29. Oktober 2013

Miserabile

Was für ein Morgen: Draussen Temperatursturz, Regen, todmüde, und in Erwartung einer ungeliebten Sitzung mit Reibungspotential. 
Gestern war ich hier in Lainate eingetroffen. Der Kollege aus Kopenhagen strandete schon am Flughafen: Vollsperrung nicht nur der Flieger. sondern auch der Bahnen und Taxis dort! Ich konnte dann schön Essen gehen, mit einem lokalen Beaujolais Nouveau und einem Zauberer mit Kartentricks. Er hatte die üblichen, immer wieder frappierenden Tricks, und legte zum Abschluss meinen Kaffeelöffel in meine Hand, streichelte darüber - und das Ding verbog sich tatsächlich!
Zum Abschluss trank ich einen Mokka (das von Renja im Praktikum gebraute Getränk). Im Hotelzimmer war es dann zu heiss, und ich schlief miserabel. Das Aufstehen um Sechs fiel mir seeeehr schwer, der doppelte Espresso zum Primo Collazione stellte gerade mal den Normalzustand für diese Uhrzeit wieder her. 

26. Oktober 2013

Łódź Design Festival

Von Poznan aus fuhr ich heute am späten Nachmittag direkt zum Messegelände, zum Lodz Design Festival. Renja kennt das, sie hat sich dafür schon ihr eigenes Poster gestaltet. Auf vier Stockwerken in einer alten Fabrik gab es sehr originelle Gestaltung zu sehen: von der speziellen Spaghetti-Gabel, Skateboards, 3D-Druck, Schmuck, Möbel, Essen, bis zu neuem Türen- und Wohnraum-Design. Hier geht der Trend übrigens eindeutig zum begehbaren Kleiderschrank!


Markierung auf dem Hallenboden

Puppenärmchen flehten um Hilfe.


Farbliche Gestaltung von Esstischen.


OK, bei meinem Bäcker muss es nicht genauso aussehen, das Gebäck würde mir langen.


Waffeltürme bekommen Nachschub geliefert.


Philips war auch da mit einem Stand. Sie hatten einen Licht-Tunnel mit duftendem Rindenmulch auf dem Boden und Gras an den Wänden angelegt. Die Lampe gefiel mir, blendet nicht und gibt fokussiert gutes Licht.


"Schmuck" (Ringe aus Bimsstein) aus der Lodzer Kunstgewerbeschule. Sehen unpraktisch und antisozial aus, aber die Farben sind gut.


Das Schild gab's auch umsonst als Kleber im Shop, war aber leider schon vergriffen als ich fragte.


Das neue Sortiment der PORTA-Türen. Erkennt ihr den Mondrian im ersten Innenraum?


Wieder Philips, diesmal in einem Gemeinschaftsprojekt mit DuPont (die ca. 80 cm hohe Lampe ist aus Corian, einem thermoformbaren Werkstoff aus 1/3 PMMA und 2/3 Aluminiumhydroxid ATH).

Poznań: Fündig geworden?

Heute war mein erster Besuch in der Altstadt von Poznan. Wie schon Warschau, versuchte ich auch in Poznan ein "gallery hopping" zu Fuss. 

Grosse Unterschiede taten sich auf zwischen den beiden Städten.

Natürlich ist die Architektur unterschiedlich, Poznan ist wesentlich "deutscher" geprägt, mit der Neigung zu Stadtschlössern und protzigen Natursteinburgen. Und das Zentrum besteht eigentlich nur aus dem Alten Markt (mit Zentralbauten aus den Siebzigern! würg!), der schöne Teil ist damit recht überschaubar. Es gibt schon Geschäfte, auch reizvolle, in den umliegenden Strassen, aber es ist nicht so anregend wie in Warschau dorthin zu laufen.

Ausserdem regnete es heute.

Das Schlimmste aber war: Bis auf zwei (!) gab es keine der 15 Galerien mehr, die ich auf der städtischen Liste vom Mai 2013 gefunden hatte! Alle Läden leer, Türen verschlossen, keine Bilder. Die eine der beiden Galerien war recht touristisch, und ich fand sie zufällig an der Strassenadresse einer der gesuchten (die es dort aber nicht gegeben hätte, wie mir der Galerist in einer eher surrealen Situation erklärte. Ich kam mir vor wie in einem Film von David Lynch). Und die andere Galerie war die städtische (genau, auch noch in dem Zweckbau mitten im Marktplatz!). Hier sah ich jedoch Zeichnungen der diesjährigen besten UAP-Diplomandin, Anna Frąckowiak, die mir gut gefielen. Zum einen sind es ursprünglich Photographien landestypischer Szenen der Gegend von Wenecja bei Lodz, zum anderen sehen sie gut aus (sind linienhaft gedruckt, horizontale Strichstärke entspricht dem digitalen Schwärzegrad des Pixels). Unten seht ihr zwei der Bilder, wobei mir aufgefallen ist, dass ich gerahmte Bilder immer einige Grad schief photographiere. Andere wahrscheinlich auch, aber da fällt es nicht so auf!


