30. Januar 2014

Mein lieber Herr Gesangsverein!

Eben habe ich meine nächste Flugreise gebucht. Sie führt von Frankfurt nach Moskau, dann nach Kiew und Donetsk, und von dort über München wieder zurück nach Frankfurt. alles in einer Woche, das langt so gerade mit all den Transfers (Donetsk ist ja nur der Flughafen, von dort geht es 2 Stunden mit dem Auto nach Severodonetsk - und dorthin soll man angeblich nicht der Ferien halber hinfahren!).

Die gebuchten Fluglinien sind die Lufthansa, die Aeroflot, und die Uganda Airlines.

Moment mal: Uganda Airlines???

Warum fliegt die dort herum? Und insbesondere: warum muss ich da mit fliegen? Der Gedanke, mit einer ATR-7 Propellermaschine der Uganda Airlines 1:40 Stunden über die Ukraine zu segeln, der macht mich schon etwas mürbe.

29. Januar 2014

Schattenweitwurf

Allen Lesern bekannte Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.
Gestern kündigte ich die ersten Verträge, die für das merkwürdige Internet (das nur fest gemietete IP-Adressen zulässt, und dessen Funktion ich zwar nutzen aber nie verstehen konnte) und ich kündigte auch das Apartment.
Und die erste Adressänderung, nämlich die erste nach Marburg, wurde kommuniziert.

28. Januar 2014

Sie haben es gesagt. Nicht ohne Fehler, aber sie haben es heute gesagt.

Heute nachmittag wurde mein beruflicher Wechsel im Intranet und per Mail an das weltweite Management Level 1-5 kommuniziert. Ein knapper Fünfzeiler, als letzte von insgesamt vier Beförderungen. Das ist jedoch verständlich, denn die anderen drei waren Beförderungen mit globaler Verantwortung, und die kommen natürlich immer vor den regionalen Beförderungen. Schon 10 Minuten danach erreichte mich die erste Gratulation aus Frankreich, und vor 10 Minuten die bisher letzte. Und insgesamt waren es auch mehr als diese zwei!
Leider war der Text etwas unsauber redigiert. Mein gegenwärtiger Job wurde darin bezeichnet als "Head of Head of ...". Aber was soll's, überspringen wir halt eine Hierarchiestufe.

Dieser Blog hat übrigens anscheinend einen Leser mit einem CRiOS Betriebssystem. Da ich überhaupt nicht wusste was dies ist und meine Neugier sich paarte mit einem Auch-haben-will-Trieb, erkundigte ich mich mal:

CRiOS (Custom Real-time intelligent Operating System) is the Operation System (OS) layer which is a proprietary and custom design based on open Linux kernel system version 2.6.x. 

Cool! Fange trotzdem nicht mit Linux an.

23. Januar 2014

Was mir in Moskau gefiel, und was nicht

Natürlich erlauben solch kurze Besuche in einer fremden Stadt nie abschliessende Bewertungen, noch nicht mal vertiefte Eindrücke. Aber es ist ja wie bei einer Begegnung zwischen zwei unbekannten Menschen auch: in den ersten Sekunden des ersten Treffens werden Weichen gestellt und der Grundtenor des Verhältnisses angestimmt.

Ich begrenze mal die Eindrücke auf jeweils fünf, das macht es übersichtlicher.

+ die Stadt ist riesig und bietet alles. Alles, unter anderem tolle Granatäpfel aus Azerbeidschan
+ die Metro ist eine hocheffiziente Pumpe und transportiert Unmengen von Menschen im Minutentakt durch die ganze Stadt
+ die Metro (und die ganze Stadt) ist sauber und stinkt nicht
+ die Ticketverkäuferin am Roten Platz belohnte mich für meine Sprachbemühungen
+ die Restaurants waren allesamt lecker, auch die ganz einfachen Ketten

- die Restaurants und überhaupt alles ist sehr, sehr teuer
- manche Amtsträger sind muffig
- alles muss schnell gehen, überall sind Menschen in Bewegung
- das Zentrum ist sehr touristisch, und umgekehrt: nur im Zentrum ist was los
- ich verstehe die Sprache nicht.

