Erstens ist mir mein letzter Weisheitszahn (!), die Nummer 48 in meinem Zahnschema, unrettbar zerbrochen, während ich einen mehligen Apfel kaute. Dies führte zu einem kurzfristig angesetzten Arztbesuch in der hochmodernen Zahnklinik, die in der gesamten Anlage auf dem gleichen Stockwerk wie die Mammographie lag. Ich war entsprechend am Samstag morgens das einzige männliche Wesen dort!
Aber die dreidimensionale, hochauflösende CT-Aufnahme des Kiefers ist Spitze, sie gaben mir meine Datei plus Viewer mit. Es ist wirklich interessant daheim in Ruhe die Knochenstruktur seines Gesichts und des Kiefers inklusive der durch Bundeswehrärzte ramponierten Kieferhöhlen zu erforschen.
Zweitens habe ich den ersten Shot in der Dashcam, der es wert ist mitgeteilt zu werden. Am gleichen Samstag Morgen um Neun waren nämlich noch viiiiele Partygäste unterwegs, die Strassencafes des Prospekt Mira waren gut gefüllt mit Leuten im schwarzen Smoking, etc. Und vor dem weltberühmten Cafe Pushkin wurde eine Dame der Einfachheit halber für den Heimtransport in den Gepäckraum des geräumigen G-Mercedes eingeladen. Seht selbst:
Drittens war ich Freitag Abend von einem per Mail bekannten Angehörigen der Russischen Botschaft in der Schweiz zum Essen eingeladen: "Wir treffen uns um Sieben vor dem Aussenministerium und fahren dann mit dem Auto zum Essen." Es gab ein Thema, das wir im Februar einmal kurz angerissen hatten (auf Wunsch unseres Vorstandes), er konnte dann zu einem Treffen nicht erscheinen, und ich dachte mir nichts Böses, als er nun nach einer Weile wieder an den Faden anknüpfen wollte. Die Begrüssung war freundlich. Stutzig wurde ich, als es sich bei dem "Auto" um einen S63 V8 Biturbo AMG-Mercedes handelte - das schien mir etwas gross für einen Botschaftsattache! Im Auto dann wurden mir zwei andere Herren auf den Vordersitzen vorgestellt: "Ich habe noch meine beiden Freunde Igor und Anton mitgebracht, sie sprechen leider nicht Deutsch, aber können uns sicher beim Verhandeln helfen".
Vielleicht habe ich ja Vorurteile. Oder zu viele böse Russen in amerikanischen Filmen gesehen, was weiss ich. Aber diese Formulierung war einfach zu viel Cliché! Noch schlimmer wurde es, als ich Anton, den Besitzer des Kleinwagens, auf dem Parkplatz des Nobelrestaurants draussen im Wald an der Moskva aussteigen sah: Offenes Hemd bis zur Brust (oh, so viel Haar!) - und violette Krokoleder-Schuhe! Wirklich!
Ich kämpfte den ganzen Abend gegen meine Vorurteile an, es war und ist eine schwierige Situation.