30. Dezember 2013

Brille Jan in Farbton WMB3


Vorgestern waren Rhea und Renja beim Optiker zum Vermessen des Augenlichts und Aussuchen je einer Brille. Renja entschied sich für eine schwarze RayBan mit matter Struktur, Rhea muss noch weiter suchen.
Heute, nachdem wir drei Auswanderer in Frankfurt in der Visumzentrale unsere Anträge abgegeben hatten, spazierten wir noch durch das morgendliche Rotlichtviertel zur Zeil. Eigentlich stand der Kauf eines warmen Pullovers für Renja auf dem Zettel, aber über die Zeit hinweg stieg ihre gefühlte Peinlichkeit (Eltern!) und die Ansprüche an Form, Farbe und Funktion. So scheiterten wir in unserem Unterfangen.
Aber auf dem Weg kamen wir an der Brillenmanufaktur "Eric Lauer" vorbei, und ich entschied mich nach fünf Jahren Tragens einer randloser Brille zu einem neuen Modell, handgefertigt aus Büffelhorn. Klassische Form verbindet sich mit individueller Maserung des Horns, olala. Ulrike und ich verbrachten mindestens zwei Stunden in dem Geschäft, mit Aussuchen der Form "Jan" und der Farbe "WMB3" und Vermessen der Augen (keine Änderungen). In knapp zwei Wochen ist die Brille fertig gefräst und poliert, da kann ich sie Ulrike abholen und ich kann die neue Brille gleich bei meiner Vorstellung bei den Kollegen tragen!

Gestell Jan

 die Hornplatte mit Maserung



 eine Riesenauswahl von Horn-Rohplatten

5. Dezember 2013

Ohne Bilder, aber das ist auch besser so!

Das müsst ihr mir jetzt einfach glauben.

Ich habe keine Bilder gemacht davon. Zum Einen weil man dort auf keinen Fall Bilder machen soll, zum Anderen weil ich ja selber beschäftigt war.

Es war im Terminal 1 des Flughafens Barcelona, nahe Gate 36, heute nachmittag. Der Flieger nach Berlin für Marc (aus Kopenhagen) und mich sollte in wenigen Minuten boarden, also gehen wir nochmal kurz auf die Toilette. Sicher ist sicher. Wir stellten uns also an die Pissoirwand, eine Person war zwischen uns. Richtig merkwürdig wurde es, als wir im Augenwinkel anhand rhythmischer Bewegungen feststellten, dass dieser Mann .... Ja richtig: er putzte sich am Pissoir die Zähne! Lange und sorgfältig, so schien es mir, denn er stand und schrubbte noch als wir schon wieder gingen. Wir lachten uns kaputt draussen vor der Tür! War ihm das Waschbecken in einer Flughafentoilette zu unsauber? Wie spülte er die Zähne? (Igitt, nicht vertieft nachdenken!)

Gibt schon tolle Typen auf der Welt. Schön, dass man von Zeit zu Zeit einem von ihnen begegnet!

26. November 2013

Ein Bild ist bestellt!

Gestern Abend habe ich an den Künstler Andrzej Stefan Wiśniewski noch eine (englische) Mail geschrieben, und ihn um Reservation des Torfmoor-Bildes bis zum 7. Dezember gebeten - dann würde ich ihn gerne in der Galerie treffen und das Bild abholen. OK, und vorher bezahlen.




Und heute früh war so schöne Sonne über dem Schnee, dass ich mich entschloss vor der Arbeit noch kurz zu dem Torfmoor zu fahren und die Szenerie nachzuempfinden. Es ist natürlich nicht die gleiche Landschaft (es sind ja 11 Jahre vergangen, da wachsen Büsche schon etwas; vielleicht stehe ich auch nicht ganz exakt an der richtigen Stelle), aber das Gemälde ist wirklich sehr treffend. Das wird eine schöne Erinnerung!







25. November 2013

Orgiastisch!

Auch hier in Polen war heute, wie immer einen Monat vor Heilig Abend, der

Internationale Tag des Textilklebens.