22. Januar 2014

Kreml, GUM und Vegetarisches Essen

Es nieselte kleine Glitzerflocken heute morgen, das war schön anzusehen. Leider brachte der Mangel an Sonne das Glitzern nicht so ganz voll zur Geltung, und uns machte es frieren. Die Temperatur war nur ganz wenige Grad tiefer, aber es war bedeckt und windig, und das war nicht so gemütlich. 

Nach dem Frühstück (der Speisesaal ist jetzt voller als auch schon) fuhren wir in die Stadt: heute stand die Besichtigung des Kreml auf dem Plan. Trotz Vorbereitung gab es eine Lücke in der Planung, nämlich die Ortung des Eingangs in den Kreml. Er ist nicht am Roten Platz, sondern genau auf der entgegengesetzten Seite der Ringmauer! Wir entschieden uns also um und besichtigten zuerst die Basilius-Kathedrale. Es war mir immerhin schon möglich mit der Kassiererin den eigentlich nur für Russen geltenden Familientarif auszuhandeln, ich glaube sie schätzte meine stotternden Bemühungen! Die Kathedrale ist schon schön, aber eigentlich von aussen schöner (und bekannter!) als von innen.

Also weiter zum Lenin-Mausoleum. Darum herum ist alles abgesperrt, mit Metalldetektoren und mehreren Sicherheitscondons. Ganz wichtig: Mobiltelephone müssen abgegeben werden und werden solange verwahrt. Der Eintritt zum Mausoleum ist eigentlich gratis, aber die Aufbewahrung der Handies kostet 20 Rubel pro Stück (50 Cent). Auch so kann man quasi auf Umwegen einen kleinen Eintritt verdienen ... Im Mausoleum wird man individuell durch einen Soldaten aufgefordert die Kopfbedeckung abzunehmen, dann geht man durch sehr dunkle, schwarze Marmorgänge in die Gruft hinab und steht nach vielen Windungen (und an jeder steht ein Soldat!) am Sarkophag mit Lenin. Es war ein komisches Gefühl für uns alle, obwohl der einbalsamierte Kopf auch aus Wachs hätte sein können. Madame Toussaud präsentiert Personen lebensechter - aber hier war es ja ein echter Toter! Nix wie raus! Draussen gingen wir noch an so einigen Gräbern anderer Staatsführer vorbei, und ein einziges Grab war mit Blumen übersät: Stalin.

Dann machten wir uns auf zur Umrundung der Kremlmauer, marschierten an der Ewigen Flamme vorbei. Der Zaun des Alexander-Parks dort ist übrigens aus Rutenbündeln mit eingearbeiteter Axt gebildet, die lateinisch "fasces" heissen, da konnte ich Renja auf dem langen Weg superschlau mit linguistisch geprägten Auslassungen über Mussolini animieren ... Nach der Kasse muss man wieder durch Metalldetektoren, und das ganze Gelände ist überwacht durch hunderte Soldaten. Ist ja auch irgendwie verständlich, der Kreml ist ja nicht die Festung!

Im Areal gibt es nicht so sehr viel zu sehen, er ist ja eher klein. Es ist auf jeden Fall gut dort gewesen zu sein, und einen Tag verbringt man mühelos in den Kapellen und Museen (speziell der Rüstkammer, die wir heute ausliessen). Wir gingen aber in die Kapellen, jede goldhaltiger als die vorherige, höher und mit mehr Ikonen (alle echt, und wirklich schön). Das Grab Iwan des Schrecklichen sahen wir, versuchten Altkyrillisch zu lesen (kein Erfolg), und bewunderten Krönungsmützen:

 (verbotene Photographie!)

Draussen stand dann die grösste je gebaute Kanone, Kaliber 89 cm! Sie feuerte keinen einzigen Schuss ab - hätte ja auch eh' nicht getroffen bei dem kurzen Lauf!



Gleich daneben steht die grosse "Zaren-Glocke", 22 Tonnen schwer. Nachdem sie gegossen war, stellte man fest, dass man sie wegen des Gewichtes nicht in den Turm hieven konnte (toller Projektleiter!), also liess man sie noch in der Gussform - für fast 100 Jahre! Dann hatte man einen passenden Kran konstruiert, buddelte sie aus - und brach ein 2 Tonnen schweren Splitter aus dem Rand! Aus die Maus!



