24. Juli 2013

Dartmoor

Das Wetter war unsicher heute, es wurde Regenwahrscheinlichkeit mit hohen Prozentzahlen proklamiert. Gestern abend hatten wir noch Picnic draussen am Tisch im Garten machen können, aber nach dem Essen wurde uns durch den Wind schon SEHR kalt! Aber es war trocken und sonnig.

Heute war es bedeckt, und wir planten doch eine Wanderung im Dartmoor Nationalpark. Nun, macht ja nix, wir hatten ja unsere Regenjacken. Neu gekauft im MTZ und in Liverpool. [Ehrlich gesagt, möchte ich jetzt gerade im Moment nicht mit meiner Regenjacke durch ein Hochmoor laufen müssen ...] aber die Jacken blieben den ganzen Tag verstaut, erst heute abend fing es an zu schütten.

Ulrike schlüpft aus der Wendeltreppe, die zu unserem Zimmer hochführt. Ihr könnt euch vorstellen, dass eine Begehung mit Rucksack völlig ausgeschlossen ist:

Dartmoor liegt etwa 40 km östlich von uns, die Strassenverbindung ist gut. So kam Ulrike flott voran, und bald machten wir die erste Pause in Tavistock. Es gibt dort nicht nur einen Intarsienbaum an der Wand der Touristeninfo ...:

... sondern auch einen 700 Jahre alten "pannier market" in einer grossen Markthalle. "Pannier" sind die Satteltaschen der Händler, und solche (trödlermarktähnlichen) Märkte verkaufen eben einfach alles, auch gehäkelte Schühchen:

Im Dartmoor Park fuhren wir bis Postbridge. Kurz davor machten wir einen Halt bei einem echten Moor. Natürlich musste ich den Boden ausprobieren, ob er wirklich so weich und sumpfig war. Ich sank sofort bis zum Knie ein, und je mehr ich mich bewegte, desto tiefer sank ich ein. Ich strampelte und versuchte mich auf festen Grund zu ziehen - umsonst, ich versank immer tiefer. Als mir der Sumpf bis zur Brust stand, hätte ich fast schon aufgegeben. Aber ich erinnerte mich an eine alte Geschichte, und griff zum letzten Mittel. Ich packte meine eigenen Haare am Schopf, und zog mich so selber aus dem Moor! Auf festem Grund musste ich mich erst mal ausruhen, bevor wir weiterwandern konnten.

In Postbridge steht auch noch eine der uralten "clapper bridges", bei denen zwei riesige, tonnenschwere Steinplatten auf Lager in den Flüssen gelegt wurden (wie?).  Auf dem Photo sieht man sie durch den Bogen der modernen Brücke hindurch im Hintergrund. Postbridge ist eine der zentralen Abmarsch-Stellen, mit Infostand, Toiletten, und Parkplatz. Wir liessen uns beraten, und entschieden uns dann - trotz des sehnengedehnten Knöchels von Ulrike - für die 10 km "Waterfall Tour", die anstrengendste des Katalogs. Wir marschierten los, durch die Gruppe älterer Berner hindurch, in's leere Land. Die Route folgt dem Verlauf des namensgebenden Flusses Dart, ein vom Moor gelbes Wasser führendes Flüsschen, bis zu einem Wasserfall von maximal 2 Metern Fallhöhe.

Sumpfig war es gelegentlich schon, aber ausser nassen Füssen (die bei einer kurzen Pause schnell wieder im Wind und der Sonne trockneten) passierte da nichts. Doch: wir streiften die ganze Zeit an so nadligem Gebüsch vorbei, das piekste unangenehm durch den Hosenstoff durch. Und natürlich hunderte von Bremsen, die jedoch vorher appliziertes Autan auf Abstand hielt.

Der Steinbau hier ist eine "beehive hut", ein Untstand der ehemaligen Zinn-Minen in dem Gelände.

Das ist das stacheligte Zeugs. Wer kennt es?

Nicht mehr weit bis zur Furt oberhalb des Wasserfalls (dachten wir hier noch!):

Der Wasserfall persönlich:

Neben dem Gipfel des Lower White Tor (die Berge hiessen da alle was mit "tor", und auf jedem Gipfel lag ein grosses Steinmandli) machten wir dann unser Bergpicnic. Kustisch wurde es untermalt von Lerchen, und von 5er-Gewehrsalven aus Sturmgewehren des nahegelegenen Truppenübungsplatzes.

Dabei guckten uns Schafe blöd zu. Sie dachten, wenn sie hinter einer Hecke stehen, dann kann man sie nicht sehen. Aber wir haben sie entdeckt!

Alte Mauer, junges Lamm.

Bei der Wanderung sahen wir tatsächlich ein schwarzes Wildpony über eine Weide laufen. Die Wildponies im Dartmoor sind verwilderte Bergwerkspferde. Nach der Abfahrt stand jedoch eine kleine Herde von 'normalen' Pferden vor uns auf der Strasse, und ich machte das Fenster auf zum Photographieren. Eines der Pferde machte das neugierig, es streckte seinen Kopf durch's Fenster und blieb da erst mal - sehr zur Gaudi der anderen Verkehrsteilnehmer, die schon weiterfahren konnten.

Zum Abendessen fuhren wir in ein von der Landlady empfohlenes Restaurant "Tavigue", gleich hinter Crackington Haven an der Küstenstrasse gelegen. Es war ausgezeichnet, Cornish Crab und lokales, geschmortes Rindfleisch, und flambierte Ananas.

Und auf der Heimfahrt sahen wir noch die Sonne über der Irischen See untergehen, durch den Regen hindurch.


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