Zum Glück hatte mich Ulrike rechtzeitig mit einer Tube Kleber daran erinnert, denn ich weiss nicht ob ich den Feiertag nicht - wie letztes Jahr passiert - vergessen hätte.
Aber so war ich technisch und mental vorbereitet und konnte drei aufgerissene Hemdkrägen, zwei Schulternähte, und - erstmalig aus der Tube! - ein Hosenstoßband kleben!

Danach war ich aber auch am Ende. Was freue ich mich auf die normale Arbeit ab morgen wieder, nach dem Kraftakt!

23. November 2013

Bilder gefunden. Wie findet ihr sie?

Bei leichtem aber durchdringendem Nieselregen machte ich mich heute auf ins Zentrum von Lodz. Zuerst ging es zum Einkaufen (und Käffelchen trinken) in die Manufaktura. Von dort ging ich durch wenig ansprechende Nebenstrassen zur Piotrkowska, um Weihnachtsgeschenke zu finden. Ihr könnt aber wieder entspannen, ich habe sie nicht gefunden in dieser Technologiewüste hier!

Aber ich war in zwei Galerien: Zuerst in der von Piotr Uznański in der Piotrkowska 31, und auch (nach langem Fussmarsch auf und ab der Piotrkowska!) in der Galeria Sztuki Bałucka am Stary Rynek 2 (Alter Markt). Und in beiden habe ich etwas Schönes gesehen, das ich euch vorstellen möchte.

Bei Uznanski habe ich das erste Bild gefunden, das das Geburtshaus (na ja, fast: so wie ich "fast" in Würzburg geboren bin) des Textil-Fabrikanten Poznanski am Alten Markt im Jahre 1833 zeigt, als der Platz noch mitten im jüdischen Viertel lag. Das fast photorealistische Ölbild (30 x 40 cm) wurde 2012 anlässlich von Feiern rund um den Alten Markt von einem Lodzer Künstler (Name leider vergessen) gemalt, es repräsentiert ein wichtiges Kapitel der Stadt. Für Renja: am Alten Markt waren wir beim Lichterspektakel.



In der Galerie Bałucka war überraschenderweise noch Licht, als ich hinkam (es war schon vier Uhr, alle anderen Geschäfte in der Innenstadt waren schon zu, und der Alte Markt ist nicht die Innenstadt!). Einer der Männer in der Galerie stellte sich unaufgefordert als der Künstler Andrzej Stefan Wiśniewski vor, und begleitete mich rührend durch seine Ausstellung. Und Achtung: Meine ganze Konversation mit ihm und dem Galeristen war nur auf Polnisch und brachte mir grosses Lob von beiden ein! In seinem Fall träfe meine Ambition der "Förderung junger polnischer Künstler" allerdings nicht so direkt zu, aber immerhin ist er noch zehn Jahre jünger als sein eventueller Mäzen. Es waren grossflächige (70 x 100 cm) Pastelle auf Papier ausgestellt, und die Motive waren fast ausschliesslich lokale (Lodzer) Landschaften. Sie haben mir trotz ihres Landschaftscharakters spontan gefallen, denn sie zeigen das Torfreservat gleich bei mir um die Ecke in Rąbien (im Sommer und im Winter), in dem ich schon mit Rhea und Renja spazieren war; sie transportieren schöne Erinnerungen an viele Spaziergänge dort.








Neben der künstlerischen Qualität sind natürlich auch ökonomische Faktoren zu beachten. Ich bin jedoch überzeugt, dass unser Geld bei Preisen von 50 (Uznanski) bzw 16 (Bałucka) Groschen pro Quadratzentimeter durchaus gut angelegt wäre.

U.A.w.g.

18. November 2013

"Heimathafen vorübergehend geschlossen"

Das am Wochenende im engsten Familienkreis besprochene Zukunftsthema entfaltet so langsam seine Dynamik. Natürlich ist noch nicht alles angedacht, geschweige denn angesprochen, was passieren könnte, wenn ... Aber alleine die Option, die Möglichkeit ohne jede Bestätigung und Sicherheit (nur mit hoher Wahrscheinlichkeit) entfacht Freude, Qualen, Unsicherheit und Visionen in hohem Grad bei allen von uns. Und trotz der gemeinsamen Basis gehen wir alle Fünf (bzw wahrscheinlich "Fünf Plus") auf ihre eigene Weise mit dem Thema um.

