20. Juli 2015

Astana bei Tag

Nach üppigem Frühstücksbuffet (natürlich fiel ich wieder auf diese nach "getrockneter alter Yoghurt" schmeckenden, harten Kugeln herein!) gab es eine dreistündige Stadtführung der Oberklasse. Die Stadt selber ist ja erst im Jahr 1997 (!) zur Hauptstadt "ernannt" worden, und der Name "Astana" wurde als Kunstwort erschaffen, wie für eine Firmenneugründung. Mit den gleichen Kriterien, wie Unauffälligkeit in den wichtigen Kultursprachen, leichte Schreib- und Sprechbarkeit, und Unverwechselbarkeit. Vorher hiess das ansässige Dorf Tselinograd, und so zeigt mir tatsächlich mein iPhone auch noch den gegenwärtigen Standort an!
Es konnte bei der Führung ja nicht viel erzählt werden, und viele der Bauwerke stehen und sprechen in ihrer Imposanz auch wie gewollt für sich. Die Stadt wurde in die Steppe gestellt, mit dem Winter als grösstem Feind: es geht hier bis in den April hinein gerne mal auf unter -30 Grad - bei hartem Wind! Einfamilienhäuser gibt es daher kaum, sie sind zu schwer zu heizen und winddicht zu bekommen. Die angeblich winterharte Dachbepflanzung eines Hochhauses war nach dem ersten "echten Astana-Winter" schon erfroren und wurde dann gar nicht erst ersetzt. 
In Astana leben ca. 900'000 Menschen, bei rund 15 Millionen Kazakhen. Alles kreist um den Präsidenten Nazerbajev, selbst die Hauptachse der Stadt ("Millenium-Strasse") geht durch seinen Palast. Er bestimmt die Geschicke des Landes sehr persönlich und ist in alle Entscheidungen direkt oder indirekt involviert. Er hat die ganze Stadt nach seinen Vorstellungen von Stararchitekten planen lassen. 
Zuerst zeige ich einige Ansichten der Skyline:





Dann den Ausblick von der Siegessäule nach Osten mit dem Präsidentenpalast, nach Norden mit dem Aussenministerium und dahinter die Altstadt, und nach Westen mit dem silbernen Vergnügungszelt (im Süden war typischerweise eine unattraktive Baustelle für das höchste Gebäude Kazakhstans). Die Säule ist übrigens 97 (!) Meter hoch, und die Kugel steht für das Ei des nationalheiligen Vogels Rom. 





Im Fokalpunkt der Kugel findet sich ein in Messing gegossener Handabdruck des Präsidenten Nazerbajev, es soll Glück bringen seine Hand dort hineinzulegen. Die Schlange der Wartenden war 20 Meter lang ...


Sir Norman Foster entwarf die beiden bisherigen Endpunkte der Milleniums-Achse, eine Shopping-Mall in Jurten-Form ("Han Shatyr", inklusive Bad mit Sandstrand von den Malediven! Dekadent!) und eine Bibliothek in gleichseitiger (62 m) Pyramidenform mit in die Spitze eingebautem Wald. 





Der Verkehr war übrigens nicht so dolle, der längste Stau heute waren 5 Autos. 

Sehr beeindruckend war die weisse Moschee, die 15'000 Gläubigen Platz bietet. Heute war sie nicht nur Gebetsraum für viele Individualisten, sondern auch eine Koranschule und - Kinderspielplatz! Die Kleinen tobten kreischend über den Teppich, knapp an den geduldig betenden alten Männern vorbei. 





Das Gitter im Fuss der Säulen ist Auslass einer Klimaanlage. 



Leider gab es dann an der Fluss-Riviera nicht das versprochene leckere kazakhische Glace! Dafür aber einen mythischen schmiedeeisernen Zaun:


Quengelig wurde ich trotzdem nicht, hatte doch das Hotel in der Lobby einen schönen Tisch mit Turkish Delight und Nüssen aufgebaut, um den herumstehend wir dann die angebliche "Abschlussbesprechung" abhielten. 

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