Nach drei Stunden Fussmarsch durch Poznan hatte ich Hunger und Durst. Also kaufte ich mir ein grosses Wasser und einen "Rogal" (das Gebäck, das einige Blogs weiter oben abgebildet wurde, und das tatsächlich nach Gewicht verkauft wird! Es ist teurer als Entrecote!); dann machte ich mich auf den Weg zurück.


 
Städtische Ausstellung mit Modell des Pavillons zur 100-Jahr-Feier der Staatsgründung Polens im Dezember 2018

Das erste Bild von Anna Frackowiak, Bauernhof hinter einem Baum. Leider spiegelte das Glas etwas. 


Das zweite Bild, vom See in Wenecja.


Der Alte Markt von Poznan.


Graffitti an einem Musikladen.


"Cäsar's Palast" 


Ein kleines Rätsel: Was hat der Marian Rejewski wohl gemacht? (Tip: die Fähigkeit ist wieder von hoher Aktualität!)


Um Zwölfe mittags erscheinen aus einer Tür des mittleren Türmchns zwei Ziegen und stossen sich mit dem Kopf zwölfmal. Dazu spielt ein Trompeter, und die Touristen klatschen am Ende.

16. Oktober 2013

Dienstag mit Renja

Gestern musste die Kleine erst mal ausschlafen, nachdem sie um vier Uhr früh noch in ihrem Zimmer (dem "Blauen Salon") 'rumgeturnte. Renja war einfach zu geschafft vom Sonntag, zu aufgekratzt. Nach dem Aufstehen bis zum Abend hatte sie es noch nicht mal auf den Balkon geschafft, so müde.

Den Abend gingen wir dann zusammen mit den beiden deutsch Auditoren in's "Anatewka", das jüdische Restaurant. Nach dem Vorspeisenteller (Tartar mit Wachteleiern, Hering mit Orangen, und Gänsepastete mit Preiselbeeren) hatten drei von uns Ente mit Backäpfeln. Und das Dessert waren Puddings nach Rebekkas Art (Panakotta mit warmen Himbeeren). Dazu jeder (!) ausser dem Fahrer zwei gewürzte Wodka, von Wirt spendiert. Der sehr gut Deutsch sprach, da er zwei Jahre in Stuttgart gearbeitet hatte. Der Bummel in frischer Luft über die noch belebte Piotrkowska danach tat gut.

Heute fuhren wir zusammen in's Büro. Alle freuten sich Renja kennenzulernen. Am Morgen verbrachte sie einige Zeit im Labor und machte einen Farbtest (überdurchschnittlich gutes Ergebnis), danach ging sie in den Kundenservice und sah zu, wie Bestellungen der Kunden eingegeben und verarbeitet werden. Unser Service ist übrigens der beste der Clariant Masterbatches in Europa, da kann man noch was lernen!

Um zwei Uhr holte ich sie dort ab, und die meiste Zeit des Nachmittags verbrachten wir gemeinsam in meinen Sitzungen ("work shadowing"). Zuerst war Teamsitzung für die SAP-Erweiterung um das "Warehouse Modul WM", da ging es um Bandbreiten und die Gestaltung der Profit Center in der Sonderwirtschaftszone. Und danach das reguläre Management Committee, mit Gehaltsfragen und Sicherheitsplanungen für die zukünftige Zutrittskontrolle, und das Datum der Weihnachtsfeier. Renja äusserte sich allerdings nicht zu unserer Performance, auch nicht im Abspann.

Zuhause haben wir dann Steaks mit gekauften Wildpilzen (max. 50% Ausbeute) in die Pfanne gehauen und uns satt gegessen. Vorspeise war ein leckerer schwarzer Kugelrettich.

Mogn geht Renja in die Produktion und die Planung.

14. Oktober 2013

Sonntags mit Renja


















Herbstspaziergang im Romanowska-Moor, "Gravity" in der Manufaktura im IMAX 3D, thailändisch Essen, und zum Abschluss das "Light Move Festival Lodz 2013" (gute Videos stehen schon auf Youtube!)

13. Oktober 2013

Warschau mit Renja

Ganz pünktlich kam sie aus der Spiegeltür in Okęcie, schaute sich nicht um und lief daher erst mal von mir weg. Wir trafen uns aber bald, denn die Empfangszone ist ja nun nicht sooo gross, dass man sich verlaufen könnte ...