Ich selber schrecke am Sonntag morgen aus unruhigem Schlaf auf und denke an Vertragsdetails und an die Organisation der Übergangsphase ("first things first", oder FIFO). Ein Leben nach dem Umzug ist noch weit weg, unklar und Sorgen daher müssig. Auch bin ich das Leben mit Familie nicht mehr gewohnt (sie ja auch nicht) nach acht Jahren Pendlerbeziehung, wer weiss wie das wird. Also erst mal die naheliegenden Sachen in den Griff kriegen. Die Formulierung wurde bewusst gewählt, weil sie suggeriert, dass auch ich mich aus der Bahn geworfen fühle und bei Weitem nicht alles "im Griff habe".

Andere kommen besser damit klar, wenn sie die ganze Sache schon als "gegessen" betrachten und sich schon auf die Lösung (mir dagegen eher irrelevant erscheinender) konkreter Fakten konzentrieren. Die Wahl des Autos ist da nur ein Thema ("Wir brauchen schon einen Vierradantrieb!" und "wie geht es mit Diesel?"), die Galoschen sind ein anderes (Renja: "Was um alles in der Welt sind Galoschen???").
Dafür werden andere, fundamentale, Themen erst ganz am Rande angesprochen.

Wieder andere akzeptieren die Möglichkeit des Wechsels und sehen die positiven Seiten, wollen sich aber erst darauf einstellen wenn er wirklich sicher ist. Hier steht die Vermeidung von Enttäuschungen im Vordergrund. Der dadurch bewirkte Verlust der frühzeitigen Mitbestimmung, die Selbstbeschränkung auf eine duldende Rolle wird in Kauf genommen, um dann (spätere) Bestätigung zu sichern.

Eine andere Person sieht ihre Vergangenheit und Zukunft in Frage gestellt. Gewachsenes, gefestigtes, tragendes wird durch den möglichen Wechsel zwar nicht entfernt, aber zumindest relativiert. Zukunftspläne werden zu Makulatur, neu entstandene Unsicherheiten müssen erst mal überwunden und dann durch neue Pläne ersetzt werden. Bisher als einigermassen solide betrachtete Anker werden auf einmal durch fremde Hände gehoben, das Boot bewegt sich ungewollt. Die in Schweigen geronnene Verunsicherung muss erst mal überwunden werden, alte Anker durch neue ersetzt werden.

Wir haben auch den Fall der Mitfreude (fast) ohne Konditionen. Planungsdrang auf hohem Niveau koppelt sich mit an sich zur Zeit korrekt vereinfachenden Perspektiven ("Wird schon!"), verliert dadurch aber natürlich an Rückhalt in der Gruppe der anderen, die ganz andere Perspektiven oder Gefühle haben ("Die hat leicht reden!").

Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir das Thema nicht nur angesprochen haben, sondern dass wir alle auch noch 2 Wochen Zeit haben bis irgendetwas fest steht. In dieser Zeit wird sich sicher einiges klären in den Köpfen, der objektive Kenntnisstand wird zunehmen, und die richtigen Themen kommen dann erst auf den Tisch. Das wird dann schwieriger, denn das gleiche Thema bei unterschiedlichen Perspektiven zu lösen ist unendlich komplexer als ein Thema in Variationen zu besprechen.


13. November 2013

Mυστήριον


Ist das eine Angiographie? Oder ein Fluss-System mit einer Senke im Zentrum? 

Noch eine Weile muss dieses Rätsel ungelüftet bleiben. 

Es sei denn, jemand kennt ja diese oder ähnliche Graphiken. Dann bitte die Lösung nicht gleich öffentlich posaunen (denn sie könnte ja falsch und damit irreführend sein), sondern nur den entsprechenden Vornamen als Kommentar senden. 



