20. September 2014

Altweibersommer in Moskau

Zugegeben, ich habe nach der wunderbaren Hochzeit von Reida und Andreas erst einmal eine längere Pause hier mit dem Blog-Schreiben gemacht. Mir erschien alles etwas gar nichtig und nicht wert des Schreibens.

Nicht, dass sich die Qualität meines Erlebens in den letzten Tagen gesteigert hätte. Ich habe mich nur wieder "normalisiert" und in den Alltag zurückgefunden.

Der Büroalltag geht seinen Gang. Das Umstrukturierungsprojekt ist intern inzwischen so anerkannt, dass einstige Gegner es bereits als ihren Plan verkaufen. Ihre Taktik ist, dadurch sich selbst in den Fahrersitz zu setzen und mich die Arbeit machen zu lassen. Dazu müssen sie aber früher aufstehen, die Arbeiten sind bereits verteilt.

Apropos früher aufstehen: Wenn ich Renja am Morgen zur ersten Stunde zur Metro bringe, das ist so um Sieben, dann sind die Strassen noch ganz leer und man kann die Tverskaya runterbrausen. Ich bin dann so um halb Acht im Büro und habe bestimmt eine Stunde Ruhe, bevor sonst jemand eintrudelt. Moskoviter sind weltweit bekannte Langschläfer, das ist auch statistisch bewiesen (siehe hier). Abends entwickelt sich der Heimweg mit dem Auto zur Qual: seit Schulbeginn sind unendlich viele Autos auf der Strasse, und der Heimweg kostet mich bestimmt 90 Minuten. Von denen ich die Hälfte stehe, sehr eng eingekeilt in die Flut der anderen Fahrer. Wir sind aber sehr gelassen, denn Aufregen hilft gar nicht und ist ungesund. Mir wurde gesagt, dass dies jetzt der Normalzustand sei. Richtig schlimm würde es ab Mitte Dezember, wenn Matsch läge und alle noch Geschenke* einkaufen wollen, auch die Leute vom Land, die den Verkehr nicht so gewohnt sind und die Strassen nicht kennen.

Heute morgen fuhren Ulrike und ich zum Auchan (siehe Bilder) und Renja zu einer Bekannten in die Botschaft. Weil die Sonne so schön schien, sind Ulrike und ich dann noch Spazieren gegangen, die Nikitskaya Bolshoya hinunter, durch den Alexandergarten, durch alle Stockwerke des "Tzum"-Kaufhauses (hui, edel! Die Verkäuferinnen rümpften die Nase oder ignorierten uns völlig, mit unseren nicht glänzend geputzten Schuhen und Baumwoll-Pullis). Im Kuznetskiy Most entdeckten wir dann noch eine internationale Buchhandlung, und tranken lokale, ökologische Mixdrinks für die "Vision" (Ulrike die Eule) und "Manneskraft" (Ralph-Er-Spürt-Schon-Was).



Wühl-Obststand beim Auchan. Es war noch früh und er leer.

Fischtheke bei Auchan. Es war noch früh und sie voll.

Der Alexander-Garten neben dem Kreml in der Nachmittagssonne. "Tout Moscou" war dort!

Der Alexandergarten im Gegenlicht. Hinten die Strasse hoch und dann rechts, das ist Renjas Schul-Heimweg.

Die Basilius-Kathedrale über der Horizontlinie des Roten Platzes. 

Ein Selfie am Kuznetskiy Most. Rank und schlank in der Herbstsonne.

Kaufhaus "Tzum". Armani und Burberry für Kinder ...

Armenischer Markt vor dem Bolshoi-Theater.

Das Tor zum Roten Platz.

1 Kommentar:

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...