11. Juni 2011

Porree, klare Sicht und Bratkartoffeln

Gestern morgen fuhren wir von unserem Hotel in Zawiercie zur Burgruine Ogrodzieniec im Polnischen Jura. Ich hatte schonmal ein Bild davon eingestellt, allerdings im Winter. Jetzt war Sommer, aber auch kalt und windig im leeren Gemäuer! Es war eine Truppe von Ritterdarstellern angeheuert worden, die für unsere Schar (zwei Busse!) eine lustige Show abzogen. Zuerst wollten sie uns nicht durch das Burgtor lassen, erst nach Geiselnahme einer "Jungfrau" (so wurde es mir übersetzt) gelang es uns in den Burghof zu kommen. Dort wurde dann etwas Geschichte und Waffen erklärt, gehauen und gestochen, und Faxen gemacht. Der Höhepunkt war der "Kampf" zweier Gäste mit "scharfen Waffen" -  nämlich mit Lauchstangen! Lauch und eine Kampfaxt heissen im Polnischen gleich, und das Wortspiel wurde natürlich ausgenutzt, nachdem man die Freiwilligen zuerst echte Äxte gegeben hatte, ihnen dann die Augen verband und dann erst die "Waffen" austauschte. Die Burgruine haben wir dann noch besichtigt, mit wahrscheinlich guten lokalen Führern, sie machten auf mich wenigstens einen guten Eindruck - verstanden habe ich nichts.

Jetzt und hier, auf dem Balkon der Romanowska, habe ich eine bemerkenswert klare Sicht. Die Luft ist wie Glas, alles glänzt und scheint nah. Dabei hat es nicht geregnet heute, zumindest nicht nennenswert. Die Luft scheint wie gewaschen, und zusammen mit der erfrischenden Brise und der Abendsonne kommt so etwas wie Meeresstimmung auf. Nur das Meer muss man sich eben noch dazu denken (aber bald habe ich ja auch das in Echt!).

Der Polnischkurs heute morgen war erfolgreich, ich habe richtig Spass gehabt. Und die ungeduldige Kasia hat nicht auf die Uhr geschaut, sondern sogar noch fast das Ende der Lektion verpasst. Aber auch nur fast ... Wir sind jetzt bei der Vergangenheitsform (von der es angeblich im Polnischen nur eine grammatikalische Form gibt), aber nur bei der einfachen Form für Männer und männliche Objekte. Andere Geschlechter sind angeblich grammatikalisch anspruchsvoller. Wie im richtigen Leben eben!

Heute ging ich ausnahmsweise nicht in die Galeria Lodzki, sondern nach einem Bummel zum Grand Hotel in die Manufaktura zum Einkaufen. Ich wollte mal wieder in den Real, nachsehen wie das Angebot dort so ist. Es gibt sich nichts mit dem Tesco, eher noch etwas detaillierter und mit mehr Auswahl. Speziell das Fleisch und das Obst scheinen mir im Real üppiger ausgelegt zu sein.

Den Nachmittag verbrachte ich vor dem Rechner und bearbeitete ein grosses Excel-Sheet mit der Planung der Produktionskapazität bis zum Jahr 2021. So weit hinaus müssen wir uns aus dem Fenster lehnen für den sogenannten Kreditantrag an die Clariant, wenn wir hier investieren wollen. Was einfach klingt ("2021 ist doch einfach zu planen, aber ich habe keine Ahnung was 2012 bringt!") ist in Wirklichkeit ein Gewirr mehrfach voneinander abhängiger Kennzahlen, wie Umsatz, Menge, Preisen, Batchgrössen, Materialkosten, Exportanteil und Währungsfaktoren. Und die müssen sich alle einigermassen konsistent entwickeln in der betrachteten Periode. Und das Ergebnis ist ein Business-Plan, wann welche Mitarbeiter eingestellt werden sollten und wann welche Maschine zum Neubau dazugekauft werden muss. Ich hoffe, dass ich bis Donnerstag alle Zahlen einigermassen habe, denn dann gehe ich schon mal eines der möglichen Grundstücke ansehen. Hauptvorteil: es liegt an der neuen Autobahn nach Warschau - nur noch eine Stunde zum Flughafen!!!

Zum Abendessen gab es den aufgebratenen Rest der köstlichen Schweinelende vom letzten Wochenende mit Bratkartoffeln und Kohlrabi, dazu ein feiner Rioja noch aus der Schweiz mitgebracht. Hier habe ich mich noch nicht in die Weinabteilung getraut, war auch nicht nötig, denn ich habe noch eine kleine Reserve.

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