Zunächst fuhren wir - nach einer Riesenportion frisch gebackener Pfannkuchen mit Rahm und Moosbeeren-Kompott zum Frühstück - nach Kargopol. Der Fahrer des Logan war nicht sehr kommunikationsbegabt, und wir hatten keine Ahnung was so alles passieren wird. Ausser dass wir nach Kargopol gbracht werden, dort eine Führung haben würden und Keramikfiguren bunt bemalen sollten, und dann in den Nordteil des Nationalparks gebracht würden. Aber alle Uhr- und Mahlzeiten waren uns schleierhaft. Zum Glück gibt es in Kargopol Internet und damit Google Translate zum Hineinsprechen. Es sah zwar komisch aus, aber der Fahrer und ich sprachen wechselseitig ins iPhone und wussten so in etwa um was es ging!
Die Stadtführung mit netter Führerin ("laaaangsam sprechen!") war leider nur bedingt interessant. Die Stadt war mal eine bedeutende Handelsstation zur eisfreien Weissen See gewesen, wurde aber noch der Eroberung St Petersburgs ganz schnell irrelevant und zerfiel. Auf dem Marktplatz steht eine handgetöpferte Lenin-Statue, am Ufer ein Denkmal für Alexander Baranov (ein 1747 im Ort geborener Pelzhändler und Gouverneur von Russisch-Amerika, das heute Alaska heisst, und somit ein Vorgänger von Sarah Palin), und viele zerfallende Kirchen, bei denen auch schon das Restaurationsgerüst verrottete. Aber die Stadt hat originellerweise die traditionellen Strassennamen durch sowjetische ersetzt, und erinnert so z.B. an die Oktobristen und die III. Internationale! Juchhu!
Man beachte das Moos im Fenster, das das Kondenswasser aufnahm.
Das Waschhaus an der Onega, ganz traditionell mit Flusswasser und auf Knien:
Unser erwartetes Bemalen der Tonfiguren entpuppte sich als Kneten und Formen derselben, aber leider ohne anschliessende al fresco Malerei. Wir formten nach Anleitung aus lokalem Ton drei Hunde, auf die ich mich leider im Auto dann schon draufsetzte. Renjas Hund (Mitte) überstand es als einziger, es ist jetzt eben ein liegender Hund!
Unser Figurenwunsch wären doch eher Lomonosov oder wenigstens ein Chemiker gewesen:
Dann ging es im Logan nordwärts weiter, zunächst auf sehr guter Strasse, später wieder unbefestigt und rumpelig, insgesamt 190 km. Komisch nur, die Gegenfahrbahn schien immer besser zu befahren zu sein - wie in England eben!
Eine mautpflichtige Pontonbrücke führte über die Onega:
Durch die unendlichen Taiga-Wälder führte uns der Weg nach Vershinino am Kenozero-See, das touristische Zentrum des nördlichen Parkteils am namensgebenden See. Hier war dann auch was los, heidewitzka Herr Kapitän! Viele Künstler mit frisch gemalten Naturimpressionen kamen an uns vorbei, Lan Rover mit Adventure-Ausrüstung parkten vor unserem Haus, und ein echter Jahrmarkt mit Livemusik! Ich blühte auf, denn Feuerwehrfeste und Landjahrmärkte sind doch so authentisch. Die Mädels machen sich schick und wiegen auf der Wiese ihre Hüften zu scheppernden Schlagern, während die Jungs sich cool an ihren Lada lehnen und sich über's Fischen unterhalten. Keine Partei verliert dabei die andere aus den Augen.
Dazwischen tummelten sich Kühe und Polizisten vor dem lokalen "Magazin":
Im Dorf wurde übrigens ein grosses Holzhaus nach alter Blockhausmethode errichtet. Das war interessant zu untersuchen. Die angekehlten Stämme werden dicht mit Werk verfugt geschichtet. Der Boden ist unterlüftet, wobei auf den steinernen Eck-Fundamenten mehrere Schichten Birkenrinde (!) gegen Kapillarwasser isolieren.
Unser Programm bis Mittwoch:
Na dann mal viel Spass beim Programm: Erfahren durch Erleben.
AntwortenLöschenDer Chemiker ist echt putzig, ich finde, eure Hunde haben da schon etwas ähnliches an sich, da steckt Potential drin!