23. Oktober 2014

Regenteppich

Es regnete den ganzen Vormittag während unseres Rundgangs durch Bukhara (russisch: Вухоро). Mit Schirm (Die Schlaue Rhea) oder Kapuze (Ulrike, Renja und Aaron) kein Problem, solange die Anoraks dicht bleiben. Andere Teilnehmer (Bek, ...) wurden eben nass, liessen sich aber weder Nässe noch Neid anmerken. Ausserdem kam zumindest ich wirklich oft in den kuscheligen Genuss des geteilten Schirmes! 

Wir begannen am Mausoleum des Mediziners Avicenna, mit tollen Baudetails. 


Wenig Touristen zu sehen. Komisch bei diesem Wetter, gell?

Wir liefen weiter, an einem Handwerkerladen (in dem wir drei sehr schöne Seidentücher für die Damen erstanden und ich alberne "Fähnlein Wieselschweif"-Fellmützen probierte) und dem Wassermuseum vorbei, zu einer Moschee des Khans, die moch aktiv ist und deshalb die heute gültigen Gebetszeiten anzeigte. 




Danach gab es aber erst mal eine Stärkung in einer normalen Strassenküche, Suppen und Fladenbrot. Draussen goss es: 



In der Festung ("Ark") des Khan verbrachten wir dann viel Zeit in eher einfachen Ausstellungen mit überheizten Räumen und schläfrigen Aufpasserinnen (in Grün). Aber es war trocken und trocknend. 




Beim Verlassen des letzten Museums hatte es aufgehört zu regnen. Über den Goldmarkt (nur Frauen an den Ständen) bummelten wir zur grossen Moschee und der Masala ( Koranschule) - einer der bedeutendsten der russischen islamischem Welt: es war die einzige Masala, die während der ganzen Sowjetzeit offen blieb, und sie brachte mehrere Ministerpräsidenten von zentralasiatischen und russischen Ländern hervor ("Old Boys"). Der Bau ist phantastisch. 






In der nächsten Gasse führte uns Bek in den ersten Teppichlanden des Landes, wo wir von Sabina, einer sehr, sehr cleveren Verkäuferin von in eigener Werkstatt hergestellten Teppichen begrüsst wurden. Sie erzählte uns ausführlich über die Firma: 250 Teppichknüpferinnen zwischen 18 und 30 Jahren, Bezahlung nach Anzahl Knoten pro Stunde, Monatsentgelt bei 6x8 Wochenstunden zwischen 300 und 1000 USD, Tagesleistung etwa 4 Knüpfreihen in Seide oder 12 in Wolle. Auch über Teppichqualitäten (Seide, Babycamel, Schaf) und Qualitätskriterien (Strich, Material, Knoten) erfuhren wir viel Interessantes. Und wir sahen ganz tolle Seidenteppiche für 50'000 Euro! Rhea durfte am Knüpfstuhl selber versuchen, war aber nicht ganz so atemberaubend flink wie die Meisterin daneben. Wir waren ernsthaft interessiert an einem echten Bukhara-Teppich, und liessen uns dann in aller Ruhe bei Tee und Zuckerstückchen die Modelle in 3x4 m und 2x3 m zeigen. Es gefielen Ulrike und mir meist die gleichen, aber die Grösse war entweder zu gross oder zu klein. Dann holten sie noch Teppiche mit 2,5 x 3,5 m Mass aus dem Lager, und der erste davon war es dann, wirklich ganz spontan. Wir verhandelten dann noch bestimmt eine Stunde über den Preis, davon 40 Minuten wegen Stromausfalls im Schein von Taschenlampen und iPhone-LEDs. Mit einer Anzahlung von 950 Dollar in bar waren wir dabei, der Rest wird nächste Woche überwiesen. Wir lassen den Teppich nach Moskau schicken. 


Beim Rausgehen erzählte uns Bek, der hier wirklich jeden kennt und aus jedem Geschäft gegrüsst wird, dass Sabina 24 Jahre alt ist und seit ihrem 7. Lebensjahr auf der Strasse Dinge verkauft. Das erklärt ihren kräftigen Händedruck und ihr hartes Verhandlungstalent. Ich war nämlich geschafft wie selten nach dem Abschluss. 



1 Kommentar:

  1. Nun, das sind die beeindruckenden Bilder und Worte, auf die ich gehofft hatte! Da wird man richtig neidisch und will das auch alles erleben uns sehen und anfassen und bereden und fotographieren :-)
    Herzlichen Glückwunsch zum Teppich! Ist das einer zum dräu flauten oder für die Wand?

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824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...