29. Oktober 2013

Miserabile

Was für ein Morgen: Draussen Temperatursturz, Regen, todmüde, und in Erwartung einer ungeliebten Sitzung mit Reibungspotential. 
Gestern war ich hier in Lainate eingetroffen. Der Kollege aus Kopenhagen strandete schon am Flughafen: Vollsperrung nicht nur der Flieger. sondern auch der Bahnen und Taxis dort! Ich konnte dann schön Essen gehen, mit einem lokalen Beaujolais Nouveau und einem Zauberer mit Kartentricks. Er hatte die üblichen, immer wieder frappierenden Tricks, und legte zum Abschluss meinen Kaffeelöffel in meine Hand, streichelte darüber - und das Ding verbog sich tatsächlich!
Zum Abschluss trank ich einen Mokka (das von Renja im Praktikum gebraute Getränk). Im Hotelzimmer war es dann zu heiss, und ich schlief miserabel. Das Aufstehen um Sechs fiel mir seeeehr schwer, der doppelte Espresso zum Primo Collazione stellte gerade mal den Normalzustand für diese Uhrzeit wieder her. 

26. Oktober 2013

Łódź Design Festival

Von Poznan aus fuhr ich heute am späten Nachmittag direkt zum Messegelände, zum Lodz Design Festival. Renja kennt das, sie hat sich dafür schon ihr eigenes Poster gestaltet. Auf vier Stockwerken in einer alten Fabrik gab es sehr originelle Gestaltung zu sehen: von der speziellen Spaghetti-Gabel, Skateboards, 3D-Druck, Schmuck, Möbel, Essen, bis zu neuem Türen- und Wohnraum-Design. Hier geht der Trend übrigens eindeutig zum begehbaren Kleiderschrank!


Markierung auf dem Hallenboden

Puppenärmchen flehten um Hilfe.


Farbliche Gestaltung von Esstischen.


OK, bei meinem Bäcker muss es nicht genauso aussehen, das Gebäck würde mir langen.


Waffeltürme bekommen Nachschub geliefert.


Philips war auch da mit einem Stand. Sie hatten einen Licht-Tunnel mit duftendem Rindenmulch auf dem Boden und Gras an den Wänden angelegt. Die Lampe gefiel mir, blendet nicht und gibt fokussiert gutes Licht.


"Schmuck" (Ringe aus Bimsstein) aus der Lodzer Kunstgewerbeschule. Sehen unpraktisch und antisozial aus, aber die Farben sind gut.


Das Schild gab's auch umsonst als Kleber im Shop, war aber leider schon vergriffen als ich fragte.


Das neue Sortiment der PORTA-Türen. Erkennt ihr den Mondrian im ersten Innenraum?


Wieder Philips, diesmal in einem Gemeinschaftsprojekt mit DuPont (die ca. 80 cm hohe Lampe ist aus Corian, einem thermoformbaren Werkstoff aus 1/3 PMMA und 2/3 Aluminiumhydroxid ATH).

Poznań: Fündig geworden?

Heute war mein erster Besuch in der Altstadt von Poznan. Wie schon Warschau, versuchte ich auch in Poznan ein "gallery hopping" zu Fuss. 

Grosse Unterschiede taten sich auf zwischen den beiden Städten.

Natürlich ist die Architektur unterschiedlich, Poznan ist wesentlich "deutscher" geprägt, mit der Neigung zu Stadtschlössern und protzigen Natursteinburgen. Und das Zentrum besteht eigentlich nur aus dem Alten Markt (mit Zentralbauten aus den Siebzigern! würg!), der schöne Teil ist damit recht überschaubar. Es gibt schon Geschäfte, auch reizvolle, in den umliegenden Strassen, aber es ist nicht so anregend wie in Warschau dorthin zu laufen.

Ausserdem regnete es heute.

Das Schlimmste aber war: Bis auf zwei (!) gab es keine der 15 Galerien mehr, die ich auf der städtischen Liste vom Mai 2013 gefunden hatte! Alle Läden leer, Türen verschlossen, keine Bilder. Die eine der beiden Galerien war recht touristisch, und ich fand sie zufällig an der Strassenadresse einer der gesuchten (die es dort aber nicht gegeben hätte, wie mir der Galerist in einer eher surrealen Situation erklärte. Ich kam mir vor wie in einem Film von David Lynch). Und die andere Galerie war die städtische (genau, auch noch in dem Zweckbau mitten im Marktplatz!). Hier sah ich jedoch Zeichnungen der diesjährigen besten UAP-Diplomandin, Anna Frąckowiak, die mir gut gefielen. Zum einen sind es ursprünglich Photographien landestypischer Szenen der Gegend von Wenecja bei Lodz, zum anderen sehen sie gut aus (sind linienhaft gedruckt, horizontale Strichstärke entspricht dem digitalen Schwärzegrad des Pixels). Unten seht ihr zwei der Bilder, wobei mir aufgefallen ist, dass ich gerahmte Bilder immer einige Grad schief photographiere. Andere wahrscheinlich auch, aber da fällt es nicht so auf!


