30. Dezember 2011

Ich lege hier eine Pause ein.

Es tut mir leid, wenn ich einige treue Leser(innen) schon bisher enttäuscht habe und ihnen bei ihren Besuchen meines Blogs nichts Neues bot. Die letzten Tage und Wochen waren ganz normale Tage, es gab kaum etwas Berichtenswertes. Es war einfach ganz normales Leben, und das ist zwar an sich schon spannend, aber sehr schwer für andere aufzuschreiben. Und darüber zu lesen ist ja auch nicht immer prickelnd.
Also lege ich jetzt eine kreative Pause ein und stoppe diesen Blog bis auf weiteres. Vielleicht fange ich ihn an einem Tag in der Zukunft wieder an, oder ich mache etwas ganz Neues. Am besten ihr abonniert den Blog per Mailbenachrichtigung (unten rechts: "follow by Email"), dann bekommt ihr den Wiederbeginn sicher mit.

Ich bedanke mich bei euch allen für eure Treue, die mir Motivation war. Es war eine schöne Erfahrung für mich, und ich werde es vermissen zu schreiben. Bis bald!

18. Dezember 2011

Das Wochenende mit Reida

Samstagmorgen: Berlitzzeit! Während Reida sich noch einmal umdrehen konnte, musste ich in die feindliche Umwelt, hinaus in den Regen und zur Lektion. Es war die letzte Stunde dieses Jahr, und Kasia gab sich alle Mühe. Sie machte sich (zu Recht) lustig über den Chef von Berlitz, der seinen Lehrerinnen und Lehrern nebst den Weihnachtsgrüssen ein Geschenk gegeben hatte: Ein Glas löslichen Kaffees! Das mag ja im Sozialismus eine tolle Gabe gewesen sein, lockt aber heute keinen mehr aus der Versenkung.

Danach holte ich Reida in der Romanowska ab, und wir gingen in die Stadt. Zuerst gab es Kultur: Der Poznanski-Palast mit dem Museum der Stadt Lodz. Der Palast (neben der Manufaktura, denn die heutige Manufaktura ist die einstige Poznanski-Textilfabrik) gibt schon einiges her, zeigt den Reichtum (und die Geltungssucht) eines Fabrikanten um die vorletzte Jahrhundertwende. Unten im Keller ist das Stadtmuseum, etwas eklektisch und sehr beengt. Den berühmten Söhnen der Stadt, allen voran Artur Rubinstein, wird ein Denkmal gesetzt.

In der Manufaktura-Mall machten wir - erschöpft vom Museum - erst mal eine Pause in meinem Kaffeehaus. Da liessen wir es uns gut gehen und beobachteten Passanten. Danach kauften wir für das Wochenende ein, beide etwas unsicher: Reida kannte sich nicht so aus, mir waren die 2-Personen-Mengen unheimlich, und beide, weil wir mit dem Geschmack aufeinander Rücksicht nehmen wollten. Aber am Ende hatten wir uns auf Lachs-Ricciutelle und eine echte Rindsbrühe geeinigt und alles dafür im Einkaufswagen.

Als wir dann heimkamen, wollte ich anfangen etwas für die Firma zu arbeiten. Ich drehte fast durch, als sich herausstellte, dass mein Laptop seine lokale Kopie der Arbeitsfiles verloren hatte, und dass ich nicht in's Internet kam um sie auf dem Firmenserver zu finden. Mir blieb also nichts anderes übrig als Reida alleine in der Wohnung zu lassen und den ganzen Abend (nach den Teigwaren) in der Firma zu arbeiten. Aber ich wurde noch vor Mitternacht fertig, da sass Reida auch noch hier an diesem Mac und suchte ein [unerwähnbares geheimes Geschenk] im Internet.


Heute schliefen wir erst mal aus, und als ich aus der Dusche kam, da stand das Sonntagsfrühstück schon auf dem Tisch. Das war schön! Wir wollten auf den jüdischen Friedhof gehen, und danach in die Stadt zum Bummeln. Zum Glück war es trocken, aber doch empfindlich kalt (vor allem im Wind!). Der jüdische Friedhof ist der grösste in Europa, und noch immer aktiv. Es ist ein riesiger Wald, voll mit alten Bäumen, Efeu, dazwischen Stelen und Platten. Wir gingen die Wege entlang durch das Dickicht und versuchten die Bilder und (hebräischen) Beschriftungen auf den Grabsteinen zu verstehen. Mitten in diesem Wald begegnete uns ein Mann, der uns ansprach woher wir kämen und sofort anfing, uns herumzuführen (er sprach Deutsch, Englisch und Polnisch dabei). Er hatte ein Grab geschmückt im Auftrag eines amerikanischen Freundes, dessen Grossvater im Lodzer Getto verhungert und dort beerdigt worden war. Ich machte ein Bild von ihm an diesem Grab, und er photographierte uns. Er wollte dann noch meine Adresse, um mir das Bild zu schicken, aber ich gab ihm eine falsche Anschrift (und fühlte mich schlecht dabei).

In der Piotrowskastrasse bummelten wir 50 Meter und kehrten dann sofort in die "Dekadencja" ein, ein Teehaus mit ganz viel Brokat und tiefen Sofas. Es war sehr gemütlich, aber Reida wurde trotz einer grossen Kanne Früchtetees nicht warm: sie sass die ganze Zeit in der Winterjacke da. Zum Tee wurden Orangenschnitze und ein Stück Schokolade gereicht, und es gab sogar einen (etwas komischen) Aufgesetzten mit Himbeergeschmack zum Kosten aus einem kleinen Fässchen (Selbstbedienung!). Dazu Weihnachtslieder bis zum Abwinken.

