24. November 2014

Passwörter sind Splitter der Seele

Am Wochenende habe ich einen anregenden Artikel des NYT Magazine gelesen, der sich mit Passwörtern beschäftigt. Der Artikel ist sehr zu empfehlen zum selber Lesen, da er leicht und anschaulich geschrieben ist und  eine Menge Details enthält: //nyti.ms/1xrDxxa.

Wir alle gebrauchen ja täglich, stündlich unsere Passwörter. Ich selber tippe meine Passwörter für Firmennetz und Mails wahrscheinlich x-mal häufiger als die Namen von Frau und Töchtern. Und weil sie so allgegenwärtig und häufig sind (die Passwörter), werden normalerweise nicht die sicheren (aber schwer zu merkenden) Kombinationen wie beispielsweise "65gBxT?1" verwendet, sondern die Namen des ersten Haustiers ("Bello1996"), oder Hochzeitsdaten der Grosseltern ("01Apr1924"), oder Hobbydaten ("Hecht12kg") verwendet. Und dann auch immer die gleichen für mehrere Anwendungen! In dem NYT-Artikel wird eine Passwort-Speicher-App zitiert: in den letzten 5 Jahren nahm die Zahl der dort hinterlegten Passwörter von durchschnittlich 26 auf 81 zu! Eines der häufigsten Worte ist anscheinend (aus der gehackten RockYou-Datenbank mit 32 Millionen Passwörtern) "love". Oder "team" - aber nur als Bestandteil von Kombinationen von "te amo ..."!

Was interessiert mich das, könnte man jetzt einwerfen. Ich habe meine Passwörter, bin zufrieden und fühle mich sicher damit. 

Fein, ist ja auch in Ordnung. Aber was genau macht dich "zufrieden"? 
Ein Blick auf die Landschaft deiner selbstgewählten Passwörter zeigt nämlich sehr wahrscheinlich ein klares Muster von Dingen/Daten, die dir wichtig sind. Und das sind sie eben, die Splitter unseres Lebens, die wir für so wertvoll halten, dass wir sie in einem sehr persönlichen Bereich, für uns ganz alleine, täglich, stündlich gebrauchen! In dem NYT-Artikel wird noch anekdotisch das Beispiel eines Mannes erwähnt, der noch lange nach seiner Hochzeit den Geburtstag seiner ersten Freundin als PIN-Code verwendete (PIN ist inzwischen aktualisiert). 

Ich bin nach der Lektüre mal meine eigenen Passwörter durchgegangen. Fast alle (und natürlich sind es nicht viele, s.o.) haben etwas mit persönlicher Geographie, mit Orten und Stationen zu tun. Wer meine Vorliebe für Karten kennt, kann das leicht nachvollziehen. Ein anderer Cluster hat mit einem sehr speziellen Tier zu tun (nein, es ist nicht das Einhorn!). Die Passwörter sind alle etwas getwistet, natürlich, aber im Ernstfall innerhalb jeweils was-weiss-ich 100000 "brute force" Attacken heraus zu finden, also in weniger als einer zehntel Sekunde Rechenzeit. Mein zuletzt gewähltes Passwort allerdings verletzt die geographische oder biologische Regel, es wurde - als ganzer Satz - eine Singularität. Es ist eine nützlich erinnernde Aufforderung, die ich täglich befolgen will, vom Typ "IssNichtSoVielSchokolade@Abends". 😉

Weil aber nicht alle Personen meines Umfelds im besagten Ernstfall über die geeignete Rechenleistung plus Brute Force Software verfügen dürften, habe ich mich entschieden meine kleine Sammlung an Passwörtern halb-öffentlich zu hinterlegen. Solltet ihr auch bedenken, kann praktisch sein. Und beim Aufschreiben könntet auch ihr darüber nachdenken, welcher verborgene Wunsch eure Passwortwahl denn normalerweise so bestimmt. Vielleicht ist er ja erfüllbar!

1 Kommentar:

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...