31. August 2011

Jetzt brauche ich nur noch die Rennmaus dazu!

Heute war ich endlich mal wieder bei Kunden, und es hat richtig gut getan, etwas über den Markt aus erster Hand zu erfahren (was genau schreibe ich hier natürlich nicht). Ich war mit Tomek unterwegs, unserem Verkäufer für Südpolen. Er hatte zwei gute Kunden herausgesucht, als erstes einen grossen, internationalen Konzern, der im März seine ganze Produktion von Schweden nach Gliwice verlegt hat. Wir haben für diesen Konzern in Polen die Musterkarten gefertigt, die jetzt mit unserem Logo weltweit von dessen Verkäufern eingesetzt werden! Da sind wir mächtig stolz, denn wir haben ihn mit unserer Qualität überzeugt und werden jetzt "strategischer Lieferant". Das ist ein Titel, den ich gar nicht mag, denn wenn jemand "strategisch" sagt, dann kostet es meistens Geld.
Der zweite besuchte Kunde war ein kleines Familienunternehmen, das Vogel- und Nagetierkäfige herstellt. Vögel bekommen Plastikteile aus Polypropylen, Nagetiere aus Polystyrol - das ist nämlich kratzfester! Das Unternehmen scheint gut abzuwerfen, denn der mitarbeitende Sohn fährt Rally und hat privat einen Audi RS8: nicht schlecht Frau Hecht! In der Produktion fragte ich beim Rundgang den Besitzer, ob ich ein kleines, gelbes Polystyrol-Teil (Hamstertreppe) haben könne, als Element für meine "Produktausstellung" im Büro. Er gab es mir sofort, und fing an zu telefonieren. Wenige Augenblicke später stand eine Frau aus dem Lager neben uns, auf den Armen zwei riesige Pakete … mit ganzen Käfigen! Ich durfte mir eine Farbe aussuchen, den anderen Käfig bekam unser Verkäufer. Ablehnen wäre unmöglich gewesen, ganz ausgeschlossen. Jetzt habe ich also einen Nagetierkäfig im Kofferraum, und es fehlt nur noch die Rennmaus dazu. Nein, den Käfig werde ich einer Angestellten mit Familie und Haustierwunsch schenken, dann freut sich wenigstens jemand.

28. August 2011

Cowboys and Aliens

Das war einer der dümmsten und albernsten Filme, den ich mir da ausgesucht hatte! Ich hatte ja gedacht, dass die Kombination von zwei so polarisierten Genres etlichen Spielraum für Humor und ironische Überhöhung bietet. Leider habe ich, wenn dem so war, den Humor und die Ironie nicht mitbekommen … Statt dessen sah man eine Aneinanderreihung von genre-typischen Mustern, wie
  • einsamer Held (leicht verwundet, was aber nur für seine erste Szene eine Rolle spielt, um den Sixpack von Daniel Craig zu zeigen)
  • grünes Blut der ansonsten rachsüchtigen Aliens
  • Indianer mit Kriegsbemalung und Pfeil-und-Bogen (sind aber auch voll wirksam gegen Aliens!)
  • Kavallerie genau im richtigen brenzligen Augenblick in der Felsenschlucht (inklusive schmetternder Trompetenmusik),
  • eine Wildwest-Räuberbande mit Raubeinen (Zahnlücke!) und Goldschatz,
  • eine blauäugige Schönheit, immer fesch gestylt (besonders als sie den Heldentod stirbt, denn sie ist auch eine Ausserirdische, aber eine Gute von einem anderen, dritten Stern, und sie ist nur im Wilden Westen um die Basis der bösen Ausserirdischen (der mit dem grünen Blut) zu vernichten),
  • eine Superwaffe, vom Held als Armreif zu tragen
  • Lasso-Schleudern, heute mal gegen wildgewordene, brüllende Aliens
  • verlorener Sohn,
  • Mannwerdungs-Riten
  • Grossgrundbesitzer (harte Schale, am Ende weicher Kern)
  • u.v.m.
Wenn ich die Liste jetzt so lese, dann hätte es doch eigentlich lustig werden können. Aber im Kino hat niemand gelacht. Der Film scheint ernstgemeint!

