15. Juni 2019

784. Auf geht‘s!




Der erste Tag der Radtour fing noch ganz normal an. Vielleicht aßen wir etwas weniger als sonst, die Nerven, wisst ihr. Es hätte aber auch sein können, dass andere Reisegruppen das Buffet schon leergefegt hatten. Wer weiß. 

Koffer wurden in den Bus gewuchtet, Fahrradtaschen nochmal überprüft. Ich war ja aufgewacht mit der schrecklichen Gewissheit den Pass mit Visum nicht mehr finden zu können! In der folgenden Suchstunde verhärtete diese Gewissheit weiter, um aber in Minute 57 schlagartig zu verpuffen: er steckte einfach in der falschen Plastiktüte! 

Die ersten Meter aus der Stadt raus fuhr uns ein Reisebus, bis nach Lentvais. Die Landschaft und die Häuser in den Dörfern erinnerten schon an den Norden von Polen. Die Wiesen und Äcker lagen trocken in der Sonne. Ich nutzte die Fahrt zum Schreiben des Blogs 783. 

Vor dem Bahnhof Lentvais trafen wir dann den Supportbus mit den Fahrrädern und Wasser und Bananen zum Imbiss. Jede bekam ihr Velo (mein Pedelec heißt Hochries), grün-metallic, „BOSCH inside“, und schwer wie ein Hinkelstein. Eine  Sicherheitsinstruktion legte die Regel des Fahrens in einer 16-Kopf-Gruppe fest, ist alles ja nicht ganz unwichtig. Ich startete die Watch, um Route und Fitness zu erfassen - muss ja immer alles ganz genau wissen. Aber so konnte ich schlichten bei der abendlichen Diskussion, ob die Tagesroute 17 oder 20 Kilometer betrug (es waren 18,89 km auf dem Rad, mit Durchschnittsgeschwindigkeit von 9,7 km/h und Maximalpuls von 108/min). 




Es war eine gemütliche Tour in herrlicher Landschaft, meist auf gut gepflegten Radwegen. Irgendwann erreichten wir eine Marina mit größeren Yachten. Am anderen Ufer lag die Wasserburg Trakai, ein Ziegelbau auf Fundamenten aus großen kristallinen Kieseln (wahrscheinlich Gletschergeschiebe aus Skandinavien). Ein lokaler Guide Pavel nahm sich alle Zeit der Welt („Eile mit Weile“), um uns die Bedeutung Trakais im 15. Jahrhundert nahezubringen. 











Die Ankündigung des Mittags-Picknicks am See liess die meisten von uns nochmal kräftig in die Pedale treten bzw. den Supportlevel des Pedelec auf „Sport“ stellen. Unser Fahrer Juri hatte an einem schattigen Rastplatz an der Landstraße 4722 ein wunderbares Buffet gerichtet, auch mit Speisen für Vegetarier und Glutenfrei-Kollegen. Es gab kühles Mineralwasser und Orangenradler. Und eine Wassermelone zum Dessert. Danach ein Platschbad im See. Da dachte ich mir, was willst du eigentlich mehr. 





Der Reisebus brachte uns dann auf der Autobahn nach Kaunas, in das moderne Schwesterhotel der Kette Europa Royale. Sogar das WLAN-Passwort war identisch zu Vilnius, ein Eldorado für Hacker! Das Haus in Kaunas war in eine alte Fabrik aus Ziegelstein gebaut und erinnerte mich an die Manufactura in Lodz.  



Es blieb nach dem Einchecken gerade noch Zeit die köstlichen Erdbeeren an der Rezeption zu naschen, und die Koffer hochzubringen, dann ging es zu Fuß in die Stadt Kaunas. Sie wirkt viel russischer, aber mit der Unmenge Kirchen auch katholischer. Am Markt steht eine riesige Jesuitenkirche, hintendran unterstützt das Kloster und das Gymnasium. Der Weg ins Hotel zog sich dann in der Hitze lang hin, ich war trotzdem der Einzige, der sich unterwegs eine Flasche mineralisiertes Wasser kaufte, hyperton mit gewaltigen 7380 mg/L. 


Rathaus („Der weiße Schwan“) und Bürgermeister


„Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“


Am Ufer der Memel


Das Jesuiten-Gymnasium und die -Kirche

Das Duschen tat gut nach staubiger Fahrt und Bad im See.  Es gab guten Fisch zum Z‘Nacht, und ich gönnte mir wieder ein Bier, muss einfach. Ich werde aber den Rest der Reise wieder ethanolfrei trinken, irgendwie habe ich mich daran gewöhnt und es bekommt mir besser. 

Wie ein Stein schlief ich bis 06:15 Uhr. 
OK, gemogelt! - mit Snooze wurde es 06:23 Uhr. 

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