Als erstes ging es in die Stadt, dabei wurde schon mal der Ausflug auf die Platform des Kulturpalastes wegen akuten Dunstes gestrichen. Dafür fand das Navi fast von allein die Piste zum Outlet der Schokoladenfabrik Wedel, wo wir nach dem Self-Service mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Polnisch abkassiert wurden. Ach übrigens: die unzähligen Pixie-Klos vor dem Fussballstadion, von denen ich schon berichtete, waren heute verschwunden! Schade, ich war extra einen kleinen Umweg gefahren, um sie Renja als neues Wahrzeichen zu zeigen. Wahrscheinlich standen sie dort aber nur für die Dauer der Jahresversammlung des Polnischen Inkontinenzverbandes ... Darüber macht man keine Witze, Bub!

Zum Mittagessen lud ich Renja in eine "24-Stunden-Kneipe" ein. Sie erwartete das Richtige, und wurde durch den Anblick der heruntergekommenen Häuser in der Nachbarscchaft auch noch bestärkt darin. Die Soho-Factory liegt auch tatsächlich etwas merkwürdig, ist aber eine Kreativinsel. Aber das 24/7 offene Restaurant "Warszawa Wschodnia" ist ein Spitzenrestaurant! Man sitzt wie beim Tepanjaki rund um den Herd, an dem vier Köche das Menü für den Abend vorbereiteten und die konkret bestellten Gerichte. Renja entschied sich für Oktopus-Salat und Kalbsschnitzel, ich für Gurkensuppe und gebratenen Oktopus. Es war alles sehr lecker, auch die kleinen Brötchen dazu. Das Mineralwasser kam in einer Beugebuddelflasche. Und das Ganze war mehr als erschwinglich!

Nur dass einer der Köche die ganze Zeit direkt vor uns die Zutaten für's Tartar kleinsthackte, das war störend. Aber nun wissen wir, dass auch die nicht kleingehackten Zutaten astreine Ware sind! Und dass die Pommes Frites frisch aus rotschaligen Kartoffeln gefertigt werden.

Die Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst war ordentlich, aber bot wenig Highlights. Am besten waren noch die interaktiven Exponate.

Renja konnte sich sogar doppeln!

"For a man with a hammer, everything looks like a nail!"

Na, nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt, bei der Renja auch ein cooles Sweatshirt fand ("Doing real stuff sucks") und wir beim Stammlokal von Wedel eine bittere Schokolade bzw. das Schokoladen-Triplet tranken und einen Käsekuchen teilten, fanden wir uns in den "Goldenen Terrassen" ein, um die Kollegin Ewa und ihre Familie für das Konzert zu treffen. War nicht ganz trivial, weil mein iPhone wegen Ladungshemmung ausgeschaltet war (ich wollte doch das letzte Milliwatt dafür aufsparen, dass mich Renja im Notfall mit der neuen polnischen Nummer anrufen kann!) (Hallohallo, Ralph, ist dir nicht aufgefallen, dass Renja dich auch nicht erreichen kann, wenn dein Handy ausgeschaltet ist um Strom zu sparen für ihren Anruf?)
Wir gingen dann zu siebt in den grossen Konzertsaal des von Joseph Stalin dem polnischen Volk gestifteten Kulturpalastes. Das Bauwerk ist umstritten, aber es ist zu teuer es abzureissen, als bleibt es stehen. Es ist immerhin das siebthöchste Gebäude Europas! Der Konzertsaal fasst 2880 Personen, und das Konzert der Gruppe Dżem war ausverkauft bis auf den letzten Platz. Renja und ich sassen weit getrennt auf randständigen, ungepolsterten Not-Klappsitzen!
Die Gruppe Dżem hatte zur Verstärkung ein kleines Symphonie-Orchester mitgebracht. Meine Meinung ist nun, dass sie das besser gelassen hätten. Die Rockband spielte sehr anständig, das hat Spass gemacht und das Publikum klatschte auch (nach lautem Mitsingen fast aller Lieder!) vier Zugaben heraus, so dass Dżem insgesamt 3 1/4 Stunden auf der Bühne waren. Aber die Einstellung der Verstärker betonte so sehr die Rockgruppe und darin dann wieder Gesang, Gitarre und Schlagzeug, dass das Orchester akustisch nicht mehr aufgelöst werden konnte und nur einen Geräuschteppich produzierte. Es machte alles einfach ein wenig sehr lauter, sozusagen. Und dann frage ich mich, wozu brauche ich eine Oboe, einen Kontrabass und eine Perkussionsgruppe (die aus Leibeskräften spielt!), wenn ich sie eh nicht höre?! Aber es war trotzdem sehr anregend, hat sich gelohnt.

Ja, und danach sind wir mit bis zu 211 Sachen nach Łódź gebraust und haben den Camembert aus dem Kühlschrank leergemacht ...


10. Oktober 2013

Low Carb

Soeben ist meine low carb Diät kollabiert! In sich zusammengefallen beim Anblick dieses schweren Poznańer Gebäcks aus Nüssen und weissem Mohn. 

Drückt mir bitte die Daumen bei ihrer Reanimation!

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...