Neben dem Kino im Hof der Manufaktura stand ein Mega-Kran zum Bungee-Springen. Es hatte sich eine lange Schlange von Interessenten gebildet, 50 Zloty sind ja auch ein Pappenstiel für eine erste Sprungmöglichkeit. Als ich um Zehn aus dem Kino kam, sprangen sie immer noch, aber jetzt waren unten am Boden Feuerspucker! Beim Publikum am beliebtesten waren die springenden Mädchen: die krischen so schön laut!

27. August 2011

U.A.w.g.


Wochenendeinkauf

Das Bild zeigt meinen heutigen Wochendeinkauf. Ein Teil der Ware muss natürlich noch etwas länger halten (welche Waren?)
Heute bin ich mal nach dem Unterricht in die Manufaktura gefahren, und es gibt auch einen "iced cappuccino". Es ist erst zehn Uhr morgens, und das Thermometer steht schon auf 30 Grad! Das kann heiter werden!
Eigentlich bin ich ja traurig hier zu sein, denn für dieses Wochenende hatten wir so schöne Karten für den Magnifico-Zirkus -und dann ging der Veranstalter bankrott und alles fiel aus. Das ist so schade, denn die Vorfreude war schon gross!

24. August 2011

1.FM

Das ist nicht die "1. Fussball-Mannschaft" oder ein neues Männermagazin! Nein, 1.FM ist mein Lieblings-Streamer. Es ist ein Internetradio u.a. mit einer Station für Blues ("Absolute Blues Hits"), jede Menge alter Melodien im Original oder als Remake. Das Gute ist, dass es sehr wenig Werbung und Sprache hat. Ich höre es auf dem iPod über die App "rad.io", auch 'ne coole App.

16. August 2011

Euro

Also jetzt mal ehrlich. Ihr wusstet es eigentlich genau, aber es war euch leider gerade nicht so geläufig: Die Slovakische Republik hat den Euro als Zahlungsmittel! Ich war da ganz baff, hatte ich doch extra wegen der Gewichtseinsparung mein Euro-Portemonnaie in Polen gelassen. Da stand ich dann und wollte ein Eis ausgeben - denkste! Zum Glück gibt es Bankomaten.

Šmalcburger

Heute war Entspannung und Genuss angesagt. Wir starteten "schon" um Acht, und brachten erst einmal eine Masterbatch-Probe zu einem potentiellen Kunden in Poprad. Der kannte noch gut die alten Kollegen aus Prager Zeiten!
In Stary Smokovec (1323 m) parkten wir das Auto, und liefen von dort auf astreinen Wegen bis zu einem Aussichtspunkt in die beiden Täler "Studena Dolina" (1675 m), und zurück. Am Weg lagen wunderschöne Wasserfälle. Der Pfad war nur heillos überlaufen, es ging zu wie in einer Einkaufszone! Und man musste sehr aufpassen, wo man hintrat, denn der Pfad bestand aus koffer- bis kopfgrossen Steinbrocken, wild geschichtet. Meine Beine machten schon wieder sehr gut mit, auch bergab; die regelmässige Gabe von Aspirin hilf bei mir ja immer bei schwerem Muskelkater.
Zur Pause in der Hütte tranken wir wieder Kofolo im schweren Glashumpen, und gönnten uns die "Neuigkeit" des "Šmalcburgers". Die Neuigkeit entpuppte sich als ein ganz normales, gesalzenes Schmalzbrot mit Grieben und frischen Zwiebeln. Also genau das, wovon jeder Hausarzt abrät (der Langeweiler!). Aber in der Höhenluft mit der Wanderung davor schmeckte es einfach köstlich!