Der weitere Bummel auf der Fussgängerzone mit Andeutung eines Weihnachtsmarktes war dann eine zügige da zugige Sache. Nur eine Pause machten wir, um am einzigen lauten Stand (mit Polen aus den Beskiden in Tracht und mit einer gänzlich unweihnachtlichen Holzfanfare) den bestellten geräucherten Hartkäse zu kaufen. Und ich machte ein Photo von Reida zusammen mit Artur Rubinstein, bevor es anfing leicht zu schneien:

Abends gab es dann die Rindsbrühe mit viel Gemüse, auf die wir uns schon die ganze Zeit in der Kälte gefreut hatten. Und die Pomelo zum Dessert ist auch schon geschält ...

Reida ist angekommen!




Am Freitag Abend stieg Reida aus dem Fernbus von Wroclaw nach Lodz. Lang ersehnt, denn der Wind blies eisig um die Ecke, an der ich wartete. Da fällt mir der alte tschechische Witz ein: Warum stehen Polizisten im Winter immer an der Ecke? Na, weil es dort immer 90 Grad hat!

Sie hatte die letzten zwei Tage nichts anständiges zu essen gehabt und hatte entsprechend einen Mordshunger. Wir gingen daher spontan in die Piotrowska. Wir klapperten - bei strömendem Schneeregen, gruuuselig! - wirklich alle bekannten Lokale ab - alles war schon komplett besetzt! Kein einziger Platz mehr frei in acht Restaurants (nur im Irish Pub boten sie uns den Katzentisch in der Schummerecke an, der noch nicht einmal eingedeckt war)! Da fiel es uns dann ein: Überall waren die Weihnachtsessen der Firmen, es war ja Freitagabend!
Wir fuhren weiter in die Manufaktura, und im letzten Restaurant (Bella Napoli) gab es dann noch einen Tisch für uns zwei, nahe der Eingangstür. Aber die Kellnerin war nett: Sie sprach gaaaanz langsam Polnisch mit mir, und die Verständigung klappte gut. Nur in einem Notfall musste sie auf Englisch wechseln (der bestellte Fisch war ausgegangen, und es ging um die Auswahl der Alternativen).

8. Dezember 2011

Schnee

Heute Abend fällt der erste Schnee und hat schon alles ordentlich zugedeckt. Die Strasse klingt aus der Entfernung wie jede Menge Schneematsch. Und morgen muss ich mit Sommerreifen nach Warschau zum Flughafen - da muss ich rechtzeitig losschleichen!

7. Dezember 2011

Noch kein Winter, aber schon kalt.

Heute haben die Weihnachtsbaumverantwortlichen der Firma ihre Arbeit gemacht und mit viel Lärm und Freude die drei Bäume aufgestellt und (elektrisch) beleuchtet. Überall liegen Plastiknadeln herum, ich persönlich finde die Modelle etwas gar klein für die Halle, und der eine Baum leuchtet nur in der oberen Hälfte - aber sonst passt's schon.

Am Morgen waren wir beim Präsidenten (Kollege!) der Sonderwirtschaftszone Lodz, um uns nach dem Stand der Infrastrukturarbeiten in seinen Parks zu erkundigen. Es fehlen ja noch Strasse, Kanalisation und Telekommunikation zu unserem Lieblingsgelände. Er war anfangs sehr reserviert, aber am Ende (als er erkannte, dass uns ernst ist und wir sonst wirklich woanders hingehen könnten) taute er auf. Er versprach uns verbindliche Auskunft über Termine etc. bis Ende Jahr. Wenn man dann von dort aus weiterrechnet, kommt man auf einen frühestmöglichen Baubeginn im Oktober 2012 - und im Winter fängt hier niemand das Bauen an! Wird also nix dort auf unserem bevorzugten Gelände! Daher sind wir allesamt danach auch zu einem Alternativ-Gelände gefahren, in Konstantinow. Das liegt nicht so gut, könnte auch etwas teuer werden. Dafür wäre es fertig erschlossen und so gross, dass wir bequem ein Fussballfeld mit auf das Gelände nehmen können. In anderen Ländern werden ja auch Orangenplantagen auf's Werksgelände gestellt!

Also, bis eben habe ich innerlich wirklich gefroren. Es war draussen gar nicht so extrem kalt, und die Heizung in meinem Büro funktioniert auch (allerdings nach russischem Verfahren: entweder glühend heiss oder gar nicht, der Regler ist nur Verzierung!). Erst der Tee und die Spiegeleier auf Lachs gaben mir etwas Wärme. Schluchz!

Vorgestern habe ich eine Pomelo als Mittagessen gehabt (da wurde mir übrigens danach auch kalt). Und ich habe ein Schalenstück in die Dose zu meinem Schwermer-Marzipan gelegt, auf dass es nicht austrockne. Aber das Gegenteil war der Fall: das Marzipan nahm alle Feuchtigkeit auf (und auch etwas vom Pomelo-Geruch), und die Schale war ausgetrocknet-schrumpelig! Jetzt stehe ich da und habe zu feuchtes Marzipan! Dafür habe ich einen neuen Exsiccator erfunden!

3. Dezember 2011

Rätsel für den 2. Advent

Und, wer findet eine Lösung, wie man von 2011 nach 2012 kommt? Man darf jeden Prozessor so oft nutzen wie man möchte, aber nicht zweimal hintereinander.


2011  2012

Heit san österreichische Wochn

Nach dem unvergessenen Ludwig Hirsch (wer es ganz hart mag, sollte unbedingt "I lieg am Ruck'n" von ihm hören!) heute etwas von einem meiner Lieblingskomiker: Helmut Qualtinger als Hüttenwirt über die Zukunft Tirols. Verständnisprobleme sind beabsichtigt.

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...