Das Ensemble von "C любимыми не расставайтесь" |
Eigentlich hatte ich mir ja den Theaterbesuch im Theater Okolo nur vorgenommen, um eventuelle Immissionen unter den Fenstern unserer eventuellen Wohnung noch rechtzeitig erkennen zu können. Ulrike hatte ja erst beim Lesen des plakatierten Namens eines anderen Stücks ("La Stalla") vermutet, dass dort unten eine Pizzeria haust und Küchendunst produziert. Das wollen wir ja auch nicht!
Also kaufte ich gestern online einen Zugangscode. Dazu musste ich mich erst auf BigBilet.ru anmelden, und dann auf der Theaterseite die Vorstellung buchen, und dann bekam ich per SMS einen Code zugeschickt. Eigentlich zwei, aber ich weiss bis heute nicht wofür der zweite gut sein könnte. Alle Seiten der Anmeldung und Buchung waren nur auf Russisch verfügbar, und da entgehen mir eben doch solche Nuancen. Es war auch gut, dass ich den Code aufgeschrieben hatte, denn im Theater war auf einmal die SMS nicht mehr vorhanden (a la Snapchat: "Diese SMS löscht sich 10 Sekunden nach dem Lesen selbstständig").
Natürlich habe ich von dem Stück kein Wort ausser einmal "Dostojewski" verstanden. Es ging, glaube ich, um Liebe, denn es gab fast gleich viel Schauspielerinnen wie Schauspieler. Die Kostüme versetzten das Stück in eine Zeit vor hundert Jahren, mit cul de Paris und Vatermörderkragen. Es war dann aber gar nicht sooo wichtig Russisch zu verstehen um den Abend zu geniessen (es hätte geholfen), denn es wurde sehr viel im Ensemble gesungen. Fünf Chorblöcke in 90 Minuten, zweimal die Männer, zweimal die Frauen, und einmal gemeinsam am Ende, jeweils mit Akkordeon und Dirigent/Souffleur. Kurz: es war ein sehr unterhaltsamer Abend im Theater. Jedoch keine Kleinkunst mehr mit fast 30 Schauspielern (der Bub mit Aktentasche fehlt leider auf dem Bild) auf 80 Zuschauer!
Der eigentliche Auftrag der Immissionsmessung fiel dagegen ins Wasser. Wörtlich, denn es regnete in Strömen. Da stellte sich niemand lärmend und rauchend vor den Theatereingang, wenn nebendran das Wasser direkt vom Dach auf's Vordach prasselt! Weil ich ja meiner Mission treu früh dort war, musste ich mich unterstellen und fand ein trockenes Plätzchen unter dem Vordach der Tiefgarage. Nach einer Minute dort ging das Rolltor der Garage auf und eine goldzahnblinkende Wache kontrollierte was ich denn da wohl wolle, freundlich aber bestimmt. Ich durfte stehenbleiben, nach einem Blick zum Himmel und dem Wort "Theater". Er blieb aber auch stehen. Nun fühle ich mich sicher dort.
Das Geheimnis der Tür in der hinteren Wand des Hofes ist auch gelöst: Bühneneingang! Ist eben ein Künstlerquartier: Die Musikakademie, die russische Komponistenhochschule und ganz viele Denkmäler (Rostropovich lebte dort!) im Viertel.
Und die Strasse wurde trotz strömenden Regens neu asphaltiert. Nun, zumindest war der Belag schon abgefräst, die Gullideckel freigelegt, Kabelkanäle ausgehoben, und die Asphaltmaschine stand bereit. Ehlhäller Vielfahrer werden jetzt natürlich misstrauisch und vermuten jahrelange Buckelpisten.
Blick von der Garageneinfahrt auf das Hoftor und die Kehrmaschine. Es regnete, wie gesagt, ein wenig. |
Es gibt in ganz Moskau ja keine Kanalisation für Oberflächenwasser, Regenrinnen ergiessen sich überall einfach auf's Trottoir und das Wasser kann sehen wo es bleibt. Das stört natürlich die Arbeiten, wenn man Kabelkanäle aushebt, also wurde improvisiert: Ein orangeblauer Lastwagen der Strassenreinigung fuhr neben dem Kanal hin und her und förderte mit seiner rotierenden Reinigungswalze das angesammelte Wasser vor der Walze her vom Kanal weg, bevor es reinlaufen konnte. Genial einfach. Nur die Arbeiter im Regen und neben der Walze taten mir etwas leid ...
Buckelpiste! Dann bräuchtet ihr keine Angst vor Einbrechern zu haben, weil sie die gestohlenen Sachen gar nicht abtransportieren könnten.
AntwortenLöschenDa spricht eine Gewinnerin! Wie fühlt sich das 1:0 an? Einbrecher sind eigentlich weniger unsere Sorge, eher so Spassvögel die Nachts an die Scheibe klopfen...
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