25. Juli 2014

Tanken, und sehr nette Überraschung.

Mit dem Audi wird das Tanken ein häufiges Vergnügen. Bald werde ich an den Moskauer Tankstellen ein gern gesehener Gast werden, und vielleicht lädt mich Gerhard S. als Ehrengast zu seinem nächsten Gaspromneft-Kundenevent ein!
Also heute habe ich das erste Mal getankt. Die Seite der Tanköffnung ist per Pfeil an der Füllstandsanzeige ablesbar. Häufige Frage, hier keine Sache! 
An der Säule jedoch fingen die Probleme an. Der Vordermann war einfach weggefahren, seine Bezahlschuld blieb angezeigt. Die Pumpe sprang nicht an, und eine irgendsprachige Anleitung konnte ich nicht entdecken. Also ging ich zur Bezahlbude, und wollte etwas fragen. Allerdings wusste ich nicht was sagen, denn so ein Tank- und Bezahlprozess kann ja ganz unterschiedlich ablaufen. Ich fragte einfach den Kunden hinter mir (auf Englisch), ob er mir helfen könne. Und das tat er auch! Ganz lieb erklärte er mir die Funktion dieser Tankstelle (cash-Deposit oder Vorauskasse, jedoch ist auch Bezahlung mit Karte möglich nach dem Tanken) (so, und jetzt den Prozess bitte auf Russisch erklären), und erklärte der Kassiererin meinen Wunsch. Ich gab ihr ein Deposit von 5000 Rubeln, sie schaltete die Säule frei, ich tankte, und ging wieder zur Bude zum Bezahlen mit Firmenkreditkarte. Und da stand der nette junge Mann immer noch da, hatte gewartet, und half mir den Vorgang abzuschliessen. Danach winkten wir uns noch aus den Autos zu und fuhren weiter. Sehr aufmerksam, das passiert nicht oft. 
Der Spritpreis (95, unbekannter Bleigehalt) liegt übrigens bei RUR 35,90, das ist ziemlich genau ein Franken oder 80 Cent. 

20. Juli 2014

Neue Mobilität

Mit dem Auto werden nun ganz andere Gebiete mühelos erreichbar!

Nun gut, so mühelos ist es auch wieder nicht.


Die Polizei hatte das gleiche Ziel wie ich. Und sogar Kopfstützen!

Das Fahren und Navigieren ist nicht das Problem. Ich fühle mich sicher in der Orientierung, und erinnere mich gerne an einmal (als Beifahrer) gesichtete Situationen ("eidetischer Hypermnesiast"). Das Navigationssystem ist (bisher) zuverlässig, wenn ich mich verfahren habe dann war es meine Fehleinschätzung und meine Konsequenzen (cave Linksabbiegen!). Die Strassenführung vermeidet generell das Linksabbiegen und speziell auf den grossen Strassen, und bevorzugt entsprechend U-Turns oder Schleifenfahren. Es ist sehr praktisch sich dabei von einem ortskundigen Navi leiten zu lassen. Als Ergänzung nutze ich noch das iPhone mit seinen Verkehrsnachrichten auf Yandex.Maps.

Mühevoll sind die Staus. Als ich gestern als Ziel "IKEA" eingab, wurde die Fahrt mit 23 km und 35 Minuten ausgerechnet. Es dauerte auch nur etwas mehr als 20 Minuten bis zur Autobahnkreuzung der Leningradskoye und der MKAD - und die restlichen 5 Kilometer dauerten 40 Minuten!!! Kein Unfall, keine Behinderung oder Baustelle - einfach so Überlastungs-Stau! Wenn du drin stehst, hilft nur Fatalismus, denn du kannst nichts umgehen oder beschleunigen (das hätten vor dir schon alle anderen gemacht, wenn es denn ginge).

Der neue Audi Q7 auf dem IKEA-Parkplatz. Das Beladen war kein Problem.

