spass!

Ausserdem könnt ihr die Qualität meiner neuen Dashcam bewundern. Hier das Video, 3 Minuten bei Sonnenaufgang in Moskau.

Novaya ploshchad







9. März 2015

Artplay

Die Lofthouse-Galerie ARTPLAY in der Nähe des Kursker Bahnhofs an der dunkelblauen Metrolinie ist das El Dorado der Moskauer Innenarchitekten! Es gibt dort alle vorstellbaren italienischen Fliesen und Steine, Produzenten von Intarsien-Parkett (siehe den Blog von der Hermitage!) und Villeroy & Boch. Handgebaute deutsche Leicht-Küchen werden neben dem Geschäft für altenglische Unikate (Billardkugeln mit Durchmesser bon 80 cm, natürlich die schwarze 8) angeboten. Vitra natürlich mittendrin!

Wir waren eigentlich dort wegen der angeblichen Galerien, die wir aber nicht fanden. Da war das vorher im Vorbeigehen "entdeckte" Vinzavod etwas besser. Das Essensangebot im ARTPLAY fiel dann auch neben dem hohen Designstandard ab, und der Benchmark Düsseldorfs Food Market war eh' nicht mehr zu schlagen. 

Da steht was von "Prokofiev", aber dieser hier war ein Bierbrauer der Marke "Moskauer Bavaria"

Tunnelblick. Oder: Das Licht am Ende des Tunnels.

Kunst I

Kunst II

Steampunk in einer Vinzavod-Galerie.

Komposition neben dem ARTPLAY-Gelände, am Tunnelausgang.


8. März 2015

Ладья!

Ladya ist eine zwemal jährlich stattfindende Kunsthandwerksmesse. Der Pavillon 2 der Moskauer Expo wurde jetzt im März von geschätzt 400 Ständen besetzt, im Dezember werden es dann alle 8 Pavillons sein!
Man kommt nur mit Eintrittskarten in die Halle, aber das ist kein Problem. Man bekommt sie 20 Meter vor dem Kontrolleur, offen, von anderen Gästen geschenkt. Man kann sie auch kaufen, wenn man will. Wir beide jedenfalls hatten ohne unseren Lauf anzuhalten und ungefragt auf einmal zwei Packen mit insgesamt vier Tickets in der Hand!

Die Stände zeigten zum (kleineren) Teil wirklich gute Sachen, die nur auf Märkten angeboten werden oder von weit her kommen. Textilien waren häufig, aber auch Holz- und Walrosszahn-Schnitzer waren da, Schmuck, Porzellan und getrocknete Pilze wurden angeboten. Uns interessierten natürlich (am Tag der Frau!) Schmuck und Kleider am meisten, aber es wurden auch schon mal jecke Mützchen anprobiert. Chic war die Mütze aus Ziegenhaar, die wie eine graue Zottelperücke aussah: o-la-la! Oder die Fäustlinge aus Robbenfell aus Jakutien.

Wir kauften uns insgesamt drei Sachen:
• 100 Gramm getrocknete Himbeeren,
• ein Sack voll frisch gepuffter Weizenfladen ("Gibt's auch mit Schokolade! Oder mit Knoblauch!" - der Hersteller/Verkäufer hatte 15 Jahre bei Aachen gelebt!), und
• 500 Gramm Wildbienenwaldhonig aus dem Altai-Gebirge (jöööhdeli, die armen kleinen Bärenkinder, denen der jetzt fehlt!). 

Orenburger Strickwaren aus Ziegenhaar

Nicht alles wollte man gleich mitnehemn.

Den aber schon! Der braucht Wärme.
Jakutische Robbenfellmütze, innen mit Lammfell gefüttert. 

Na, wie sehe ich aus?

Wer findet die Verkäuferin?

Wer findet die beiden Verkäuferinnen? Das ist übrigens kein Selfie-Stick sondern ein Kissenholer.

Honig von Wildbienen, von dieser Wiese aus dem Altai-Gebirge.

Eine gelungene Bildersammlung von Zaren, Parteivorsitzenden und hemdsärmeligen Präsidenten.

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...