Als Belohnung gönnten wir uns für die letzten paar Höhenmeter ein besonderes Abenteuer: Berg-Trottinett! Diese Tretroller sind ganz robust gebaut, mit guten (zu harten!) Bremsen und einem breiten Stand. Sie wurden - inklusive Helm - an der Bergstation vermietet. Das war vielleicht ein Spass, da die gute Strasse auf einem Trottinett hinunterzusausen! Nur die Vorderradbremse traute ich mich nicht zu bedienen, denn ich fürchtete einen Salto hinzulegen. Aber es ging auch ohne sehr gut.

Bei der Heimfahrt nach Łódź überraschte uns dann der Starkregen bei Tschenstochau, da brauchten wir halt etwas länger als gewöhnlich.

15. August 2011

Predné Solisko, 2117 m

Heute war, wie gesagt, eine kleinere Tour angesagt. Wir fuhren etwas weiter nach Štrebské Pleso und umrundeten dort den wunderschönen See mit dem Kempinski ***** daneben. Das ist vielleicht schön gelegen! Allerdings das Hotel Solinsko daneben genauso schön und einen Zacken günstiger! Also von blauen See hoch mit der Sesselbahn auf 1840 m zur Chata pod Soliskom. Von dort waren es nur noch knapp 300 Höhenmeter bis zum Vorgipfel Predné Solisko; mit meinem Muskelkater aber kein Zuckerschlecken! Wir liessen uns aber viel Zeit, und auf dem Gipfel machten wir eine halbe Stunde Sonnenbad im Windschatten. Toll! Der Ausblick war phänomenal, und die Hohe Tatra zeigte sich heute (solange wir oben waren, denn danach kippte das Wetter) von ihrer besten Seite. In der Chuta tranken wir dann zusammen noch 1,5 Liter Kofolo.

Nach der kleinen Wanderung spürten wir gehörig unsere Beine, also entschieden wir uns wieder für eine Sauna. Diesmal in der nagelneuen Saunalandschaft des Hotels Permon in Podbanské. Wir buchten drei Stunden, waren aber nur mit Stress in der Lage alle Saunen auszuprobieren! Dampfsaunen mit und ohne Duft bei verschiedenen Temperaturen (zB bei 20 Grad auf gewärmten Kieselsteinen sitzend) neben den klassischen Hitzesaunen, Ruhebereiche innen und an der frischen Luft, sogar in einem Salzstollen! Allerdings passierte gerade da ein Fehldesign, denn in dem Salzstollen spielte ein Band wildes Meeresrauschen und Mövengeschrei - was die Leute aber trotzdem nicht vom Schnarchen abhielt!

Danach hatten wir Hunger. Wir fuhren zurück na h Poprad und gingen zum Italiener "Utopia". Ich hatte eine salzige Pizza und Bogdan Nudeln, dazu tranken wir beide je einen Liter Kofolo bzw Pilsner Urquell.

14. August 2011

Slavkovsky

Da stehen wir nach knapp 1000 Höhenmetern auf dem Sattel des Slavkovsky, nach der ersten Pause mit einer Banane und einen Corny Big. Das Wetter wurde immer schlechter.

Trudno

"Trudno" sagen die Polen, wenn es schwierig wird aber keine Alternative besteht. Auf unserer Wanderung gestern haben wir dieses schöne Wort mehrmals gebraucht. Wir hatten nämlich wirklich das volle Berg-Programm!