Der Grosse Kreml- Palast überblickt die Moskva, und der Weg ist gar nicht so überlaufen. Nur Ulrike ist schon mal vorgesprungen!



Den Alexander-Garten erreichten wir durch das Borovitskaya-Tor und wanderten "immer an der Wand lang". Wir passierten den Rüstkammer-, den Kommandanten-, den Dreifaltigkeits- und den Mittleren Arsenal-Turm, und bewunderten die Weihnachtsbaumzucht im Burggraben.



Dann war uns kalt, wir brauchten eine Pause. Das Kaufhaus ГУМ liegt ja gleich daneben, also setzten wir uns dort in das Café Emporio Armani und tranken einen Tee. Wir wanderten alle noch etwas durch die langen Ladenstrassen auf drei Etagen, aber kauften nichts. Ist eine andere Liga, nichts für Spontankäufer wie uns!



Der kleine Pferdeluftballon war sicher einen Kind weggeflogen:



Auf dem etwas langen Weg durch die Tverskaya zum Abendessen kamen wir am "Städtischen Zentralkaufhaus" vorbei. Es hatte Schlussverkauf mit bis zu 50% Rabatt! Wir hätten fast den weissen Bentley gekauft, so günstig gibt's den sonst nie! Schnäppchen!



Das nächste Photo stimmt nicht in der zeitlichen Reihenfolge, die Chips gab's erst am Abend im Hotel. Als versteht den Text als Erheiterung zwischendurch:



Das Abendessen nahmen wir im Jabbernath, einem indisch-vegetarischen Restaurant, ein. Selbstbedienung mit einem riesigen Dessertbuffet, Suppen, vielleicht 20 verschiedenen Gerichten, u.a. Birkensaft-Limo und Kvass als Getränke. Viele junge Leute darin. Die Preise waren vernünftig: wir hatten zu Dritt je einen Salat und einen Teller Buchweizen oder Nudeln, ein Dessert und ein Getränk, und es kostete insgesamt etwa 1500 Rubel, das sind 35 Euro.



Wir stellten uns in die proppevolle Berufsverkehrs-Metro, die wir jetzt schon so langsam kennen (zumindest die graue Linie zum Hotel), kauften noch Mandarinen und Kekse ein, und haben einen gemütlichen Abend. Der Supermarkt an der Metrostation hier im Aussenbezirk hat übrigens das beste Single Malt Angebot das ich jemals sah ...

21. Januar 2014

Unser erster Schultag (an der DSM)

"Viertel vor Acht ist Abmarsch!" Das war die Losung, die gestern ausgegeben wurde, denn wir rechneten für den Weg zur Deutschen Schule (14 km vom Hotel) statt der üblichen 25 Minuten eine ganze Stunde. Die wir dann auch fast brauchten, denn in der Stadt war alles zu, draussen ging es dann besser! Wir mussten eine Weile auf unseren Kontaktlehrer warten, und sassen dabei in der Lobby neben etlichen Schülern. Einer von ihnen sagte dann auch prompt: "Heute in der Vierten kommt eine Neue, aus der Elften!" Na, da hatten wir schon einige der zukünftigen Kollegen kennengelernt! Als Renja dann später von einem von ihnen abgeholt wurde und in drei Stunden Schnupperunterricht verschwand, da stellten sie sich aber wohl als ganz nett heraus. In der Klasse (heute 10a) sind 11 Schüler plus zwei Schülerinnen, wovon im nächsten Jahr eine geht. Der Schnupperunterricht war scheint's stressarm, denn die Russisch-Stunde wurde für ein Konzert von Jugend Musiziert nach 10 Minuten unterbrochen, und der Englischunterricht "ging so".
Der Kontaktlehrer war sehr professionell und ging mit uns in 60 Minuten alles durch. Renja hat schon ihre Stundentafel, wir müssen sie nur noch anmelden und das Schulgeld überweisen. An der ganzen Schule sind rund 500 Schüler, in der Oberstufe (11 + 12) davon 50. Die Kantine ist auch gut, hat prima Sushi!

