Aber um die Mittagszeit änderte sich der Tag schlagartig: die Sekretärin kam ganz blass in's Büro und teilte mir mit, dass im Sitzungszimmer acht Herren der staatlichen Zollpolizei FTS auf mich warten würden, ich wäre ja hier wohl der Chef, und den wollten sie sprechen. Dringend. Eigentlich sofort. Die völlig eingeschüchterte Sekretärin flüsterte mir noch zu: "Aber sie sind zum Glück nicht bewaffnet!"
Es ergab sich, dass ich in diesem speziellen Fall nicht der juristische Chef war (noch nicht! Die Ernennungspapiere sind auf dem Postweg!) und eine Mitarbeiterin vorschicken konnte/musste.
Kurz: die Zollpolizei hatte einen unangekündigten Durchsuchungsauftrag in einem unserer Geschäftsbereiche, der mit einem Distributeur zusammenarbeitete, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung (Falschdeklaration bei Verzollung) läuft. Zeitgleich mit unseren Büros wurden auch die Büros dieses Distributeurs in St.Petersburg durchsucht. Wir sind also nicht angeklagt, nur Zeugen und schlimmstenfalls "Gehilfen". Natürlich lief bei mir sofort das volle Programm für unangemeldete Durchsuchungen an, die wesentlichen Personen wurden informiert, der Durchsuchungsbefehl gelesen, und Zusammenarbeit versichert. Bis dahin war auch unser schweizerisch-russischer Hausjurist eingetroffen. Die acht Zöllner (6 Offiziere und 2 "Zeugen") verhielten sich die ganze Zeit über hoch professionell. Sie beschlagnahmten circa 600 Blatt Dokumente, 8 Ordner, und zwei Computer. Für diese Computer musste unser IT-Mann extra ein neues Administratoren-Passwort einrichten und volle Berechtigungen geben. Insgesamt dauerte die Durchsuchung von 12:00 bis 21:10 Uhr, und beschäftigte durchgehend 8 + 5 Personen. Danach wurde alles Papier in schwarze Müllsäcke gepackt, reichlich mit Klebeband umwickelt und mit Stempelbändern versiegelt.
Danach fuhr ich dann mit dem Juristen Daniel (wir hatten uns dann schon auf Berndeutsch und "Du" geeinigt) mit einer Marschrutka nach Hause.
Verpackt und versiegelt: PC, Laptop und Papiere. |
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