3. Juni 2014

Reiters Morgenlied

Es ist unschwer zu erfahren, dass dieser Blog arm ist an militärischen Themen. Natürlich gab es einen Beitrag zum 9. Mai und die Militärparade über den Roten Platz. Das musste sein. Aber sonst? Es ist Äonen her (wenn es denn überhaupt vorkam!), dass meine Tastatur die Buchstabenfolgen von "welkenden Rosen" und "braver Reitersmann" digitalisieren musste.

Dito für deutschsprachiges Liedgut. Kinderlieder kamen, meine ich, einmal vor. Auch dies verblasst schon im Gedächtnis, und die Ferrit-Partikel der Festplatte fangen schon langsam an sich neu zu orientieren.

Es ist hohe Zeit dies zu ändern!

Ich biete euch heute also eine geballte Ladung schmerzhafter Militärduselei in Form eines deutschen sogenannten Volkslieds. (Der Link führt zur akustischen Version. Von einer Verwendung wird abgeraten.)


Reiters Morgenlied


(Alte Soldatenweise)


Morgenrot!
Leuchtest mir zum frühen Tod?
Bald wird die Trompete blasen,
Dann muß ich mein Leben lassen,
Ich und mancher Kamerad!

Kaum gedacht,
War der Lust ein End gemacht!
Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab.

Doch! wie bald
Welket Schönheit und Gestalt!
Prangst du gleich, mit deinen Wangen,
Die wie Milch und Purpur prangen,
Ach! die Rosen welken all.

Und was ist
Aller Mannsbild Freud und Lust?
Unter Kummer, unter Sorgen
Sich bemühen früh am Morgen,
Bis der Tag vorüber ist.

Darum still
Füg ich mich, wie Gott es will,
Und so will ich wacker streiten,
Und sollt ich den Tod erleiden,
Stirbt ein braver Reitersmann.

Wilhelm Hauff
(* 29.11.1802 , † 18.11.1827)


Natürlich wird dieses Gedicht nicht ohne aktuellen Bezug gelassen. Die bekannte Phrase in der Mitte der zweiten Strophe deutet das heutige Unglück an: Die Wohnung in der Prechistenka wurde heute an einen anderen Bewerber vergeben. Er hatte besichtigt, unterschrieben und zieht am Wochenende ein. 
Die Suchche geeht weidder!

2 Kommentare:

  1. Da hatte ich mich jetzt schon "visuell" darauf eingestellt....schade! Aber...everything happens for a reason...!

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  2. Oh! Dazu fällt mir auch ein Gedicht ein:

    Was soll das bedeuten, es taget ja schon?
    Ich weiß wohl, es geht erst um Mitternacht rum.
    Schaut nur daher! Schaut nur daher!
    Wie glänzen die Sternlein, je länger, je mehr.

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824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...