7. März 2016

Yakutsk - Die Lena-Felsen (Tag 2)

Die Lena-Felsen sind optisch vergleichbar mit zB dem Bryce Canyon in Utah: cambrischer Kalk mit Sandstein durchzogen, durch eindringendes Wasser umspült und im Winter gesprengt. Die Lena hat diese Felsen in ihrer Biegung lange Jahre aggressiv angespült, und so ergab sich eine bis zu 220 Meter hohe und insgesamt 80 km lange Steilwand. Immerhin fliessen hier durchschnittlich 8'000 m3/Sekunde den Fluss hinunter - der Rhein hat 2'300! Man würde als Tourist nicht zwangsläufig extra wegen der Felsen herkommen, aber wenn man schon mal hier ist ...
Der imposanteste Abschnitt der Felsenformation liegt etwa 140 km von Downtown Yakutsk entfernt, als 3,5 Stunden Fahrt. Um Sieben in der Früh ging es vom Hotel aus los. Wir hatten einen anderen, grösseren und orientalischer verzierten Minivan, mit High-End-Musikanlage und einem vierstufig schaltbaren LED-Tannenbaum. 


Der erste, längere Teil des Wegs ging ruckzuck auf neugebauter Fernstrasse, und selbst in den Wäldern stand (wie übrigens in ganz Yakutsk) LTE-WLAN zur Verfügung! 



Nach 20 km (durchaus akzeptabler, da gefrorener) Schotterpiste fuhren wir hinter dem Dorf Bulgunnyakhtakh auf die Eisstrasse auf der Lena. Manchmal schimmerte sie türkis:


Das ist wirklich Eis, und ist auch so glatt wie Eis! 
Irgendwann in der Nähe der Lena-Felsen bog unser leider ortsunkundiger Fahrer auf eine Schneepiste zu einer Insel ab (er war ja für sein Auto und nicht seine Pfadfinder-Qualitäten angeheuert worden!). Wir realisierten rasch den Fehler, denn nach 50 Metern hatten sich die Reifen in den weichen Schnee eingegraben und der Van sass auf. Just in diesem Moment kamen uns Eisfischer von der Insel entgegen, und stellten ihre 5 Fahrzeuge vor unseren Van. Es gab also nur eine Richtung zur Befreiung. Die Eisfischer stiegen natürlich sofort aus, womit unser Van zu einer kollektiven Notlage wurde. Das heisst nicht, dass ein Plan bestand, zumindest kein gemeinsamer (das war sehr leicht an der Lautstärke des Meinungsaustauschs zu erkennen). Seile wurden gespannt, Schaufeln stocherten im Schnee, Männer brüllten sich an. Wir hilf- und nutzlos mittendrin. 


Nach einem erfolglosen Zugversuch von vorne (der den leichten Eisfischer-UAZ in den Gegengraben bugsierte und kaum zur Bildung neuer Freundschaften beitrug) kam dann (zufällig?) ein Windenwagen mit Allrad, der unseren Toyota Hiace Commander souverän zurück auf die Eisstrasse zog. 
Wir lieben Allrad! Und so eine Frontwinde mit Fernbedienung wollen wir jetzt auch für das neue Auto!!! Tolles Männerspielzeug. 


Wenn man genau schaut, sieht man auf dem Bild die Lena-Felsen schon hinten an der Kante. Es war also nicht mehr weit. Parken und Warten, auf das Snowmobil, das uns über den Fluss bringen sollte. Die rauhe Fahrt in einer Holzkiste mit Kufen dauerte über 15 (!) Minuten, und der Fahrer war nicht schüchtern! Die Lena ist breit hier. 


Wir hatten vom Vortag vom Restaurant Чочур  Муран noch üppige Lunchpakete mitbekommen. In einer Wächterhütte durften wir sogar am Tisch zu Mittag essen. 




Dann stiegen wir auf schneeglatten "Stufen" die 220 Meter hoch zur Aussichtskanzel. 




während Ulrike (sie ist es wirklich!) auf die Hütte aufpasste:


Noch rasch eine fast pythagoräische Eisscholle photographiert, und dann im Auto durch die Nacht zurück ins Hotel. 


Wer jemals im "Sherlock Pub" in Yakutsk von den lokalen Spezialitäten versuchen möchte, dem empfehle ich auf die "Suppe mit Innereien" zu verzichten: das sind nämlich ungewässerte Kutteln!

Aber wie man sieht macht Sibirien richtig gute Laune. Wir haben die kurze Zeit sehr genossen!



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