Nach drei Stunden Fussmarsch durch Poznan hatte ich Hunger und Durst. Also kaufte ich mir ein grosses Wasser und einen "Rogal" (das Gebäck, das einige Blogs weiter oben abgebildet wurde, und das tatsächlich nach Gewicht verkauft wird! Es ist teurer als Entrecote!); dann machte ich mich auf den Weg zurück.


 
Städtische Ausstellung mit Modell des Pavillons zur 100-Jahr-Feier der Staatsgründung Polens im Dezember 2018

Das erste Bild von Anna Frackowiak, Bauernhof hinter einem Baum. Leider spiegelte das Glas etwas. 


Das zweite Bild, vom See in Wenecja.


Der Alte Markt von Poznan.


Graffitti an einem Musikladen.


"Cäsar's Palast" 


Ein kleines Rätsel: Was hat der Marian Rejewski wohl gemacht? (Tip: die Fähigkeit ist wieder von hoher Aktualität!)


Um Zwölfe mittags erscheinen aus einer Tür des mittleren Türmchns zwei Ziegen und stossen sich mit dem Kopf zwölfmal. Dazu spielt ein Trompeter, und die Touristen klatschen am Ende.

16. Oktober 2013

Dienstag mit Renja

Gestern musste die Kleine erst mal ausschlafen, nachdem sie um vier Uhr früh noch in ihrem Zimmer (dem "Blauen Salon") 'rumgeturnte. Renja war einfach zu geschafft vom Sonntag, zu aufgekratzt. Nach dem Aufstehen bis zum Abend hatte sie es noch nicht mal auf den Balkon geschafft, so müde.

Den Abend gingen wir dann zusammen mit den beiden deutsch Auditoren in's "Anatewka", das jüdische Restaurant. Nach dem Vorspeisenteller (Tartar mit Wachteleiern, Hering mit Orangen, und Gänsepastete mit Preiselbeeren) hatten drei von uns Ente mit Backäpfeln. Und das Dessert waren Puddings nach Rebekkas Art (Panakotta mit warmen Himbeeren). Dazu jeder (!) ausser dem Fahrer zwei gewürzte Wodka, von Wirt spendiert. Der sehr gut Deutsch sprach, da er zwei Jahre in Stuttgart gearbeitet hatte. Der Bummel in frischer Luft über die noch belebte Piotrkowska danach tat gut.

Heute fuhren wir zusammen in's Büro. Alle freuten sich Renja kennenzulernen. Am Morgen verbrachte sie einige Zeit im Labor und machte einen Farbtest (überdurchschnittlich gutes Ergebnis), danach ging sie in den Kundenservice und sah zu, wie Bestellungen der Kunden eingegeben und verarbeitet werden. Unser Service ist übrigens der beste der Clariant Masterbatches in Europa, da kann man noch was lernen!

Um zwei Uhr holte ich sie dort ab, und die meiste Zeit des Nachmittags verbrachten wir gemeinsam in meinen Sitzungen ("work shadowing"). Zuerst war Teamsitzung für die SAP-Erweiterung um das "Warehouse Modul WM", da ging es um Bandbreiten und die Gestaltung der Profit Center in der Sonderwirtschaftszone. Und danach das reguläre Management Committee, mit Gehaltsfragen und Sicherheitsplanungen für die zukünftige Zutrittskontrolle, und das Datum der Weihnachtsfeier. Renja äusserte sich allerdings nicht zu unserer Performance, auch nicht im Abspann.

