14. Juli 2015

Babushka Valentina

Es gab einen eindeutigen Höhepunkt des Tages, der Besuch bei "Babushka Valentina" zum Tee. 

Vorher besichtigten wir noch die Dorfmuseen, von denen eines der Erhaltung der mit Heiligenbildern verzierten Deckenschilde der hiesigen Kapellen und Kirchlein diente. Die Originale waren sorgfältig und trocken gelagert, aber viel wurde gerade nicht restauriert - wir sahen kein Schild "in Arbeit". 


Danach besuchten wir noch das Holz-, Töpferei- und Schmiedemuseum. 




Und wir genossen den Ausblick von der Nikolaus-Kapelle oben auf dem Dorfberg:


Der See lag ruhig (später regnete es das erste mal richtig in unserem Urlaub!). 


Nach dem Mittagessen dann kam der Clou des ganzen Urlaubsprogramms: wir besuchen eine Babushka zum Tee. Und es war ein echtes Erlebnis! Natürlich wohnen Babushkas nicht einfach so im Dorf, sondern in einer bunten Waldhütte auf der anderen Seeseite. Ein stämmiger Matrose setzte uns über. 



Und, fällt auf den Bildern etwas auf? Genau: wir fuhren allein zur Babushka, sozusagen privatissime. Valentina (70), so stellte sich die herzensliebe Frau vor, begrüsste uns mit einem "Guten Tag, ich heisse Valentina". Das war dann leider fast der einzige Satz des Nachmittags, den wir verstanden!! Sie sprach ja nur Russisch, und unser "Russisch" (wenig genug!) verstand sie kaum. Es waren also dann 2 Stunden sehr einseitiger Konversation. 


Aber sie zeigte uns ganz lieb das Anfeuern ihres Samowars, gab uns Birkenblätter- und Waldbeeren-Aufgesetzten zu trinken, hatte zwei verschiedene Sorten Blini (Pfannkuchen) und Kekse gebacken, Milch eingekocht und damit karamelisiert, und frisches Butterfett geschmolzen. Für ihren Kräutertee hatte sie schon den ersten Preis (ein vierteiliges grünes Teegeschirr, auf dem Bild) auf der lokalen Landwirtschaftsausstellung gewonnen! Sie zeigte uns ihr ganz bescheidenes Heim mit handgenähten Patchworkdecken, und schenkte Renja (zum kommenden Geburtstag!) ein kleines, aus Stoffresten gehäkeltes Deckchen. 
Valentina lebt 9 Monate im Jahr auf ihrem verlassenen Inselchen, und den härtesten Winter im Dorf gegenüber ("Die Beine!"). Bis vor kurzem wohnte in der Hütte nebenan noch eine andere Frau, die starb aber leider. Valentinas Mann war ein Fischer gewesen. Es war ein schöner Besuch, und ich hoffe nur, dass wir von der Herzlichkeit unserer Gastgeberin etwas erwidern konnten. 

Beim Abendessen lud uns der Nebentisch (3 Anglerfamilien, die jedes Jahr nach Vershinino kommen) spontan auf ein Gläschen Rotwein ein und wir stiessen "auf die Freundschaft!" an. Der Chef der Gruppe besitzt drei Uhrengeschäfte in Moskau, und ist von Beruf Offizier der Raketentruppen im Cosmodrom Plesetsk. 

Vor dem Kofferpacken spazierten wir noch durch's ganze Dorf, nur um noch dieses einmalige russische Sportgerät zu bewundern:


Und dann ging es ab zum Bahnhof in Plesetsk, 3 Stunden Buckelpiste und Schlaglöcher. Der Wartesaal war gut besetzt. 


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