Wenn man ein IKEA gesehen hat, kennt man alle IKEA, auch das Moskauer in Khimki. Vielleicht unterscheidet sich das Sortiment in Nuancen. Gestern war es elend voll, auf jedem Bett, Stuhl oder Sofa fläzte ein Russe oder Expat (viel Englisch war zu hören!). Ich kaufte nur einen Bürostuhl, ein Regal und eine Stehlampe, und ein paar Textilien. Danach ging es noch in den danebenliegenden AUCHAN, der dort in der Megamall ein riesiges Sortiment hat, wirklich alles. Es war etwas anders sortiert als gewohnt: zum Beispiel wurde das frische Obst und Gemüse einfach nur auf das vorhandene Obst und Gemüse draufgeschichtet, was natürlich in den unteren Strati zu einem dauernden Verrottungprozess führte. Da muss man eben jedes Stück einzlen und rundum begutachten, bevor es als "Gutes" in's Töpfchen kommt.
Aber es gab leckere Vollkornbaguette, eingelegte grüne Essigtomaten und -knoblauch, leckeren Käse, einen grooooßen Mülleimer mit 120 Liter-Beuteln, und Fleisch. Es war der erste Fleischkauf, aber es sah dort gut und appetitlich aus, und so nahm ich mir Steak und Schnitzel mit (sind einfach zuzubereiten!). Der Preis ist lächerlich: Das Filet kostete 550 Rubel/Kilo, das sind etwa 11 Euro. Und es schmeckte auch gut.

Das Käseregal im Auchan. Linke Seite Schnitt-, rechte Seite Streichkäse.

Heute wurde - nach einem gemütlich Brunch mit frischen Zutaten von gestern - dann noch IKEA montiert (der Badezimmerschrank SILVERAN hat eine Montageanleitung von 28 Seiten, jedes Tablar hat ein anderes Mass, etc). Dauerte sein Weilchen.

15. Juli 2014

Heute waren es gerade mal ein wenig viel Spezialitäten aufs Mal.

Der Tag fing an mit einem Krisentelefon aus der Schweiz.

"Headquarter calling, who's there?" Sie würden sich recht Sorgen machen wegen der Lage rund um unser Werk in der Ukraine, ob alles sicher wäre dort und ob ich die Lage im Griff hätte. Sie hatten dann kein Interesse an meinen Erklärungen, dass ich die Kämpfer aller Seiten im Donbass sicher nicht im Griff hätte und dies auch nie versucht hätte zu erreichen. Die Kollegen wollten nur ruhig schlafen. Ich solle das Werk schliessen, heute noch. Nach langen Diskussionen einigten wir uns auf eine Telephonkonferenz morgen, wo ich diesen HQ-Wunsch dem ukrainischen Management nahebringen soll. Mit anderen Worten läutet morgen bei dem Kollegen in der Ukraine das Telephon und er hört ein "Moscow calling, who's there?" ...

Danach kam die Nachricht vom schrecklichen Metrounglück auf der dunkelblauen Linie.

Ein Zug war im Tunnel bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h entgleist. Die Zahl der Toten stieg dauernd (liegt jetzt bei 20), über 120 Schwerverletzte (viele davon kritisch). Ausser den terroristischen Bombenanschlägen soll es der schwerste Unfall in der 80-jährigen Geschichte der Moskauer Metro sein. Ich zeigte die Nachricht auf dem Monitor meiner Assistentin, die gerade an meiner Bürotür vorbeikam. Sie reagierte ganz stark, fing an zu zittern, und fragte nach der Station, bei der es passiert sei. Es war "ihre" Station. Dann brach sie völlig zusammen, ihre Reaktion war eigentlich unverständlich stark. Sie erzählte mit brechender Stimme, dass vor einem Jahr ihre Tochter (19) dort in dieser Station war, als ihr schlecht wurde und sie ohnmächtig zusammenbrach - und auf die Gleise stürzte! Sie konnte noch von anderen Passanten gerettet werden. Aber die ganze Familie ist traumatisiert, und Svetlana sagte mir nur "Hoffentlich sieht meine Tochter diese Bilder nicht, dann fährt sie nie mehr Metro!"

Dann die Proteste der Business Units wegen des für Donnerstag geplanten Projekts "Alpheios".

Das Telephon stand nicht still. Ursprünglich hatte ich als Projektname "Augias" nehmen wollen, aber das war mir dann doch etwas gar plakativ, plump. Und so wurde eben einer der beiden Flüsse, die Herakles durch den Stall leitete, Namensgeber. Ausser einem griechischen Kollegen erkannte aber niemand den Hintersinn.

Dann der Verkäufer, der mir schöne Grüsse eines Kunden ausrichtete.

Wenn wir nicht mit genau diesem von ihm bestimmten (und uns bekannten) Spediteur zusammenarbeiten, dann würde er seine Bestellung über eine halbe Million Euro annullieren. Wir werden nicht mit benannten Spediteur zusammen arbeiten, und haben eben jetzt eine halbe Million Euro weniger Umsatz. Der Entscheid dauerte nur 2 Minuten, und der Verkäufer fand's gut.