Zuhause haben wir dann Steaks mit gekauften Wildpilzen (max. 50% Ausbeute) in die Pfanne gehauen und uns satt gegessen. Vorspeise war ein leckerer schwarzer Kugelrettich.

Mogn geht Renja in die Produktion und die Planung.

14. Oktober 2013

Sonntags mit Renja


















Herbstspaziergang im Romanowska-Moor, "Gravity" in der Manufaktura im IMAX 3D, thailändisch Essen, und zum Abschluss das "Light Move Festival Lodz 2013" (gute Videos stehen schon auf Youtube!)

13. Oktober 2013

Warschau mit Renja

Ganz pünktlich kam sie aus der Spiegeltür in Okęcie, schaute sich nicht um und lief daher erst mal von mir weg. Wir trafen uns aber bald, denn die Empfangszone ist ja nun nicht sooo gross, dass man sich verlaufen könnte ...

Als erstes ging es in die Stadt, dabei wurde schon mal der Ausflug auf die Platform des Kulturpalastes wegen akuten Dunstes gestrichen. Dafür fand das Navi fast von allein die Piste zum Outlet der Schokoladenfabrik Wedel, wo wir nach dem Self-Service mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Polnisch abkassiert wurden. Ach übrigens: die unzähligen Pixie-Klos vor dem Fussballstadion, von denen ich schon berichtete, waren heute verschwunden! Schade, ich war extra einen kleinen Umweg gefahren, um sie Renja als neues Wahrzeichen zu zeigen. Wahrscheinlich standen sie dort aber nur für die Dauer der Jahresversammlung des Polnischen Inkontinenzverbandes ... Darüber macht man keine Witze, Bub!

Zum Mittagessen lud ich Renja in eine "24-Stunden-Kneipe" ein. Sie erwartete das Richtige, und wurde durch den Anblick der heruntergekommenen Häuser in der Nachbarscchaft auch noch bestärkt darin. Die Soho-Factory liegt auch tatsächlich etwas merkwürdig, ist aber eine Kreativinsel. Aber das 24/7 offene Restaurant "Warszawa Wschodnia" ist ein Spitzenrestaurant! Man sitzt wie beim Tepanjaki rund um den Herd, an dem vier Köche das Menü für den Abend vorbereiteten und die konkret bestellten Gerichte. Renja entschied sich für Oktopus-Salat und Kalbsschnitzel, ich für Gurkensuppe und gebratenen Oktopus. Es war alles sehr lecker, auch die kleinen Brötchen dazu. Das Mineralwasser kam in einer Beugebuddelflasche. Und das Ganze war mehr als erschwinglich!

Nur dass einer der Köche die ganze Zeit direkt vor uns die Zutaten für's Tartar kleinsthackte, das war störend. Aber nun wissen wir, dass auch die nicht kleingehackten Zutaten astreine Ware sind! Und dass die Pommes Frites frisch aus rotschaligen Kartoffeln gefertigt werden.

Die Ausstellung im Museum für zeitgenössische Kunst war ordentlich, aber bot wenig Highlights. Am besten waren noch die interaktiven Exponate.

Renja konnte sich sogar doppeln!

"For a man with a hammer, everything looks like a nail!"