Wir frühstückten in unserer Pension "Valentina" à la carte (d. h. Rührei), Bogdan hatte schon Bananen und Wasser für uns gekauft (das war dann auch die Verpflegung für den ganzen Tag). Unser Ziel war wie gesagt der Slavskovsky. Das wetter war nahezu ideal für eine Tour, sonnig aber nicht zu heiss. Wir fuhren zur Schmalspurbahn, die uns und viele andere die ersten Höhenmeter abnahm. Danach ging es los; mit vielen anderen Bergläufern, die alle eine Nummer trugen und den Slavkovsky rennend absolvierten. Um es kurz zu machen: wir schafften es bis zum Nebengipfel, knapp tausend Höhenmeter dauernd bergauf. Danach wurde das Wetter so schlecht und der Gipfel war eh in den Wolken, dass wir schweren Herzens abbrachen. Ehrlich gesagt, ich hätte auch keinen Meter weiter geschafft ohne die Motivation einer grandiosen Aussicht! Die Oberschenkel waren steinhart und schmerzten bei jeder Stufe des wild, aber generell sehr gut gelegten Weges. Der Abstieg war dann eine einzige Pein für mich, die Beine haben nicht mehr mitgemacht: ich torkelte, stürzte zwei mal und konnte kaum noch aufrecht stehen. Dazu kam eine volle Stunde Gewitter mit Hagel, wir mitten in den Gewitterwolken und alles war nass: die Kleider, der Rucksack und die Schuhe, in die das Wasser von oben hineinlief bei jeder Stufe (der Weg war ein Bach geworden und spülte den Hagel über die Stufen an unsere Waden). Bei meinem zweiten Sturz war ein anderes polnisches Paar gleich daneben und halfen; die Frau gab mir ihre Wanderstöcke, und so konnte ich etwas Gewicht von den Beinen nehmen und war auch nicht mehr so torkelig. Nasse glitschige Steine und kein sicherer Tritt ist nämlich keine Gute Kombination! Die Polen blieben dann auch den ganzen Weg bei mir und halfen wenn nötig. Die Frau war Ärztin und gab mir später aus ihrer Wanderapotheke noch Schmerzmittel, das war auch gut.

So kamen wir dann wieder unten an, aber ich konnte kein Auto fahren. Bogdan machte das zum Glück. Dann kam das Trockenlegen im Hotel: eigentlich eine Wohltat, aber habt ihr schon mal einen schwimmenden Rucksack ausgeräumt? Zum Glück waren ja Ausweise und iPhone in einer separaten Plastiktüte verpackt gewesen, aber nicht die Ersatzkleider und die Lutschbonbons ...

Abends gingen wir dann in Poprad in die "Aquacity" zum Thermalbad. Allerdings musste ich mir vorher noch für EUR 6,99 eine neue, sexy Badehose kaufen, denn ich hatte meine vergessen einzupacken (Badeschuhe hatte ich aber dabei!). Die Aquacity ist ein grosser Komplex, noch sehr neu und mit allen Schikanen. Im Thermalbereich ist z. B. eine Bar in das Becken eingebaut! Nutzte ich alles nicht, mein Sinn stand nur nach Unterwassermassage der Schenkel an der Düsen! Und Dampfsauna! Danach hatten wir noch starken Durst und gingen in das Restaurant gegenüber, "Kofolo" trinken. Das ist ein Cola-ähnliches Getränk, sehr populär hier; schmeckt gut, wie eine dunkle Kräuterlimo!

Für heute ist eine Minitour geplant.

13. August 2011

Stary Bažant

Als ich mir nach der langen Fahrt, einem Stadtspaziergang durch Poprad (zweimal die menschenleere Fussgängerzone hoch unt runter, davon einmal mit einem Glace), und ebendiesem Glace endlich ein Bier wünschen konnte, wurde ich zuerst gefragt: "Ein Zlaty Bažant?" Der Name klingt lecker, also "JA!" Darauf kam die Zusatzfrage: "Zehn oder Zwölf?", und ich "Eine!". Es dauerte etwas, bis ich begriff, dass sie nicht wissen wollte wieviel Bierflaschen ich haben wollte, sondern dass es um die Wahl des Alkoholgehalts der zwei Sorten Zlaty Bažant ging!