13. Juli 2014

Tracking im Internet: Und da regt sich noch jemand über die NSA auf?

Es gibt für verschiedene Browser interessante Tools, die anzeigen, welche Institutionen gerade feststellen, dass man genau diese Webseite anschaut, und wie lange man dort verweilt. Es ist erschreckend, dass jeder eurer Besuche auf meiner Blogseite von mindestens 4 Firmen für kommerzielle Zwecke registriert wird (auf einer Nachrichtenseite des Spiegel waren es heute sage und schreibe 24 Tracker!):

  • Google Analytics
  • themes.googleusercontent.com (na, was erfassen die wohl?)
  • csi.gstatic.com
  • ssl.gstatic.com

Meine Frage jetzt: Darf ich mich aufregen über eine mitlauschende NSA oder den BND, wenn ich das gleiche Verhalten ohne mit der Wimper zu zucken für kommerzielle Zwecke zulasse? Soll mir keiner sagen "habe ich nicht gewusst"! Vielleicht weiss man nicht die genauen Server, aber die Tatsache des Tracking ist ja nun allen bekannt, jeder weiss was Cookies sind und dass die nicht vom Mond fallen. Und wer heute nicht weiss was Cookies sind, dessen Protest gegen Lauschangriffe ist höchstens für die Bild-Zeitung zitiernswert.

Vielleicht nur so zum Interesse, aber auch gegebenenfalls zum aktiven Management des Trackings eures Internetverhaltens  empfehle ich euch zwei kleine Extensions (ich arbeite mit Chrome, da funktionieren sie leider prächtig!):
  1. Ghostery
  2. Privacy Badger
Könnt sie euch ja mal probeweise installieren, ist kinderleicht und hoch informativ.
Achtung: Einige der Tracker sind für das korrekte Laden der Seiten notwendig! Wenn ihr für eine Seite einfach alle Tracker löscht, könntet ihr auf einmal keine Bilder oder Formate mehr haben! Drama!


12. Juli 2014

Alternativer Markt und erster Kunstkauf

Der Umzug teilte den Tag in zwei Hälften: vorher und nachher. Der zweite Teil bestand aus Einräumen und Kennenlernen. Der Bus wurde das erste Mal in der Tiefgarage eingeparkt (gaaanz knappe Sache!). 
Den Bus hatte ich die Nacht über genial geparkt, direkt vor der Haustür und in der Zufahrt zum Parkplatz. Sonst stehen da immer andere Autos, ich war sehr froh wegen des einfachen Einladens!

Eine Mittagsruhe gab es auch, draussen war es ja sonnig und sehr warm. Aber dann war Schluss mit "dolce far niente". Ich suchte im benachbarten Marriott den Bankomaten der Raiffeisenbank (der Polizist gestern nahm mir ja das letzte Bargeld ab), fand aber keinen. Also erst mal (mit der Karte) das nötigste Einkaufen (Wasser, Brot, Käse). Ich wollte aber noch ein wenig in die Stadt, runter zur Moskva. Auf dem Weg hörte ich aus einer Seitenstrasse laute Live-Rockmusik, und erforschte die Sache natürlich. Im Hof der Kirche, die wir bei unserem Besuch im Januar erkundeten (und dabei von einer ganz freundlichen Frau auf Deutsch angesprochen wurden) war heute ein alternativer Markt "SUNDAY UP MARKET - Day of the Photographer in the RSL" und Musik. Als erstes gönnte ich mir einen "Russky Burger", ganz liebevoll auf einem klitzekleinen Grill zubereitet und von Hand individuell belegt. Und das üppig! Dazu gab es "Eistee", das heisst einen gesüsstsäuerlichten, lauwarmen Schwarztee. Insgesamt machte es aber Sinn und satt.

Eistee und "Russky Burger". Beides hatte etwa die gleiche Temperatur (war aber gut!).

Das Gebäude ist die Russische Staats-Bibliothek.
Die Bühne mit der Rockband ist im Schatten, und ich sass im Gras.





Tolles Haus. Welcher Stil ist das? Bauhaus?


An der Schweizer Botschaft kam ich auch vorbei, ist ganz nah bei unserer Wohnung, gleich gegenüber ist eine Feuerwehrzentrale, nebendran die Botschaft von Estland.

