13. Oktober 2013

Warschau mit Renja

Ganz pünktlich kam sie aus der Spiegeltür in Okęcie, schaute sich nicht um und lief daher erst mal von mir weg. Wir trafen uns aber bald, denn die Empfangszone ist ja nun nicht sooo gross, dass man sich verlaufen könnte ...

Als erstes ging es in die Stadt, dabei wurde schon mal der Ausflug auf die Platform des Kulturpalastes wegen akuten Dunstes gestrichen. Dafür fand das Navi fast von allein die Piste zum Outlet der Schokoladenfabrik Wedel, wo wir nach dem Self-Service mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Polnisch abkassiert wurden. Ach übrigens: die unzähligen Pixie-Klos vor dem Fussballstadion, von denen ich schon berichtete, waren heute verschwunden! Schade, ich war extra einen kleinen Umweg gefahren, um sie Renja als neues Wahrzeichen zu zeigen. Wahrscheinlich standen sie dort aber nur für die Dauer der Jahresversammlung des Polnischen Inkontinenzverbandes ... Darüber macht man keine Witze, Bub!

Zum Mittagessen lud ich Renja in eine "24-Stunden-Kneipe" ein. Sie erwartete das Richtige, und wurde durch den Anblick der heruntergekommenen Häuser in der Nachbarscchaft auch noch bestärkt darin. Die Soho-Factory liegt auch tatsächlich etwas merkwürdig, ist aber eine Kreativinsel. Aber das 24/7 offene Restaurant "Warszawa Wschodnia" ist ein Spitzenrestaurant! Man sitzt wie beim Tepanjaki rund um den Herd, an dem vier Köche das Menü für den Abend vorbereiteten und die konkret bestellten Gerichte. Renja entschied sich für Oktopus-Salat und Kalbsschnitzel, ich für Gurkensuppe und gebratenen Oktopus. Es war alles sehr lecker, auch die kleinen Brötchen dazu. Das Mineralwasser kam in einer Beugebuddelflasche. Und das Ganze war mehr als erschwinglich!

Nur dass einer der Köche die ganze Zeit direkt vor uns die Zutaten für's Tartar kleinsthackte, das war störend. Aber nun wissen wir, dass auch die nicht kleingehackten Zutaten astreine Ware sind! Und dass die Pommes Frites frisch aus rotschaligen Kartoffeln gefertigt werden.

Die Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst war ordentlich, aber bot wenig Highlights. Am besten waren noch die interaktiven Exponate.

Renja konnte sich sogar doppeln!

"For a man with a hammer, everything looks like a nail!"

Na, nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt, bei der Renja auch ein cooles Sweatshirt fand ("Doing real stuff sucks") und wir beim Stammlokal von Wedel eine bittere Schokolade bzw. das Schokoladen-Triplet tranken und einen Käsekuchen teilten, fanden wir uns in den "Goldenen Terrassen" ein, um die Kollegin Ewa und ihre Familie für das Konzert zu treffen. War nicht ganz trivial, weil mein iPhone wegen Ladungshemmung ausgeschaltet war (ich wollte doch das letzte Milliwatt dafür aufsparen, dass mich Renja im Notfall mit der neuen polnischen Nummer anrufen kann!) (Hallohallo, Ralph, ist dir nicht aufgefallen, dass Renja dich auch nicht erreichen kann, wenn dein Handy ausgeschaltet ist um Strom zu sparen für ihren Anruf?)
Wir gingen dann zu siebt in den grossen Konzertsaal des von Joseph Stalin dem polnischen Volk gestifteten Kulturpalastes. Das Bauwerk ist umstritten, aber es ist zu teuer es abzureissen, als bleibt es stehen. Es ist immerhin das siebthöchste Gebäude Europas! Der Konzertsaal fasst 2880 Personen, und das Konzert der Gruppe Dżem war ausverkauft bis auf den letzten Platz. Renja und ich sassen weit getrennt auf randständigen, ungepolsterten Not-Klappsitzen!
Die Gruppe Dżem hatte zur Verstärkung ein kleines Symphonie-Orchester mitgebracht. Meine Meinung ist nun, dass sie das besser gelassen hätten. Die Rockband spielte sehr anständig, das hat Spass gemacht und das Publikum klatschte auch (nach lautem Mitsingen fast aller Lieder!) vier Zugaben heraus, so dass Dżem insgesamt 3 1/4 Stunden auf der Bühne waren. Aber die Einstellung der Verstärker betonte so sehr die Rockgruppe und darin dann wieder Gesang, Gitarre und Schlagzeug, dass das Orchester akustisch nicht mehr aufgelöst werden konnte und nur einen Geräuschteppich produzierte. Es machte alles einfach ein wenig sehr lauter, sozusagen. Und dann frage ich mich, wozu brauche ich eine Oboe, einen Kontrabass und eine Perkussionsgruppe (die aus Leibeskräften spielt!), wenn ich sie eh nicht höre?! Aber es war trotzdem sehr anregend, hat sich gelohnt.

Ja, und danach sind wir mit bis zu 211 Sachen nach Łódź gebraust und haben den Camembert aus dem Kühlschrank leergemacht ...


1 Kommentar:

  1. Oh, das klingt sooo gut. Bis auf die 211 Sachen. Vater, du musst doch auf meine kleine Schwester aufpassen. Es ist aber schoen zu hoeren, dass ihr ausreichend esst, das ist doch wichtig fuer einen so erlebnisreichen und anstrengend Tag! Da wuensche ich euch viel Spass am heutigen Tag, hoffentlich regnet es nicht so abscheulich wie hier. Und erst die wilden Krähen...

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