Wer weiss, was ein "Bažant" ist? Renja hat schon einen gegessen, und wer sich nicht erinnern kann, soll das Wort einfach ein wenig linguistisch umformen.

Morgen steigen wir auf den 2435 m hohen Slavkovsky. Der Auf- und Abstieg wird durch etwas Bahnfahren erleichtert, so dass nur noch etwa 1000 Höhenmeter zu überwinden sind. Wir rechnen mit vier Stunden Aufstieg, die Karte rechnet mit drei.

Ich freue mich auf die Berge, endlich mal wieder Fels berühren! Und die Hohe Tatra ist noch wild und leer (das sehen wir ja morgen!), und ein alter Traum von mir.

10. August 2011

Wechselhaft

Das Wochenende soll schlechtes Wetter im Süden des Landes bringen. Mal sehen, ob es etwas wird mit dem Ausflug in die Beskiden, der Heimat von Sigmund Freud und Gregor Mendel! Wir entscheiden das morgen.

Heute erfuhr ich am Vormittag, dass um 13:00 Uhr die Beisetzung der Mutter einer Kollegin sei, und dass eine Delegation der Firma daran teilnehmen werde. Weil ich die Kollegin gut mag, entschloss ich mich mitzugehen. Es war meine erste Beerdigung nach polnischem/katholischem Ritus, und es war etwas merkwürdig als Einziger stehen zu bleiben wenn alle um einen herum auf die Knie fallen. Es macht mir nichts aus zu meiner Überzeugung zu stehen, aber ich demonstriere sie nicht gerne.

Wir kamen auf dem Weg zum Friedhof an einer Kryosauna vorbei. Der Fahrer hatte es schon ein paar Mal gemacht und war ganz begeistert. Kryosauna fängt - zum Angewöhnen - mit einer kalten Temperatur von minus 50 Grad für 30 Sekunden an (Kohlendioxid?), und steigert sich dann auf drei Minuten bei minus 196 Grad (Stickstoff). Nach der Kälteexposition muss man sich dann jeweils 30 Minuten sportlich bewegen, um den Kreislauf in Schwung zu halten. Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt das Richtige für mich wäre …

8. August 2011

Tesseract

Nach der wie immer vergnüglichen Lektuere des "Journal of Irreproducible Results" bin ich heute schlussendlich auf den "Tesseract" gestossen. Er wird beschrieben als die vierte geometrische Dimension und verhält sich geometrisch zum Würfel wie der Würfel zum Quadrat. Wusste ich nicht, dass es das gibt. Aber mathematisch sinnvoll und lustig anzusehen:


7. August 2011

Fahrtroute Polenurlaub 2011


Google Maps

Letzter Urlaubstag

Heute waren wir alle etwas stiller als die Tage zuvor, denn der schöne gemeinsame Urlaub ging zu Ende.

Unser Hotel "Gdansk" war eine gute Wahl gewesen, wir hatten ein gutes und grosses Zimmer, Renja schlief auf dem extrabreiten Schlafsofa. Nach dem Frühstück gingen wir wie gestern schon in die Altstadt bummeln. Wieder fiel uns die Unmenge Bernstein an, die an allen möglichen Ständen in gleicher Machart angeboten wurde. So viel kann die Ostsee nicht hergeben, schon gar nicht so gleichmässig gefärbt und geformt! Wir waren überzeugt, dass da viel Plastik oder Imitate auf Harzbasis verkauft wurden. Lediglich bei einigen Künstlerständen und in einer Manufaktur sahen wir auffallende Teile, die uns auch gleich sehr viel besser gefielen.
Wir machten Pause in der Cukiernia Sowa, und Renja bekam mit Henna ein Tattoo ("∞") auf ihr linkes Handgelenk gemalt.

