22. Januar 2014

Kreml, GUM und Vegetarisches Essen

Es nieselte kleine Glitzerflocken heute morgen, das war schön anzusehen. Leider brachte der Mangel an Sonne das Glitzern nicht so ganz voll zur Geltung, und uns machte es frieren. Die Temperatur war nur ganz wenige Grad tiefer, aber es war bedeckt und windig, und das war nicht so gemütlich. 

Nach dem Frühstück (der Speisesaal ist jetzt voller als auch schon) fuhren wir in die Stadt: heute stand die Besichtigung des Kreml auf dem Plan. Trotz Vorbereitung gab es eine Lücke in der Planung, nämlich die Ortung des Eingangs in den Kreml. Er ist nicht am Roten Platz, sondern genau auf der entgegengesetzten Seite der Ringmauer! Wir entschieden uns also um und besichtigten zuerst die Basilius-Kathedrale. Es war mir immerhin schon möglich mit der Kassiererin den eigentlich nur für Russen geltenden Familientarif auszuhandeln, ich glaube sie schätzte meine stotternden Bemühungen! Die Kathedrale ist schon schön, aber eigentlich von aussen schöner (und bekannter!) als von innen.

Also weiter zum Lenin-Mausoleum. Darum herum ist alles abgesperrt, mit Metalldetektoren und mehreren Sicherheitscondons. Ganz wichtig: Mobiltelephone müssen abgegeben werden und werden solange verwahrt. Der Eintritt zum Mausoleum ist eigentlich gratis, aber die Aufbewahrung der Handies kostet 20 Rubel pro Stück (50 Cent). Auch so kann man quasi auf Umwegen einen kleinen Eintritt verdienen ... Im Mausoleum wird man individuell durch einen Soldaten aufgefordert die Kopfbedeckung abzunehmen, dann geht man durch sehr dunkle, schwarze Marmorgänge in die Gruft hinab und steht nach vielen Windungen (und an jeder steht ein Soldat!) am Sarkophag mit Lenin. Es war ein komisches Gefühl für uns alle, obwohl der einbalsamierte Kopf auch aus Wachs hätte sein können. Madame Toussaud präsentiert Personen lebensechter - aber hier war es ja ein echter Toter! Nix wie raus! Draussen gingen wir noch an so einigen Gräbern anderer Staatsführer vorbei, und ein einziges Grab war mit Blumen übersät: Stalin.

Dann machten wir uns auf zur Umrundung der Kremlmauer, marschierten an der Ewigen Flamme vorbei. Der Zaun des Alexander-Parks dort ist übrigens aus Rutenbündeln mit eingearbeiteter Axt gebildet, die lateinisch "fasces" heissen, da konnte ich Renja auf dem langen Weg superschlau mit linguistisch geprägten Auslassungen über Mussolini animieren ... Nach der Kasse muss man wieder durch Metalldetektoren, und das ganze Gelände ist überwacht durch hunderte Soldaten. Ist ja auch irgendwie verständlich, der Kreml ist ja nicht die Festung!

Im Areal gibt es nicht so sehr viel zu sehen, er ist ja eher klein. Es ist auf jeden Fall gut dort gewesen zu sein, und einen Tag verbringt man mühelos in den Kapellen und Museen (speziell der Rüstkammer, die wir heute ausliessen). Wir gingen aber in die Kapellen, jede goldhaltiger als die vorherige, höher und mit mehr Ikonen (alle echt, und wirklich schön). Das Grab Iwan des Schrecklichen sahen wir, versuchten Altkyrillisch zu lesen (kein Erfolg), und bewunderten Krönungsmützen:

 (verbotene Photographie!)

Draussen stand dann die grösste je gebaute Kanone, Kaliber 89 cm! Sie feuerte keinen einzigen Schuss ab - hätte ja auch eh' nicht getroffen bei dem kurzen Lauf!



Gleich daneben steht die grosse "Zaren-Glocke", 22 Tonnen schwer. Nachdem sie gegossen war, stellte man fest, dass man sie wegen des Gewichtes nicht in den Turm hieven konnte (toller Projektleiter!), also liess man sie noch in der Gussform - für fast 100 Jahre! Dann hatte man einen passenden Kran konstruiert, buddelte sie aus - und brach ein 2 Tonnen schweren Splitter aus dem Rand! Aus die Maus!



Der Grosse Kreml- Palast überblickt die Moskva, und der Weg ist gar nicht so überlaufen. Nur Ulrike ist schon mal vorgesprungen!



Den Alexander-Garten erreichten wir durch das Borovitskaya-Tor und wanderten "immer an der Wand lang". Wir passierten den Rüstkammer-, den Kommandanten-, den Dreifaltigkeits- und den Mittleren Arsenal-Turm, und bewunderten die Weihnachtsbaumzucht im Burggraben.



Dann war uns kalt, wir brauchten eine Pause. Das Kaufhaus ГУМ liegt ja gleich daneben, also setzten wir uns dort in das Café Emporio Armani und tranken einen Tee. Wir wanderten alle noch etwas durch die langen Ladenstrassen auf drei Etagen, aber kauften nichts. Ist eine andere Liga, nichts für Spontankäufer wie uns!



Der kleine Pferdeluftballon war sicher einen Kind weggeflogen:



Auf dem etwas langen Weg durch die Tverskaya zum Abendessen kamen wir am "Städtischen Zentralkaufhaus" vorbei. Es hatte Schlussverkauf mit bis zu 50% Rabatt! Wir hätten fast den weissen Bentley gekauft, so günstig gibt's den sonst nie! Schnäppchen!



Das nächste Photo stimmt nicht in der zeitlichen Reihenfolge, die Chips gab's erst am Abend im Hotel. Als versteht den Text als Erheiterung zwischendurch:



Das Abendessen nahmen wir im Jabbernath, einem indisch-vegetarischen Restaurant, ein. Selbstbedienung mit einem riesigen Dessertbuffet, Suppen, vielleicht 20 verschiedenen Gerichten, u.a. Birkensaft-Limo und Kvass als Getränke. Viele junge Leute darin. Die Preise waren vernünftig: wir hatten zu Dritt je einen Salat und einen Teller Buchweizen oder Nudeln, ein Dessert und ein Getränk, und es kostete insgesamt etwa 1500 Rubel, das sind 35 Euro.



Wir stellten uns in die proppevolle Berufsverkehrs-Metro, die wir jetzt schon so langsam kennen (zumindest die graue Linie zum Hotel), kauften noch Mandarinen und Kekse ein, und haben einen gemütlichen Abend. Der Supermarkt an der Metrostation hier im Aussenbezirk hat übrigens das beste Single Malt Angebot das ich jemals sah ...

1 Kommentar:

  1. Au weia: natürlich sind die jungen Leute nicht in den Getränken drin, sondern im Restaurant!

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