Aufregung pur: Heute war ganztägiger Ausflug nach Zvenigorod angesagt. Mit dem deutschen Frauenverein Moskau, unter fachkundiger Führung durch Olga. Ehemänner durften teilnehmen, waren aber nach Frauen und Kindern die kleinste Subgruppe (3).
Wir fuhren mit dem Kleintransporter um 09:15 Uhr am Borodino-Diorama los, wo wir abends um 17:20 auch wieder abgesetzt wurden. Dazwischen lag ein sehr schöner und lehrreicher Ausflug in die Stadt Zvenigorod (Betonung auf dem i; "zveni-" bedeutet "läuten" und "gorod" heisst "Stadt").
Wir verliessen Moskau über die berühmte "Regierungsstrasse", die breit ist und keine Ampeln oder Kreuzungen kennt - das würde nämlich das Durchrauschen der Präsidenten und Regierungsmitglieder von ihren Palästen zu ihren Büros im Kreml (und vor allem zurück!) behindern.
Zuerst besuchten wir das "Dessert-Museum". Die Mitarbeiterin Anastasia (auch hier liegt die Betonung auf dem "i") stellte unserer Gruppe einige Sorten Gebäck und den wunderheilenden "Ivan-Tee" vor. Die Räume des Museums waren allesamt sehr originell gestaltet, viele Bilder und handschriftliche Erklärungen, und auch ein wenig Flohmarktkrempel.

Dann kam die lang erwartete Hauptsache: gemeinsam Barenki backen! Alle bekamen eine Kochmütze, eine Schürze und ein Brettchen, und Anastasia (auf dem Bild ohne Mütze) leitete uns routiniert an. Aber bevor es für die anderen losging, durfte ich noch die 2 kg Hefeteig geschmeidig kneten und dann in 40 Gramm kleine Stücke schneiden.
Die Teigstückchen wurden in zigarrengrosse Rollen geformt, um zwei Finger gewickelt, zum Ring geschlossen und der Ring linksrum gekehrt.
Nach kurzem Gehenlassen wurden die rohen Barinki kurz in heissem Wasser blanchiert, in Mohn und Zucker getunkt und in den heissen Holzofen geschoben. Heraus kamen 3 Bleche voll Köstlichkeiten, die natürlich nicht lange Bestand hatten!
Eine Mittagssuppe gab es dann aber doch noch, im aufgebrezelten Restaurant in einem der zahlreichen postsowjetischen Erholungsheime in Zvenigorod. Dort hätte auch "Vodka Kalaschnikov" serviert werden können ...
Kurz darauf erreichten wir das Sawwa-Kloster, das erst nach 1990 der orthodoxen Kirche zurückgegeben wurde, direkt dem Patriarchen Kirill untersteht, und heute ein aktives Männerkloster mit 40 Mönchen ist. Wir bewunderten das Modell der befestigten burgklösterlichen Anlage, bewunderten die sehr beachtenswerte Uspenski-Kathedrale und bestiegen auf eisigen Stufen den Glockenturm.
Der heilige Sawwa ist unter der Kathedrale begraben, der Ort ist also Wallfahrtsstätte. Wunder ereignen sich dort ständig: eine kinderlose Frau zB betete dort um ein Kind, und was denkt ihr? Genau nach 9 Monaten entband sie ihr erstes Kind!! Ist doch kein richtiges Wunder nach Besuch eines ... Klosters!
Die Webseite des Klosters erlaubt übrigens die Online-Registrierung von Wunderheilungen (ärztliche Bescheinigung erforderlich).

Während die Hauptglocke mit 32 Tonnen die fünftgrösste aktive Glocke Russlands und damit imposant ist, fand ich allerdings die Vertäuung, Pedale und den Anschlag der Kleinglocken viel faszinierender. In der orthodoxen Kirche werden übrigens Glocken grundsätzlich nur von Menschen (und nicht Computern) geläutet. Die Seile zu den Klöppeln wurden um Ecken geführt, und es war ja alles schon schwer zu durchschauen im Original, auf dem Photo ist es leider fast unmöglich.
Im Klostershop kauften wir noch tolles Roggenbrot, Gebäck, hervorragenden Klosterkäse und "Донник"- Honig. Wir wussten nicht was донник ist und verstanden die Erklärungen der lieben Verkäuferin nicht, Google zeigt auf dem Bildern allerdings Raps. Unser Abendessen war, wer verdenkt's, frisches Roggenbrot mit Butter und Rapshonig.