14. Mai 2011

Impresa

Oh, endlich wieder eine andere Überschrift über dem Blog! Ich hatte eine längere Pause, in der ich nicht zum Schreiben kam. Meine Entschuldigung bei allen "Möchtegern-Lesern", die doch gerne etwas lesen möchten!

Gestern nachmittag und Abend fand die langersehnte Betriebsfeier (polnisch "impresa") zum 20-Jahre Jubiläum der Firma statt. Organisiert worden war sie von Karolina aus Labor und Joanna aus dem Einkauf, die aber niemanden einweihten in die konkreten Pläne. Rund 60 Mitarbeiter waren gestern dabei und wurden mit dem modernen Bus nach Aleksandrow Lodzki an einen See gefahren. Dort, in einer kleinen Freizeitanlage mit Restaurant und beschirmten, grob aus Holz geschnittenen Tischen, waren schon Überraschungen für das Teambuilding aufgebaut: Klettern an einer aufblasbaren Klettersäule (sehr schwer!), Schiessen mit Bogen, Luftgewehr und Paintball-Schleuder, Sackhüpfen, Tischfussball mit lebenden Figuren, und ein Segway-Slalom. Meine Gruppe fing mit dem letzteren an, und ich habe mich riesig auf den Segway gefreut: Endlich durfte ich mal das Fahrgefühl testen! Und ich wurde nicht enttäuscht, es ist prima - und ganz schnell gelernt! Wir waren uns alle in der Gruppe einig, dass wir - wenn wir einmal gross sind - in eine Shopping Mall als Sicherheitskraft gehen, die können den ganzen Tag damit herumfahren! Insgesamt hat sich die Gruppe an allen Stationen wacker geschlagen, aber wir kamen nicht unter die ersten Drei (von acht Gruppen) und bekamen also auch keinen Pokal überreicht.

Danach gab es etwas zu essen - und Wodka. Die Aktivität wurde auch in dieser Kombination angekündigt, und es war doch erst sechs Uhr! Auf jeden Tisch wurde eine Flasche gestellt, Gläser standen schon bereit, also ging es los. Und der Wodkavorrat schien den ganzen Abend über schier unerschöpflich. Trotzdem gab es keinen Ausfall, ausser vielleicht bei einem Mitarbeiter, der zum Glück nicht aggressiv wurde sondern nur ein unstillbares Verlangen nach Nähe entwickelte. War nicht so mein Ding, und er wurde auch von der (mitorganisierten) Sicherheitskraft immer mal wieder zurechtgerückt. Alle Mitarbeiter benahmen sich auch unter Alkohol sehr ordentlich, wenn auch etwas lockerer und enthemmter. So wollte zB der Betriebsmeister Marek mich am Abend immer wieder mal gerne in seiner Nachbarschaft sitzen haben, und kommandierte mich dann auch mal gerne mit einem barschen "Ralph!" heran zu sich und wir unterhielten uns dann ein wenig auf Polnisch. Aber damit kann man doch gut leben, oder? Eine Rede habe ich nicht gehalten, dafür war der Open Air-Anlass zu zerfleddert, weil doch immer jemand gerade vom Essenfassen oder der Toilette kam oder gerade Nachschenken musste. Es war immer recht laut gestern.

Am besten war  noch die Disco auf der grossen Tanzfläche. Den ganzen Abend wurde getanzt, und die Mitarbeiter taten das durch die Bank sehr gut und stilvoll. Okay, wie gesagt wurde der Tanzstil am späteren Abend dann doch etwas freier. Es war grundsätzlich Damen- und Herrenwahl, denn die Frauen waren da gar nicht auf den Holzbänken zu halten. Mein persönlicher Stil war schwer einzuschätzen; am besten wird er noch beschrieben als der eines 57-jährigen Seltentänzers mit Rückenschmerzen - also sicher rhythmisch routiniert aber optisch verbesserungsfähig.

Später kam dann noch eine junge Truppe mit Feuerzauber, Feuerspucken und Wirbeln von Feuerwerk-Vulkanen etc. Im Mondschein und zum lauten Gequake der Frösche sah das spitze aus! Der Höhepunkt aber war das gemeinschaftliche Feuerlaufen auf der Glut eines grossen Lagerfeuers. Alle sollten mitmachen und taten das auch. Für mich war es das erste mal in meinem Leben, dass ich barfuss über Glut gelaufen bin! Man macht das mit normaler Geschwindigkeit und zusammengekrümmten Zehen (damit sich keine glühenden Stückchen einklemmen), und endet nach den sechs Schritten lediglich mit "heissen Füsschen" und ohne Verbrennung oder so. Ein starkes Gefühl!

Etwa um Mitternacht fuhren wir alle mit dem Bus wieder nach Hause, und weil wir direkt vorbeikamen wurde ich vor meiner Haustür abgesetzt und mit grossem Hallo verabschiedet ("Unser Präsident verlässt den Bus"!).

Das Auto stand ja aber noch im Betrieb, und so hatte ich heute morgen die Wahl entweder ein Taxi zu rufen oder in den Betrieb zu laufen. Aus verschiedenen Gründen habe ich mich für's Laufen der 9.2 km entschieden, im wesentlichen weil das Wetter super war für einen fast zweistündigen lüftenden Spaziergang im Grünen, und weil ich dann keine unverständliche Taxizentrale anrufen musste. Der Entscheid war auf jeden Fall richtig, denn der Weg war wirklich ländlich, angenehm und grün.

3 Kommentare:

  1. aber Samstag morgens hast du doch immer Polnisch?!
    Das Fest klingt spitze und nach einem vollen Erfolg. Oh, wie schön das gewesen sein muss, lauter nette, feiernde Leute, der Vater mitten drin und dann so ein Spektakel!!! Glühende Kohlen, wow, Hut ab!

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  2. oh, und Karolina kommt aus Labor (einer polnischen Stadt) oder ist sie in der Forschung tätig?

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  3. Und, es ist herrlich für mich Möchtegernleser neues Futter zu bekommen. Da habe ich mich schon die letzten zwei Wochen drauf gefreut!

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824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...