Na, nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt, bei der Renja auch ein cooles Sweatshirt fand ("Doing real stuff sucks") und wir beim Stammlokal von Wedel eine bittere Schokolade bzw. das Schokoladen-Triplet tranken und einen Käsekuchen teilten, fanden wir uns in den "Goldenen Terrassen" ein, um die Kollegin Ewa und ihre Familie für das Konzert zu treffen. War nicht ganz trivial, weil mein iPhone wegen Ladungshemmung ausgeschaltet war (ich wollte doch das letzte Milliwatt dafür aufsparen, dass mich Renja im Notfall mit der neuen polnischen Nummer anrufen kann!) (Hallohallo, Ralph, ist dir nicht aufgefallen, dass Renja dich auch nicht erreichen kann, wenn dein Handy ausgeschaltet ist um Strom zu sparen für ihren Anruf?)
Wir gingen dann zu siebt in den grossen Konzertsaal des von Joseph Stalin dem polnischen Volk gestifteten Kulturpalastes. Das Bauwerk ist umstritten, aber es ist zu teuer es abzureissen, als bleibt es stehen. Es ist immerhin das siebthöchste Gebäude Europas! Der Konzertsaal fasst 2880 Personen, und das Konzert der Gruppe Dżem war ausverkauft bis auf den letzten Platz. Renja und ich sassen weit getrennt auf randständigen, ungepolsterten Not-Klappsitzen!
Die Gruppe Dżem hatte zur Verstärkung ein kleines Symphonie-Orchester mitgebracht. Meine Meinung ist nun, dass sie das besser gelassen hätten. Die Rockband spielte sehr anständig, das hat Spass gemacht und das Publikum klatschte auch (nach lautem Mitsingen fast aller Lieder!) vier Zugaben heraus, so dass Dżem insgesamt 3 1/4 Stunden auf der Bühne waren. Aber die Einstellung der Verstärker betonte so sehr die Rockgruppe und darin dann wieder Gesang, Gitarre und Schlagzeug, dass das Orchester akustisch nicht mehr aufgelöst werden konnte und nur einen Geräuschteppich produzierte. Es machte alles einfach ein wenig sehr lauter, sozusagen. Und dann frage ich mich, wozu brauche ich eine Oboe, einen Kontrabass und eine Perkussionsgruppe (die aus Leibeskräften spielt!), wenn ich sie eh nicht höre?! Aber es war trotzdem sehr anregend, hat sich gelohnt.

Ja, und danach sind wir mit bis zu 211 Sachen nach Łódź gebraust und haben den Camembert aus dem Kühlschrank leergemacht ...


10. Oktober 2013

Low Carb

Soeben ist meine low carb Diät kollabiert! In sich zusammengefallen beim Anblick dieses schweren Poznańer Gebäcks aus Nüssen und weissem Mohn. 

Drückt mir bitte die Daumen bei ihrer Reanimation!

29. September 2013

Steve Ballmer verabschiedet sich auf seine Weise

Man kann ja über Microsoft und seinen Führungsstil sagen was man will, aber seine Haltung sich in einer riesigen Arena vor seine Mitarbeiter zu stellen und sie unter Tränen zum Stolz auf ihre Firma anzufeuern, das hat Grösse und das verdient Respekt. Hier klicken.


Nachlese des "Warsaw Gallery Weekend"

Warschaus Skyline, gesehen von der Galerie "lokal_30" in der ul. Wilcza

Erst mal dem Ärger Luft machen: Jetzt hatte ich schon ganz viel geschrieben, dann wollte ich noch ein fehlendes Bild hinzufügen, und diese Aktion hat alles bisher Geschriebene wieder gelöscht. Inklusive Speicher.
Polen sagen dann "kurwa", mit ganz böse grollendem "r".

Also nochmal von vorn.

Dieses Wochenende ist das "Warsaw Gallery Weekend", und da haben etwa 20 Galerien spezielle Öffnungszeiten und Angebote. Natürlich habe ich mich darauf vorbereitet. Intensives Studium der Ausstellungen erlaubte mir die Auswahl der anzustrebenden Galerien gemäss der Kriterien Künstler und Stil (nur Bilder, keine Videos oder Groß-Skulturen oder so'n Kram), und Erreichbarkeit. Es blieben zehn Galerien übrig, von denen ich dann heute nachmittag sieben besuchte. Alles zu Fuss, und das war richtig spannend. Natürlich hatte ich die Laufroute von Google Maps berechnen lassen, und punktiert in die ausgedruckte Marschkarte eingezeichnet. 4,7 Kilometer waren es, machbar in 59 Minuten (natürlich ohne die Besichtigungen).

das Fazit fällt durchwachsen aus. Drei Galerien waren sehr anregend (Le Guern (die grösste Galerie am Platze), Bochenska, und Aleksander Bruno), Raster hatte interessante aber unpassende Kollagen, und drei Galerien waren überflüssig bis schrecklich (Czulość, lokal_30, Piktogram). Czulosc hatte nur einen einzigen Druck (!) an die Wand gehängt, ich hatte den Eindruck sie waren gar nicht vorbereitet - obwohl sie doch auf der Teilnehmerliste des Wochenendes standen! Es kann sein, das der persönliche Eindruck bei meiner Beurteilung mitgespielt hat: in Le Guern wurde ich eben von der Galeristin wiedererkannt, per Handschlag begrüsst und dem Maler vorgestellt, während ich im Piktogram ganz alleine den gezeichneten Wahnvorstellungen des Künstlers ausgeliefert war (der Künstler war auch anwesend, was es aber nicht eben besser machte).