Durch einen wegen der knappen Zeit extra quälend langen Stau an der Baustelle der S6 arbeiteten wir uns dann um circa zwei Uhr zum Flughafen vor. Die Anspannung wuchs, als ich die wegen der Baustelle komisch angezeigte Autobahnausfahrt zum Flughafen verpasste und weiterbrausen musste bis zur nächsten Ausfahrt, zum Wenden. Renja meinte trocken von der Rückbank, ich könne doch Geisterfahrer spielen … Wir waren aber anscheinend noch rechtzeitig da, denn Ulrike und Renja sind heil zuhause angekommen. Aber das Abschied nehmen war eben doch recht kurz dort auf der Strasse vor dem Terminal!

Von 14:30 Uhr bis 21:00 Uhr bin ich dann in einem Rutsch nach Lodz gefahren. Es gab mehrere Staus, nur von einem wurde mir der Grund klar: ein teilweise brennender umgekippter LKW im Graben. Und eine andere kurze Pause hatte auch einen Grund: Ein Polizei-Pärchen hielt mich wegen überhöhter Geschwindigkeit an. Wir verständigten uns radebrechend in einer Mischung aus Polnisch und Deutsch. Die Polizistin hielt mir eine Radar-Pistole vor's Gesicht, auf der wild Zahlen blinkten; sie meinte dann, die "96" wäre meine Zahl. Also 96 km/h statt der erlaubten 50 km/h in der Stadt. Das war gut möglich, denn es war direkt hinter einem Autobahnende und auf gut ausgebauter Strasse am Ortseingang. Die Strafe war Minimum 200 Zlotych, die ich aber nicht mehr in bar dabei hatte. Also fragte mich die Polizistin, ob ich eine Quittung wolle (sic!), was ich mit einem "Ja, bitte" beantwortete. Dann nahm mir der Polizist, der meinen Fall eigentlich bearbeitete, eben nur 100 Zloty ab, soviel hatte ich noch dabei, und ich bekam meine Quittung. Er schrieb brav alle Daten in eine Kladde auf, das kannte ich schon von der russischen Grenze. Als er dann "Do Widzenia" sagte, antwortete ich mit einem " Oh, bitte kein Wiedersehen!" und er mit "Doch vielleicht, aber dann auf ein Bier!".

5. August 2011

Gdansk

Gdansk bot sich heute von seiner besten Seite dar. Die Sonne schien, es war warm und die alten Häuser der Patrizier waren eine wunderbare Kulisse für den 751. Dominikanermarkt. Seit 1260 wird mit zwei Unterbrechungen ein Strassenmarkt im Sommer durchgeführt, der jetzt die ga ze Altstadt ausfüllt mit Kunsthandwerk und Antiquitätenhändlern. Wir bummelten den ganzen Nachmittag durch die Altstadt, fanden für Renja eine super Tasche und schöne Mitbringsel. Gdansk ist voll bis zum Rand mit Touristen aus aller Herren Ländern - das ist neu für uns (bisher waren die anderen Touristen mehrheitlich polnisch). Das Hotel ist ordentlich, ganz knapp haben wir keinen Ausblick auf den Alten Kranen, aber fast. Zumindest sehen wir das Grüne Tor mit dem Büro von Łech Wałensa!

Wir haben festgestellt, dass wir alle ohne ausreichende untertägige Zufuhr von Kohlehydraten unleidig werden. Zum Glück gibt es dafür eine einfache Therapie: rechtzeitig in ein Café gehen und einen Kuchen geniessen!

Morgen ist der letzte Ferientag.

Letzter Sonnentag am Meer

Tja, so schnell geht die Zeit vorbei: Heute war der letzte Tag bei strahlender Sonne, den wir am Meer verbrachten. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine Woche nur am Strand unter einem Sonnenschirm liege und das Meer beobachte. Okay, ich habe mehr die anderen Leute beobachtet als das Meer, aber die haben ja auch nix anderes gemacht als andere Leute beobachten. Aber die Tage hier oben waren schön und friedlich, das Hotel bot einiges (nicht alles) und mit dem Wetter hatten wir schieres Glück. Trotz fast ununterbrochener Sonnenexposition waren die Spuren des Sonnenbrands bei Renja und mir vernachlässigbar (dank Schirm und Faktor 30-Creme).