Russen lieben es ihre Häuser aussen und innen in diesen Pastellfarben anzumalen.
Die Schweizer Botschaft hat aussen das gleiche Mintgrün wie unser Flur.

Auf dem alternativen Markt kaufte ich ein erstes Kunstwerk für unsere Wohnung, direkt vom Künstler. Wegen des Windes war es nicht so leicht mit dem Riesenkarton nach Hause zu "segeln", schaffte es aber trotzdem noch einen Wein einzukaufen (entdeckte dabei den bisher besten Supermarkt, der führt sogar "3Glocken-Nudeln" und türkische Aprikosen!). Das Kunstwerk ist abgebildet auf einer Unterseite von www.chuplivo.ru. Wer findet's?

Umzug in Moskau, währenddessen

Ich schreibe diesen Eintrag zwischen Koffern und Kisten sitzend, noch in der Dubininskaya. Unten im Hof steht der Firmenbus, eine VW Caravelle, und wartet auf's Beladen. 
Gestern abend habe ich den Bus aus der Firma mitgenommen, mitsamt Vollmacht der Nutzungsberechtigung. Es war ungewohnt aus dem Parkhaus zu fahren, wegen der Grösse des Wagens. Aber der neue Audi stand schon auf dem Parkplatz daneben, und der zwergte die Caravelle ganz lässig! (Mit dem Audi könnte ich zwar (aber sollte ich noch nicht) fahren: die Kaskoversicherung fehlt noch. Dafür ist das Nummernschild ganz toll: Y667EP777) 
Die erste Fahrt quer durch Moskau verlief eigentlich sehr gut. Das iPhone diente als Navi (das ***-Ding schaltet sich aber nach jeder zweiten Kreuzung aus). Die Route war leicht zu finden, auf den Gartenring und dann am Kreml links ab, habe mich kein einziges Mal verfahren. Einmal würgte ich den Motor an einer Ampel ab, was zu einem kleinen Hupkonzert führte. Und einmal bog ich verbotenerweise links in eine abkürzende Gasse ab, was zu einer Verfolgung durch einen Polizeiwagen mit Blaulicht und ein kleines Strafmandat (ca. 6 Euro, ohne weitere Belege) führte. 
In der Voznesenskiy räumte ich die ersten Koffer und Kisten aus, die musste ich ja heute wieder füllen. Damit ist die Wohnung schon halb voll, unser Umzugsgut wird klein werden. Der Wachmann kam sofort zu meinem vor der Haustür geparkten Bus, und half mir ganz nett beim Kofferschleppen. Die Nachbarn von der Wohnung gegenüber lernte ich auch schon zufällig im Treppenhaus kennen, ein vielreisender Brite mit vergessenem Namen und Svetlana, beide Yuppies so um die 40, zutraulich. Sie drücken Deutschland die Daumen für das Endspiel morgen (kein Wunder nach einem Falklandkrieg gegen Argentinien! Aber auch der Polizist äusserte Bewunderung für das dt. Team). Das Spiel schaue ich in der deutschen Botschaft. Sie haben auf der Einladung "Samba-Tänzerinnen" im Vorprogramm angekündigt. Od die vielleicht übrig waren von den eigentlich geplanten Festakt der brasilianischen Botschaft, oder ist es die Samba-Tanzgruppe der deutschen Botschaft (Freitags im Vielzweckraum, immer so um Drei)??

Jetzt warte ich auf die Wohnungsabnahme, Nikolay kommt zwischen 12:00 und 14:30 Uhr. Hoffentlich früh, denn ich habe fertig hier. 

5. Juli 2014

Erster Samstag mit neuer Wohnung

Der wichtigste Augenblick heute war natürlich die 

Schlüsselübergabe

des neuen Apartments. Es gab eine allgemeine Abnahme, es war alles in Ordnung. Dann wurde zeitgleich draussen das Gitter vor dem Fenster des Arbeitszimmers montiert und der Fernseher getestet (inclusive der kleinen Dolby-Anlage). Die Eigentümerin versprach dann noch uns einen Wäschetrockner zu kaufen ("Sucht euch einen passenden aus, ich zahle ihn dann"). Dann gab es eine Ablesung der Elektrozähler (Wasser ist in der Miete enthalten), ich dokumentierte alles per Photo, und eine Einweisung in die Bedienung der Wohnungstür. Das ist nämlich nicht so einfach. Es gibt mehrere Videokameras, für die Haustür unten, und für die Lift- und Wohnungstür. Da kann man stundenlang hinter der Wohnungstür stehen und auf dem kleinen Bildschirm Besucher kommen sehen! Wenn's spannend sein soll, kann man sie ja etwas warten lassen ... (ecce Übersprungshandlungen!).