Während des Schnupperunterrichts gingen Ulrike und ich bei toller Sonne spazieren. Der Fahrer und die Rezeptionistin der Clariant brachten uns wie gewünscht zum Park der Lomonosov-Universität, dort sollte es einen Botanischen Garten geben. Der macht im Winter natürlich wenig Sinn, diente also nur als Vorwand eines Ziels, wir fanden ihn dann auch nicht. War trotzdem schön in der Sonne!

Die Uni hat an einem Turm ein Thermometer mit Analoganzeige von -40 bis +40 Grad, und am anderen Turm eine Uhr. Wir kamen leider nicht rein ohne Mitarbeiter- oder Studentenausweis.

Wir kauften Ulrike noch eine russische SIM-Karte vom Provider MTS. Und ich gab Anweisung meine polnische Roaming-Limite hochzusetzen, denn ich hatte im Januar bereits 1000 PLN nur für Datenroaming ausgegeben!

Den Nachmittag verbrachten wir wenig medienwirksam in einem Café in der Stadtmitte und nach kurzem Spaziergang in einem ganz netten Bio-Restaurant gleich hinter dem Kreml (keine Touristen dort!). Es gab Weissen Borschtsch mit Birnen, Roten Borschtsch mit buntem Teller daneben, und Speck auf rösch geröstetem Schwarzbrot. Dazu Kvass und Kräutertee. Alles sehr lecker, und es kostete nur 1/10 von Gestern! Und jetzt naschen wir noch eine Mandarine und gehen mal früher in's Bett.










20. Januar 2014

Moskau, Bürotag


Heute war Bürotag angesagt. Am Vormittag war routinemässig das regionale Management zusammengerufen, und da bin ich einfach (heute im guten Tuch, das erste Mal seit langem wieder mit Krawatte!) zusammen mit Joachim hineinspaziert. Einige der Kollegen kannten mich, hielten es aber anfangs wohl für so einen Freundschaftsbesuch eines befreundeten Nachbarstaates, wie sie es von früher kannten. Joachim eröffnete die Sitzung mit einer trockenen Ankündigung, und dann stellte ich mich und meine Perspektive vor. Sie rollten die Augen, und gingen zur Tagesordnung über. In der ersten Pause wurde dann telephoniert (wie immer, eigentlich), und die für mich und die Familie so spannende Angelegenheit war angekündigt.
Mir wurde noch das Büro gezeigt, und im Vestibül gab es eine Pirogge mit Capuccino zum Mittag.


Der aktuelle Wetterbericht der Flughäfen von heute früh zeigt die Temperaturdifferenzen. Während es in Brüssel mit 5 Grad fast schon frühlingshaft warm war, fiel in Moskau bei klarem Himmel das Thermometer doch auf satte minus 20 Grad!


Zum Dinner trafen wir uns alle wieder in einem schicken Restaurant der Spitzenklasse, dem недальний восток im Tverskoy Boulevard 15. Piekfein, ist so eine Cross-over Küche zwischen Russisch/Sibirischer Küche mit der japanischen Kultur. Es gab auch so Sachen wie Borscht mit Krabben. Renja entschied sich für einen Hummer, gegrillt, der sehr saftig aussah.


Ich hatte als Vorspeise sibirischen weissen Fisch (gefrostet gehobelt, mit Meersalz, Pfeffer und Sojasauce), und als Hauptgang Riesengarnelen aus dem Wok.


Die Toilette war sehr geschmackvoll eingerichtet.


Am prachtvoll illuminierten Tverskoy Boulevard liegt auch das alte Puschkin-Haus mit dem tollen Restaurant in der alten Bibliothek. Den Angaben der Gastgeber zufolge kostet das Abendessen dort pro Person sicher umgerechnet 200 Euro. Heute waren es "nur" 100 Euro, ohne Apéro oder Wein.


Wir fuhren dann wie die alten Hasen mit der Metro zum Hotel, null Problemo!

