Der Tag fing an mit einem Krisentelefon aus der Schweiz.
"Headquarter calling, who's there?" Sie würden sich recht Sorgen machen wegen der Lage rund um unser Werk in der Ukraine, ob alles sicher wäre dort und ob ich die Lage im Griff hätte. Sie hatten dann kein Interesse an meinen Erklärungen, dass ich die Kämpfer aller Seiten im Donbass sicher nicht im Griff hätte und dies auch nie versucht hätte zu erreichen. Die Kollegen wollten nur ruhig schlafen. Ich solle das Werk schliessen, heute noch. Nach langen Diskussionen einigten wir uns auf eine Telephonkonferenz morgen, wo ich diesen HQ-Wunsch dem ukrainischen Management nahebringen soll. Mit anderen Worten läutet morgen bei dem Kollegen in der Ukraine das Telephon und er hört ein "Moscow calling, who's there?" ...
Danach kam die Nachricht vom schrecklichen Metrounglück auf der dunkelblauen Linie.
Ein Zug war im Tunnel bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h entgleist. Die Zahl der Toten stieg dauernd (liegt jetzt bei 20), über 120 Schwerverletzte (viele davon kritisch). Ausser den terroristischen Bombenanschlägen soll es der schwerste Unfall in der 80-jährigen Geschichte der Moskauer Metro sein. Ich zeigte die Nachricht auf dem Monitor meiner Assistentin, die gerade an meiner Bürotür vorbeikam. Sie reagierte ganz stark, fing an zu zittern, und fragte nach der Station, bei der es passiert sei. Es war "ihre" Station. Dann brach sie völlig zusammen, ihre Reaktion war eigentlich unverständlich stark. Sie erzählte mit brechender Stimme, dass vor einem Jahr ihre Tochter (19) dort in dieser Station war, als ihr schlecht wurde und sie ohnmächtig zusammenbrach - und auf die Gleise stürzte! Sie konnte noch von anderen Passanten gerettet werden. Aber die ganze Familie ist traumatisiert, und Svetlana sagte mir nur "Hoffentlich sieht meine Tochter diese Bilder nicht, dann fährt sie nie mehr Metro!"
Dann die Proteste der Business Units wegen des für Donnerstag geplanten Projekts "Alpheios".
Das Telephon stand nicht still. Ursprünglich hatte ich als Projektname "Augias" nehmen wollen, aber das war mir dann doch etwas gar plakativ, plump. Und so wurde eben einer der beiden Flüsse, die Herakles durch den Stall leitete, Namensgeber. Ausser einem griechischen Kollegen erkannte aber niemand den Hintersinn.
Dann der Verkäufer, der mir schöne Grüsse eines Kunden ausrichtete.
Wenn wir nicht mit genau diesem von ihm bestimmten (und uns bekannten) Spediteur zusammenarbeiten, dann würde er seine Bestellung über eine halbe Million Euro annullieren. Wir werden nicht mit benannten Spediteur zusammen arbeiten, und haben eben jetzt eine halbe Million Euro weniger Umsatz. Der Entscheid dauerte nur 2 Minuten, und der Verkäufer fand's gut.
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