Heute wurde der Schongang eingelegt. Wir entschieden uns für den Geologiepfad rund um Crackington Haven, denn die "Crackington Formation" ist Geologen wegen ihrer Deutlichkeit der Faltungen ein Begriff.
Die Unterlage der Hochebene Cornwalls hat sich zum heutigen Ufer hin hochgewölbt und umgefaltet. Auf diese bizarren Verwerfungen lagerte sich dann Sedimentgestein (Sandstein und feinerer Schiefer, auch Quartze) ab. In das Sediment schnitten sich die Flüsse, und die Hochebene brach immer mehr ins Meer ab, einige hundert Meter pro 10'000 Jahre. Die Verwerfungen sind so ausgeprägt, dass heute die älteren Sedimente oben liegen ("älter" heisst hier 350 Millionen Jahre, "jünger" etwa 30 Millionen Jahre später!), und natürlich von ganz jungen Ablagerungen überdeckt sind.
Der Blick vom High Cliff nach Süden. Das High Cliff ist das höchste direkt ins Meer abfallende Kliff der britischen Inseln. Man erkennt die "Sekundär-Kliffs", die vor den grossen Steilhängen wie umgedrehte Schuhlöffel iegen, sie heissen "listrische Hänge".

Man konnte heute wegen der durch den Regen sehr klaren luft weit sehen. Unten einer der wunderbaren Sandstrände, einsam vom smaragdgrünen, kalten Wasser der Irischen See umspült.

Das rezente Sedimentgestein, mit Einschlüssen der lokalen Schiefer.

Hier sieht man gut die der Hochebene unterliegenden Gesteinsfaltungen.

Ein Aufschluss mit rezenten Sedimenten.

Der Cambeak, ein vorgelagertes Kliff mit wenig rezentem Sediment, aber sehr gut sichtbarer Faltung. Wie gesagt, die Schichten sind hier in alle Richtungen verworfen, und "oben ist unten ist seitlich".

Ein Blick nach Süden vom Kliff der "Northern Door", einer Steinbrücke am Ufer, bei der das Meer einen Schwachpunkt im Gestein ausnutzte und eine Brücke ausspülte.

Rast auf einer Aussichtsbank über der Northern Door, etwa nach 2 km Marsch.

Schöne Verwerfungsmuster an diesem Aufschluss.

In der Bucht von Crackington Haven liegt Sand bis weit hinaus. An der Gegenwand sieht man wunderbar die Faltungen, betont durch weisse Quartz-Einbettungen im ansonsten grauen Schiefer und Sandstein, es sieht aus wie aufgeschnittener Blätterteig. Diese Wand gab der "Crackington Formation" den weltweit gebräuchlichen Namen.

Die alten, harten Formationen werden dauernd bearbeitet.

Ich nervte Ulrike ständig mit der Frage, was es braucht um den Sand für den Strand in geologischen Zeiträumen herzustellen. Natürlich weiss ich, dass Sand einfach nur kleingemahlene Steine ist. Aber während ich dort die Felsen beobachtete, brach kein einziger Stein auseinander, oder ein Kiesel wurde kleingemahlen. Waren die Kräfte früher stärker, oder sind es einfach die Jahrmillionen, die hier wirken?

Zum Vergleich der Tiden kann das Bild von gestern genommen werden. Hier ist gerade Ebbe, gestern war fast Flut.

Wir hatten uns entschieden, ganz locker nur die Hälfte des Geologiepfades zu laufen. Daher liess ich Ulrike am Strand von Crackington Haven zurück und machte mich auf den Weg zurück zum Auto in Trevigue. Das bedeutet einen steilen Rückweg. Zum Glück gibt es Autostop, und das erste Auto, bei dem ich den Daumen raushielt, hielt auch an und nahm mich die längste Strecke des Wegs mit hoch. Es war auch das einzige Auto, das in meine Richtung fuhr! Aber ich sah noch Kühe unter schönen Wolken grasen. Gibt sicher gute "clotted cream"!

Das ist die Aussicht, wenn man in Cornwall/England über die kleinen Strassen fährt. Man sieht NICHTS von der Umgebung!

Von Crackington Haven fuhren wir noch auf der Uferstrasse nach Bude hoch. Auf dem Weg wurde ich konfrontiert mit meiner bisher grössten Strassensteigung: 30%! Natürlich kombiniert mit einer der engsten, einspurigen Serpentinen! Kurz, der Motor starb in der Kurve ab, und wir standen mit angezogener Handbremse in der Steigung. Das Gefühl erinnerte an Bilder von Astronauten kurz vor dem Start der Rakete, fast liegend in ihrer Kapsel. Fahrschulgerechte Anfahrversuche führten zum Durchdrehen der Räder und stinkenden Gummirauchwolken (ha, ein SEAT!), immerhin nicht zum Zurückrollen! Ich rollte dann aber freiwillig in flacheres Gelände, nahm Anlauf und schaffte auch diese Serpentine.
Auf dem Weg nach Bude passierten wir Widemouth Bay:

Diese harmlose Bucht ist der Brückenkopf nahezu sämtlicher Kommunikations-Unterwasserkabel zwischen Europa und USA! Ich bin mir sicher, dass unser Fahrzeugkennzeichen durch irgendeine versteckte CCTV-Kamera erfasst und gespeichert wurde. Wenn ihr genau hinseht und die Auflösung des Bildes es hergibt, seht ihr im Hintergrund - unter der weissen Pilz-Wolke - die weissen Antennen der Bodenstation des britischen Nachrichtendienstes GCHQ, die ihren Hauptstandort direkt neben den Internetkabeln haben. Praktisch, gell?
In Bude waren wir übrigens dann auch. Vergesst es!