9. März 2017

722. Baikal On Ice


Wir waren praktisch den ganzen Tag auf dem Eis, von Grigory sorgsam gefahren in seinem bequemen "Patriot"-Vierradwagen: https://youtu.be/GUhcfnS-Y-w
Die Strecke von Khazhir zum Kap Khoboy beträgt rund 40 km, verläuft ausschliesslich auf dem Eis und einige hundert Meter vom meist steilen Ufer entfernt. Nahe am Ufer liegen nämlich unbefahrbare grosse Felder mit Verwerfungen, bei denen sich Eisplatten zu Beginn der See-"Gförni" gegen- und aufeinander geschoben haben. 

 

In Khuzhir kann man in der Hafenbucht mit den aufgedockten Kähnen, gleich neben der alten Fischfabrik, flach auf's Eis auffahren. Die Fischfabrik war unter Stalin ein hartes Lager für ausschliesslich politische Gefangene, es soll niemand den Aufenthalt dort überlebt haben (Lena erzählte uns dieses lokale Tabu-Thema beim Abendessen, als Grigory nicht mehr dabei war). 

 

 

Und dann fährt man auf der dunklen Eisspur in der weiten, weissen Ebene. 

 

Am nördlichsten Punkt der Insel, dem Kap Khoboy, angekommen, kann man ein riesiges Eisschollenfeld erkunden. Allein ist man dabei nicht, -zig Chinesen in schicken Klamotten stakseln neben einem durch's Gelände. Ulrike war nicht zu bremsen und wagte sich wieder mal am weitesten ins Offene hinaus. 


... während ich eher so feldherrenartig die Übersicht behielt. 

 

"Um die Ecke" des Kaps sah man sogar vage die Bergketten des Gegenufers. 

 

Die Geologie zeigt kristallines Urgestein, Gneise also. Flechten fügen gelbe und manchmaj auch rote Farbfelder hinzu. 

 

Neben der grossen Fläche mit mächtigen Schollen kann man auch im Kleinen Schönheit entdecken. Das erste Bild entstand mit der iPhone-Linse aufgesetzt auf eine blanke Schollenseite. 

 

 

Das blanke Strasseneis lässt tief blicken, man sieht im Volleis eingeschlossenen Schollenbruch. 

 

 

Ein Photographenprojekt für eine Hochzeit knipste die Eheringe in diese sublim gewachsenen Kristalle gesteckt. Muss schön aussehen, alle Kristalle sind schön. 

Auf der Rückfahrt verputzten wir hungrig die von Grigory mitgebrachten Käsebrote und Kekse, und genossen heissen Kräutertee in der Sonne. Danach überredete ich Grigory zu einer ungeplanten Pause bei einer Insel, die sich flach im Wasser/Eis liegend zum Erklimmen anbot. Von oben hatte man einen tollen Weitblick und konnte seinen Fans angemessen huldvoll zuwinken. 

 

 

Auf dem See waren recht viele Sportler unterwegs, Velofahrer und Schlittenwanderer/ Wintercamper und Schlittschuhfahrer und Eissegler (die ihren Schlitten in Ermangelung von Wind lustvoll überzeugt hinter sich herzogen!)

 

Der mystische Höhepunkt war jedoch der Schamanenfelsen (Мыс Боклан) bei Khuzhir. Jedes Jahr im Juli findet hier noch das Treffen aller Schamanen der Region statt, mit einem öffentlichen (touristischen) Teil und einem geschlossenen Ritual. Es soll im Kap eine verborgene Höhle geben, und Wunderheilungen ... Wie sich doch die Mythen der Welt gleichen!

 

Die gestern schon mal gezeigte superbreite Hauptstrasse Khuzhirs nochmal bei Tageslicht, mit Neujahrswünschen auf Russisch und Burjatisch, dem Supermarkt, und dem frisch silberbronzierten Heldendenkmal. 

 

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