Heute haben wir nach einer kurzen Exkursion in das bedingte Programmieren von Excel-Zellen noch ein supergutes Restaurant entdeckt: Molo Cafe in der Stadtmitte von Ustka. Es sah von aussen eher aus wie ein normales Strassencafe, aber die Speisekarte bot wirkliche Köstlichkeiten, die hervorragend zubereitet waren. Das Motto des Cafes stand über der Theke und war von Horaz: "Ab ovo usque ad mala" (bedeutend "vom Ei bis zum Apfel" im Sinne von "das vollständige Essen betreffend"). Wir hatten übrigens den Tisch direkt unter der Glasfisch-Wandskulptur, die ihr auf dem Internetauftritt findet. Es war ein für polnische Verhältnisse teures Restaurant, aber für uns in Euro ja immer noch günstig. Danach gab es noch "Absacker" in der Hotelbar, Caipirinha mit bunt leuchtenden elektrischen Eiswürfeln bzw. einen Soplica Staropolska Wodka.

Dann wurde noch schnell gepackt, denn morgen früh geht es schon nach Gdansk, dem früheren Danzig. Ich möchte einige wichtige Schauplätze der Geschichte (Westerplatte, Postamt) und der Literatur (Postamt, Aalzuchtstation) besichtigen und ein original Lachs-Goldwasser kaufen.

3. August 2011

Poddąbie

Wie bis jetzt immer hier, fing der Tag an mit einem gemeinsamen Frühstück (wie immer, wurde es erst nach einer Weile Warten auf Renja ein gemeinsames). Danach zog sich Ulrike zum Arbeiten zurück, Renja in ihr Zimmer. So war ich der einzige von uns, der heute früh zum Strand zog, sich dort seine Paravent-Burg baute und im wolkenlosen Schatten des weissen Schirms einschlief. Es tat gut, und ich hielt es erstaunlich lange so aus, trotz Kinderlärms aus den sehr nahen Nachbar-"Burgen".

Heute abend wollten wir eine Galerie "ART-KAZIA" besichtigen, so mit Objekt-Art und so. Wir fanden das Dorf, aber dort kannte niemand eine Galerie. Wir sahen dann ein Schild "KAZIA" - und so war es dann auch: die Kunst war weg, nur noch eine Pension. Schade. So fuhren wir erst in den Strandort Rowy (schlechter Strand, Dauer-Rummel mit unzähligen Buden am Strand), danach nach Poddabie (viel kleiner, etwas entfernt vom Strand, dafür beschaulicher und mit besseren Restaurants). Wir entschieden uns für die Karczma "U Julki" und assen, draussen im Garten, eine Aalquappe (wirklich, auf Polnisch Mietus, und ihr wisst ja auch wie die sonst noch genannt wird) und ein Stück Rotbarsch. Renja hatte sich wieder ihr Standardmahl bestellt: Eisbein/Haxe mit einer grossen Fanta.

Der Sonnenuntergang am Meer war sehr schön.


U Bernackich, Smoldzino

Das ist ein heisser Tipp für eine Unterkunft in der Nähe des Ostsee-Nationalparks. Wir waren dort zum Abendessen, und das Gasthaus "U Bernackich" hat uns alle drei auf Anhieb überzeugt: sauber, leckeres Essen und mit Flair. Es hat einige Zimmer, aber die sahen wir natürlich nur von aussen.

Sonne pur

Allen Unkenrufen zum Trotz, allen Wettervorhersagen zum Hohn: Wir hatten die letzten zwei Tage ein wunderbares Badewetter!