Das ist der Wohnungsplan, angefertigt mit MagicPlan:


Grundriss, schematisch als Screenshot. Das wurde so wie es da steht
alles mit dem rechten Zeigefinger auf dem iPad-Touchscreen gezeichnet!
MagicPlan ist eine geniale App, deren (patentierte) Wirkungsweise ich allerdings nicht verstehe.

Warmwasserzähler.
Renja und Ulrike verpassen die diesjährige Kaltwasserperiode vom 2.-14. August in unserem Haus. 

Als die Eigentümerin und die beiden Agentinnen weg waren, setzte ich mich (nach dem Vermessen mit dem iPhone und der App) noch etwas in die Wohnung und liess sie auf mich wirken. Ab jetzt kann ich sie ja nutzen, wenn auch die Miete erst am 12.7. rechnet. Dann rief ich Ulrike an und machte mit ihr per Skype einen Video-Spaziergang durch alle Zimmer, sie hatte bisher ja nur Photos gesehen. 

So um Drei herum wurde ich hungrig und durstig. Auf dem Weg zur Metro kehrte ich in einem kleinen, neuen Cafe ein, dem "Cafe der zwei Brüder Karavaevi" (www.karavaevi.ru). Genau das richtige gab es dort, WiFi, eine warme Bruschetta mit Fleisch, einen festen Quarkkuchen, und einen grossen Topf Americano. Und leckeres, frisches Brot! Und alles zu sehr vernünftigen Preisen bzw gratis! 

Es stand aber noch die Besichtigung des schönsten Kaufhauses Moskaus auf dem Programm: "Eliseyevsky Magazin" in der Tverskaya. Ein prachtvoller Bau, und es gibt dort Spitzenware. Z.B. gutes Fleisch, und nicht nur diese Stücke aus der Salmonellenzucht "Roter Oktober"! Und feste Konfi, und ganz viele Sekt- und Champagnersorten. Schön halt. Gekauft habe ich wenig, nur 10 Eier in Halal-Qualität und teutsche, kernige Haferflocken.

Der Supermarkt im Eliseyevsky Magazin.  Liefert auch nach Hause.
Das sah ich auf dem Heimweg, einen dieser Busse mit ganz kleinen Seitenfenstern, aus denen heraus etwas wohl sehr attraktives an ganz viele Leute verkauft wird. So ein Wagen stand bis vor Kurzem an meinem Weg zur Metro, und - bevor ich herausfinden konnte was da verkauft wird - war er über Nacht ausgebrannt. Möglicherweise hatte er zu viele Kunden gehabt ...

Hoffentlich hält der blaue Kastenwagen länger als der andere!

Gemütlicher Abend auf dem Sofa und russischem Kabelfernsehen, mit Autoprospekt, Mietvertrag, Kabelsalat und
Kvass aus dem Plastikbecher vom Basler Klosterbergfest 2006. Die Orchidee ist nicht echt, und Belgien verlor.

4. Juli 2014

Es gibt ein neues Auto, und ein ganz anderes als sonst.

Renja freut sich schon. Sie ist überzeugt in dem neuen Wagen auf einer einsamen russischen Landstrasse ihre ersten Fahrübungen zu machen, so wie schon Reida und Rhea in der Marsch auf Föhr.

Gestern hatte ich unserem Fahrdienstleiter Dima gesagt (d.h., sagen lassen), dass ich vorzugsweise einen Audi Q5 als Firmenwagen nehmen würde. Er sagte, dass wäre eine gute Wahl und ich solle mal auf dem Audi-Konfigurator meine Wünsche zusammenstellen. Das habe ich auch getan, und zwar auf der russischen Audi-Seite (damit die Spezifikation meiner Konfiguration dann auch verstanden wird). Den Q5 hatten Ulrike und ich am Wochenende zwar nicht probegefahren, aber dring'hockt sind wir schon, und das Fahrwerk des Audi kennen und vertragen wir.

