Gestern war es so weit. Und heute ging es weiter. Ab sofort darf ich nicht nur arbeiten hier, sondern tue das auch ganz legal!
Gestern leistete ich meine Unterschrift für den Antrag auf Eintragung in das Register offizieller Geschäftsführer. Dami bin ich seit gestern vertragsfähig und mein Vorgänger zeitgleich entbunden.
Heute ging es dann zum zentralen Immigrationsbüro Moskau. Dort werden Ausländer registriert und erhalten ihren Ausweis, der sie für bestimmte Aufgaben berechtigt. Bei mir steht auf dem himmelblauen Kartonkärtchen also drauf "Generaldirektor". Klingt doch gut, oder?! Das Kärtchen muss ich ab jetzt immer vorweisen können. Mal sehen wie lange es hält!
Mein Eindruck von dieser Behörde ganz weit im Norden der Stadt ist schwierig zu schildern. Natürlich gab es eine ewig lange Schlange von Wartenden aus allen möglichen ehemaligen Sowjetrepubliken. Die sind hier etwa so beliebt wie in Deutschland und der Schweiz die Rumänen oder die Maroccaner in Frankreich. Der Eingang für diese armen Leute war eine Passkontrolle, danach standen sie in einem langen Zugangs-Drahtkäfig vor der Tür. Blöd, dass es heute regnete ...
Für ausländische "Spezialisten" (Definition: Jahresgehalt über 2 Millionen Rubel) gibt es ein eigenes Büro. Ohne Drahtkäfig. Aber auch mit Schlange. Mein Begleiter, ein junger Rechtsanwalt, war kurz vorgegangen "um das richtige Büro zu finden", und kam mit einem jungen Mann zurück, der uns den "direkten Weg zum richtigen Sachbearbeiter" zeigte. Keine Wartezeit, bestenfalls einige böse Blicke der anderen Wartenden. Ich hatte erste Kontakte mit Schleppern gemacht, nicht viel anderes als die Mexikaner am Rio Grande. Natürlich ist es angenehm nicht im Regen warten zu müssen. Andererseits war es ein fast schon körperliches Gefühl des Ekels, hier profitieren zu können.
Jetzt werde ich ins Hotel gefahren. Ich freue mich auf das Orgelkonzert in der neuen Philharmonie "Dom Musyki". Es spielt einer der Organisten von Notre Dame, Olivier Latry. Die Orgel ist erst 11 Jahre alt, und ist riesig: mit 5'500 Pfeifen, von denen die längste 9,50 Meter lang ist, soll sie die grösste Orgel Russlands sein. Das Ticket im Parkett hat so viel wie ein Hamburger gekostet. Das spricht allerdings eher gegen den preis von Hamburgern hier!
Ich sitze in dem grossen Einzelbüro von 3-15, wo der Pfeil nach oben zeigt.
Blick vom Eingang auf meinen (jetzt wie gesagt ganz legalen) Arbeitsplatz.
Das Arbeitsamt für Immigranten und Direktoren.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Generaldirektor!
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