Was bleibt?

Zwei Künstler gefielen mir, und ich hab die abphotographierten Bilder unten angeheftet (genau: die Bilder, die vorhin den Text löschten!!!): Włodzimierz Jan Zakrzeweski und Teresa Pągowska. Jan habe ich getroffen, Teresa ist 2007 gestorben. Beide haben eine lange internationale Liste von Ausstellungen und Preisen aufzuweisen, malen sehr unterschiedlich - aber sprechen mich spontan an. Ich muss ein Bild eines Künstlers ja innerhalb von 5 Sekunden mögen, sonst wird's nichts mit uns. Schönen "Mainstream" mag ich nicht, die Bilder müssen sich brechen und irgendwie Spannung aufbauen (das ist der Effekt, wo andere sagen "es passt nicht zusammen"). Natürlich fragte ich nach den Preisen. Während Zakrzewski für 8'000 bis 15'000 Złoty gehandelt wird, kosten die Bilder der Pągrowska eher so um die 90'000 Złoty, also rund 20'000 Euro. Ich liebe Zakrzewski!

Was sonst noch geschah.

Es war in sehr anregendes Erlebnis zu Fuss Galerien quer durch die Stadt zu suchen. Es brachte mich in Gegenden, in die sonst nie und nimmer Touristen kommen, und diese Gegenden waren voll mit kleinen Geschäften mit allen Angeboten. Neben dieser erwähnt uninformierten Galerie Czulość war zum Beispiel ein ganz famoses Bio-Café mit kleinen Marktständen und drei (!) Hof-Metzgereien. Auch fand ich für Rhea schon das Weihnachtsgeschenk (das Geburtstagsgeschenk hat sie ja schon gekriegt, aber noch nicht ausgepackt, so wie wir sie kennen). Nein, es ist keine polnische Wurst. Und es gab (ebenfalls abseits der Touristenpisten) verschiedene Luxusmeilen, mit Ferrari-Shop und japanischer Mode, italienischen Möbeln vom Feinsten und edlen Restaurants. Letztere allerdings eher verteilt, einfach so in einer Wohnstrasse oder in einer alten Fabrik.
Ich war in der "Soho Factory" mit Oldtimer-Ausstellung und Designstudios, mit schönen Restaurants (in denen man selber unter Anleitung des Chefs für seine Familie oder Freunde kochen kann) und einem Leuchtreklamen-Museum (siehe Bild). Und ich fuhr am neuen Europameisterschafts-Stadion vorbei, wobei mir eher die wohl hundert Pixi/Klos vor dem Eingang auffielen. Ist wohl was schiefgelaufen bei der Planung ...
Warschau bietet schon viel. Es ist ja auch gross: 3 Millionen Einwohner, und wenn man über die Stadtgrenze fährt sind es immer noch 10 Kilometer zum Zentrum. Bin mal gespannt, was Renja dazu sagt.


Włodzimierz Jan Zakrzeweski ,
"Bitwa o Jeziora Mazurskie" (1914, 2008), 48 x 44 cm, 15'000 zł


Włodzimierz Jan Zakrzeweski , 
"Ocalenie Kosmy i Damiana" (2013), wg obrazow Fra Angelico i Hieronymusa Bosch'a


Teresa Pągowska
"Der 23. Tag" (2001)


Teresa Pągowska
"Hund", Kollage (1971?)


Leuchtreklame-Museum (die Buchstaben kann man auch kaufen)


So'n Graphiker in der Galerie Piktogram/BLA  in der Soho Factory


Noch'n Graphiker in der Galerie Piktogram/BLA  in der Soho Factory


Ralph Rutte
"Biologischer Preßsack mit Kümmel"
unverkäuflich und unbezahlbar



824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...