Heute morgen kommt Dima in's Büro gestürmt und sagt, er hätte ein tolles Q5-Angebot gefunden: die spezielle "Sochi Edition" würde jetzt verkauft, die Audi der Olympiade/Paralympics zur Verfügung gestellt hatte. Schneeweiss, mit allen Schikanen und nur wenigen Kilometern Fahrleistung. Dafür gab es einen unglaublichen Rabatt. Meine Konfiguration vom Abend vorher (Audi-Code ACKMLCD9) entsprach bis auf's Tüpfelchen dem Angebot, nur dass mein Neuwagen 2,4 Millionen Rubel kostete und das Angebot mit 10'000 km nur 1,7 Millionen!
Natürlich hatte der Autoverkäufer Dima auch gesagt, er solle mich gleich in's Geschäft bringen, die Autos gingen weg wie die warmen Semmeln. Das nahm ich natürlich als das was es war, reine Verkaufstaktik. Als wir dann doch endlich im (riesigen) Audi Moskau ankamen, wurde der letzte Wagen des Q5-Angebots gerade verkauft, wir trafen sogar noch den Käufer. Wir durften das Auto noch nicht einmal mehr anfassen!

Natürlich gibt es für jedes Auto eine grössere Alternative: Upscaling nennt man das. Es gibt also die "Sochi Edition"des Q7, und wie der Zufall so spielt stand ein solches Modell auch griffbereit da. Neupreis 3.3 Millionen, Angebot 2,3 Millionen, 3 Liter Benziner, sehr gut ausgestattet. Es wurde etwas überlegt, mein Chef wurde telephonisch über die drohende Budgetüberschreitung informiert ("Eigentlich habe ich in Deutschland den Q7 verboten") - und zugesagt. Nächsten Mittwoch sollte ich das neue Auto haben, unser grösstes und imposantestes bisher. Meine Assistentin Svetlana meinte nur trocken: "Mit diesem Auto zeigt man Ihnen auf der Strasse den nötigen Respekt, das ist wichtig hier".

Einige Bilder:

Weiss ist das neue Schwarz.

Der Getränkehalter ist angeblich heiz- und kühlbar.

Lordosenstütze. Die Teppiche kommen aber noch raus.

Dem Motor sieht man die gefahrenen 2000 Kilometer nicht an.
Allerdings war die Batterie leer.

Das sind die Farben des Wagens. Innenstoffe sind Leder und Alcantara.

1. Juli 2014

Gdansk Hafen

Der Danziger Hafen ist ja berühmt. Einst alter Hansehafen, dann Stützpunkt der Deutschherren-Ritter, später die vorliegende Westerplatte. Und dann ab September die Gewerkschaft Solidarnosc, deren Proteste 1981 zum jahrelangen Kriegsrecht (!) in Polen und dann 1989zu den ersten freien Wahlen im Warschauer Pakt führten.

In diesem Hafen war ich diesen Dienstag. Im sehr guten "Hotel Gdansk" genossen wir beim lokal gebrauten Weizenbier den Abend, und am Mittag fuhren wir dann in den Industriehafen (eher das Gebiet der Gewerkschaft damals, wenn auch vielleicht nicht so malerisch wie das Kranentor).

Blick auf das Kranentor vom Hotel Gdansk aus. Gute Liegeplätze!
Der Frachter hinten entlud gerade lärmend Schotter, als das Touristenpiratenschiff vorbeiflitzte.
Man beachte die Bugwelle, ohne Segel!

Den Flieger von Gdansk über Warschau nach Moskau schaffte ich so gerade. Ein Kollege fuhr mich durch endlose Staus zu den schicken Provinzflughafen, und ich quälte mich mit dem Gepäck ab (draussen standen keine Gepäckwägen bereit). Die zwei Koffer mit den zusammen 39,5 Kilo Gewicht sind seeeehr mühsam zu schleppen, zum Glück hatte ich immer Helfer. Und bei Star Alliance kann ich ja auch zwei Koffer mitnehmen, das habe ich ausgenutzt zum Transport der nötigsten Einrichtung für Moskau (Bettzeug, Teller, Besteck, Pfannen, ...). 

Der Landeanflug auf Moskau war schön. Es war schon spät, etwa 23:30 Uhr, aber das Zwielicht oben gab gute Farben:

Seenplatte nördlich von Moskau.

Eine Stadt, die niemals schläft ...
Rechts mittig der Flughafen Sheremetyevo SVO, unter der Flügelspitze das Zentrum.
Leider kamen meine beiden Koffer auf dem falschen Band heraus, und ich entdeckte sie erst durch Zufall nach 45 Minuten Wartezeit, während des Telephonats mit Ulrike.

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...