19. Januar 2014

Moskau touristisch
































Der Morgen brach mit knackig kaltem Wetter und Glockengeläut vom Kloster an. Ortszeit war ja schon Acht Uhr, aber die Zeitverschiebung von "nur" drei Stunden war spürbar. Das reichliche Pizza-Essen und das merkwürdig geheizte Zimmer (und für Ulrike wild wuchernde Sprungfedern in der Matratze!) hatten uns nicht die beste Nacht beschert. Aber wir waren alle drei soweit fit, dass wir uns um halb Zehn im Frühstücksraum treffen konnten. Wir waren dort so gut wie allein. Entweder ist frühstücken nicht "in", oder es mangelt an Gästen? Wir assen à la carte, und Ulrike nahm Pfannkuchen, Renja Blini, und ich Buchweizen mit Pilzen und Zwiebeln. Naja, der Koch hatte in jedem Fall eine zu grosse Kelle im Fett gehabt! Gut war's schon, aber wieder mächtig. Schön schaurig war der Herrgottswinkel mit einem (wahrscheinlich nicht echten) Fabergere- Ei. 

Um Zehn trafen wir Karin und Joachim in der Lobby und knirschten durch den Schnee in eine nahegelegene Markthalle mit frischen Früchten aus Azerbaidshan und Uzbekistan. Traumhaft! So schöne Granatäpfel und Kaki habe ich noch nicht gesehen, wirklich. Leider auch recht teuer: eine Sharon kostet umgerechnet 4 Euro!

Dann ging es mit dem Auto Richtung "deutsches Eck" im Südwesten. Die Botschaft (mit Arzt und Swimming Pool), die Deutsche Schule und der benachbarte abgezäunte deutsche Compound, und das Konsulat wurden besucht, liegen auch recht nahe beieinander. Die Schule machte von aussen einen sehr guten Eindruck, der Compound mit seinem ach-so-typischen deutschen Fachwerkhaus inmitten der Wohnsilos ist da schwieriger zu verkraften.

Die Sperlingsberge standen auf dem Programm, mit toller Sicht über die Stadt und der imposanten Lomonossow-Universität im Rücken, und der Prominenten-Friedhof beim Neun-Jungfrauen-Kloster (Grab von Clown Popow und Chrushtshew). Es war eiskalt, und so freuten wir uns über eine Pause im Supermarkt Auchon, Blasenpflaster, Mineralwasser, Autoscheibenreiniger und Obsttorte kaufen. Und dann machten wir lange Pause in der Wohnung der beiden Gastgeber, die im 10. Stock gleich neben der Frunskaya-Militärakademie liegt. Tolle Aussicht von da oben, aber diese Höhe der Gebäude ist fast Standard. 

Wir liessen das Auto stehen, und fuhren mit der Metro (Wagon 1243!) zur Christ The Savior Kirche, fuhren von dort eine Station weiter zum Roten Platz, stellten uns alle auf den Nullpunkt aller Kilometerzählungen nach Moskau und vor die Basilius-Kathedrale, besichtigten das Kaufhaus Gum (wie Harrods, oder Macy's), und stiegen wieder in die Metro, aber wieder nur für zwei Stationen. Zur Metro noch ein andermal mehr, hier nur soviel, dass sie wirklich sehr schön ist, sehr sauber und sehr laut, und eine unbegrenzte Fahrt nur 25 Rubel kostet, das sind 55 Eurocent. 

Nach einem langen Fussmarsch kamen wir am Hotel Ukraina (Radisson Royal, mit Rolls-Royce vor dem Eingang) an und gingen zum Moskwa-Ufer. Dort lagen vier sehr elegante Radisson-Eisbrecher bereit, die Gäste für ein Dinner 2,5 Stunden auf der Moskwa durch die Stadt fuhren. Es war toll, und das mahlende Geräusch der Eisschollen am Bug war der richtige akustische Hintergrund. 

Mit der Metro fuhren wir wieder zum Hotel, diesmal bereits allein. Morgen gehe ich mit Joachim ins Büro zur Management-Sitzung, Ulrike und Renja schlafen aus und schonen ihre Beinchen (kaufen aber auch eine Prepaid-Karte und gehen zu макдоналдз essen.