Gestern und heute lief der Tag ganz gleich ab: Nach dem (eher späten) Frühstück im Hotel, sonnencremten wir uns ein, griffen wir unsere Badesachen und den vom Hotel geliehenen Sonnenschirm und Strand-Paravent, und wackelten mit vielen anderen Pilgern durch den lichten Kiefernwald zum ca. 200 Meter entfernten Strand. Dort war es immer schon ordentlich voll, aber wir fanden jeweils noch ein Plätzchen in der dritten oder vierten Reihe, direkt unter den Klippen. Der Paravent diente zum Abstecken des "Grundstücks", wie bei allen anderen: der ganze Strand war farbig mit verschiedensten Modellen dieser Windschutzwände aus Stoff (unserer war von der Telekomfirma "plus" gesponsort).
Die Luft hatte so um die 20 Grad, das Wasser angeblich 19 Grad (gefühlt 12). Es war aber nach einer Weile wunderbar im Wasser, das auch recht klar war und viele kleinere Brecher bot (wir haben Nordwind!). Gestern nachmittag scheuchte uns ein kleiner Schauer wieder zurück ins Hotel, heute waren wir vier Stunden in der Sonne (dank Schirm!) und bekamen alle ein wenig mehr Farbe. Renja hatte Pech und - wie Siegfried in der Drachensage - ein nicht eingecremtes Fleckchen Haut, das prompt verbrannte.
Am Nachmittag gab es dann jeweils eine Pause, zB mit Cafe und Kuchen in der Hotelbar. Danach machten wir Ausflüge, nach Downtown Ustka oder in den Nationalpark. So fuhren wir gestern noch die 30 km zu einem Aussichtspunkt auf dem "Berg" Rowokol. Von dort oben sah man schön die riesigen Wanderdünen im Nationalpark Ostsee. Wir hatten grossen Spass oben auf dem Aussichtsturm:


1. August 2011

Ustka

Heute war erst mal Erforschen der neuen Umgebung angesagt. Nach dem Frühstück im Hotel (das Angebot in Rydzewo war leckerer) und der Erkenntnis, dass hier am Wochenende alles von "guck mal wie süss"-en (Originalton Renja) Kleinkindern nur so wimmelte, gingen Ulrike und ich an den Strand der Ostsee. Das Hotel hat einen fast direkten Zugang durch einen Kiefernwald, und der Sandstrand ist sauber, weiss und fein. Wir liefen an der Wasserlinie bis hinein nach Ustka und machten Rast am Hafenbecken (was die Mündung der ehemaligen Stolpe ist). So bekamen wir auch den Sturz eines Kleinkindes in das Hafenbecken mit, inklusive heldenhaften Rettungseinsatz eines jungen Mannes und Einsatz der Hochsee-Ambulanz. Dann inspizierten wir die seebadübliche "Fressmeile" mit fettigen Fritten, Waffeln und Softeis - ohne Kostproben zu nehmen!

Wieder im Hotel gingen Renja und ich in den Spa-Bereich und waren dort die einzigen Gäste. Direkt danach ging ich zur Vollmassage, 60 Minuten für umgerechnet 25 Euro. Das tat so gut! Renja schloss sich dann gerne bei der Massage an, auch ihr ging es danach sooo gut!
Nach einer Mittagspause machten wir uns wieder auf den Weg nach Ustka, zum Bummel durch die Stadt und zum Abendessen. Wir fanden weitere Restaurants und Eisbuden, und in das Strassenlokal "Pod Rybadka" kehrten wir dann ein. Wir mussten zwar die freundliche Bedienung an unsere Bestellung der Fischplatte für 2 Personen erinnern, aber dann kam sie schnell und war sehr lecker (die Platte).

Ich versuche ja immer so viel Polnisch wie irgend möglich zu sprechen, aber bei Bestellungen zeigt sich noch allzu oft, dass das doch nicht so recht klappt. Heute kamen zwei Bier für mich (kein eigentliches Problem) und Ulrike bekam nur ein kleines Softeis statt der doppelten Portion (uiuiui).

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...