Irgendwas klappt nicht mit dem Texten im Blog

Nach gestern noch vergeblichen Bemühungen überhaupt in's Internet zu kommen, hat das heute wenigstens geklappt. Wir sind hier ja im Hotel Danilovskaya, das ist das Hotel des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche (vergleichbar dem Papst der katholischen Kirche) direkt neben seinem Amtssitz (Vatikan!), also im "Petersplatz Hotel"!
Aber das Internet im Raum funktionierte nicht, im Unterschied zu den Glocken der Amtssitzkirche. Grummel! Augenreib!
Den letzten Blog konnte ich zwar über GSM hochladen und habe damit mein gesamtes Roaming-Kontingent verbraucht. Den Blog bearbeiten, d.h. mit Text versehen, ist aber nicht möglich. Also hier ein kurzer Text, bis das alles besser wird.
Der Flug mit Lufthansa war ruhig, die beiden Mädels sassen vorne in der Business Class (Verbrauch der letzten beiden Vouchers). Ich wachte kurz vor Moskau auf und sah unten in der Sonne fast die ganze Stadt liegen. Wenn ihr denkt, dass die weissen Wolken lustige Schäfchenwolken sind am heiteren Winterhimmel, dann täuscht das etwas: es sind ausschliesslich Dampffahnen von Kraftwerken! Diese Info ist wichtig für die Wahl des zukünftigen Wohnquartiers! Aber man sah auch den Kreml und die Moskwa.
Wir wurden ganz lieb von meinem Vorgänger Joachim und seiner Frau Karin am Flughafen abgeholt und in die Stadt zum Hotel gefahren. Der Treffpunkt nach dem Beziehen der Zimmer war die Bar, ein leeres Kellerloch, schwierig zu finden. Der Patriarch und seine Gäste scheinen nicht so die Barhocker zu sein!
Wir machten dann auf dem Weg zum Pizza-Essen bei "Da Cicco" bzw. Да Чикко eine kleine Stadtrundfahrt und freuten uns an den Lichtern und den grandiosen Ausblicken. Der Abschluss war dann ein kleiner Abstecher zum Roten Platz und der Basilius-Kathedrale.

Und dann schaltete sich mein iPhone aus, kein Strom mehr. Nach nur 14 Stunden Betrieb nach Vollladung! Lächerlich!

18. Januar 2014

Moskau, Tag 1

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Nun werden ja wirklich alle mitbekommen haben, dass hier etwas Merkwürdiges vorging, Wechsel in der Luft lagen. Die Synthese der Ehlhaltener und der Lodzer Ruttes in Moskau steht an, und heute war der erste Tag unserer Schnupperreise.

16. Januar 2014

Google kennt mich!

Eben habe ich gestaunt. Als ich bei Google eingab "blogspot", kam mein Blog mit dem Eintrag "miserabile" an siebter (!) Stelle von 600 Millionen Treffern.
Könnt ihr das bitte mal überprüfen und die Suche nach "blogspot" nachstellen? Es könnte ja sein, dass Google mir nur einen Gefallen tut und meinen Blog da nach vorne schiebt. Zutrauen würde ich ihnen das, sich über meine Narzissmus-Schiene so infam anzubiedern!

Wahrscheinlich ohne Zusammenhang zu Obigem möchte ich noch das Phasendiagramm von Wasser hier posten. Es gibt 16 verschiedene Eis-Sorten (nein, Quatsch, natürlich hat Langnese mehr!). Wassereis. Normalerweise begegnet uns ja nur das hexagonale Eis Ih, bei 1 MPa und bis zu 273 K. Aber wenn wir den Druck erhöhen auf sagen wir 1 Tera-Pascal, dann wird Wasser elektrisch leitfähig und ist weder fest noch flüssig!


Endlich Kontakt zu den Nachbarn.

Ich lebe in Wohnung 47 im Block 55A. Soviel zu meiner Identität hier. Kein Namensschild an Klingel, Briefkasten oder Tür. Wohnung 47 - ohne diese Angabe kommen keine Briefe an, schon gar nicht Besucher.
Es gibt so gut wie keinen Kontakt mit den Nachbarn, seit drei Jahren nicht. Zehn Familien (oder Singles? Zombies? Aliens?) sind es in Block 55A. Ich weiss, dass ein älterer Herr einen neugierig schnüffelnden Dackel hat (zumindest drei mal dabei hatte). Und dass die Familie in der Wohnung 46 schräg unter mir (die mit der blond gefärbten Mutter) endlich, endlich die Schreikrämpfe ihres wohl erziehungstechnisch missratenen Bengels in den Griff gekriegt hat. Und unter mir wohnt schwer verbarrikadiert eine ältere Dame, aber manchmal kommen auch junge Leute aus der Tür. Möglicherweise bin ich ihnen ein Rätsel der glichen Dimension, wenn sie sich denn überhaupt darum scheren!

Aber gestern früh wurde alles anders. Ich wurde angesprochen.

Dazu muss man wissen, dass mein Auto immer vor der gemieteten Garage steht. Es passt nicht rein, ist zu breit. Als hat die Firma eine gut gelegene Garage gemietet und jetzt darf das Auto des Chefs immer davor parken. Die Nachbarn haben kleinere Autos, die passen in ihre Garagen. Gestern also kam ich morgens zu meinem eingefrosteten* Auto, als aus der Nachbargarage gerade der Kleinwagen hervorschoss. Die Tür ging auf, und eine (schonmal kurz gegrüsste) junge Frau und Mutter stieg aus. Sie sah mich da kommen, und sprach mich an mit einem "Do you speak English?" Und es ergab sich ein Gespräch, für das Temperaturniveau und den Ort sogar recht lange. Sie hätte sich gefragt, wie ich es denn wohl in diesem Block aushalte, sie fände es ganz schrecklich hier, aber hätte nun mal 2007 das Apartment gekauft und sei aus der Stadtmitte Lodz' in diese Wüste herausgezogen, und so weiter. Ich erwiderte, dass die Lage für mich ideal sei, usw. So erfuhr ich ihren Beruf (Rechtsanwalt), ihre Arbeitgeber und -orte, und ihren Arbeitsweg. Dann entschuldigte sie sich für das schwache Englisch, stieg in das Auto und fuhr winkend davon.

Mich hat das richtig gefreut, denn zwei Jahre früher hätte ich sie und ihre Familie bestimmt mal eingeladen.  Ob sie wohl gekommen wären?

12. Januar 2014

Russisch Crash Course (1)

Gestern war der erste (von vier) ganztägigen Russisch-Kursen hier in Lodz bei der Berlitz-Schule. Erst heute - 22 Stunden später - bin ich wieder so weit wiederhergestellt, dass ich darüber reden (bzw. schreiben) kann.

Ira, die Lehrerin, heisst eigentlich Irena und wurde mir von Berlitz als "energisch" angekündigt. Sie stellte sich dann heraus als sehr lebhaft, mehr hyperaktiv als streng. Und sie gab sich ja solch' eine Mühe! Wo überall sie die verschiedenfarbigen Bleistifte ("караидаш", ausgesprochen "Karandasch"Ehrlich!), die Kugelschreiber ручка und die Filzstifte фломастер alles versteckte, um mir Farben und Ortsangaben nahezubringen ... Es war ja auch nicht leicht für sie, von 08:45 bis 16:00 Uhr (nur mit zwei kleinen Pausen, denn das externe Mittagessen war ja Teil des Crash Course) zu unterrichten!

Die bisher erworbenen Polnisch-Kenntnisse halfen mir einerseits sehr. Viele Wörter und die Grammatik sind gleich oder sehr ähnlich, die Aussprache ist verwandt. Lokativ? Kein Problem! Andererseits ist die sprachliche Verwandtschaft auch wieder hinderlich, denn wenn das Wörtchen "aber" im Polnischen "ale" heisst, im Russischen jedoch nur "a" - nun, dann sagte ich eben erstmal "ale"! Und nicht nur einmal, immer! Ich glaube, ich habe noch nie so viel Polnisch gesprochen wie gestern! Zufällig traf ich gestern in der Schule auch meine frühere Lehrerin Kasia ("Moskwa? Moja matka!"), und wir parlierten da ganz locker, viel entspannter als im Unterricht damals.

Ira killte mich, als sie anfing an der Tafel in Schreibschrift zu schreiben. Natürlich ist auch in der deutschen Sprache die Schreibschrift ein völlig anderes graphisches System, aber gestern stand ich dann auf dem Schlauch. Das "d" wird im kyrillischen Alphabet zu einem "д", und geschrieben wird es wie in der Sütterlinschrift das "z", also mit Unterlänge! Keuch, prust!

So um drei Uhr hatten Ira und ich vorübergehend ein Tief (das kann auch am Mittagessen gelegen haben). Beim Abschluss um Vier fühlte ich mich dann wieder fit, allerdings wusste ich auch wie sich "brainwashing" anfühlt.

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...