... spürte ich den ersten Regentropfen auf meiner Haut, als ich im Garten des Hauses am Tisch sass, eine Nektarine ass und eine Doku über die Flutwelle in Boscastle am 16. August 2004 las. Es fing nicht etwa an zu regnen, es war nur ein einzelner Tropfen, der es aus schon den ganzen Tag den Himmel bedeckenden Wölkchen bis zum Boden geschafft hatte. Aber lassen wir es mal gelten. Den Tag über hatten wir sehr angenehmes Wetter, und erforschten die Atlantik-Küste Cornwalls. Wirklich: sie nennen die Strasse A39 den "Atlantic Highway"! Müsste euch mal Bilder zeigen, sieht weder aus wie ein regulärer Highway, noch ist er küstennah wie der Highway 101. Naja, sei's drum, es macht sich halt gut, und ist ja auch weit und breit die einzige vernünftige Strasse!
Also, Küste erforschen. Das Ziel war das Nest Tintagel 15 Meilen südlich unserer Unterkunft. Dort liegt die Festungsruine, in der König Arthur angeblich gezeugt wurde (vom Widersacher seines rechtlichen Vaters, der sich schurkenhaft verstellte und sich der Mutter gegenüber als ihr Ehemann ausgab - und die erkannte nicht den Unterschied! Gute Story, was?!). Niemand weiss, ob Arthur oder Richard jemals hier waren, es steht halt eine Burg(ruine) auf einer Insel, die auch nicht wirklich von strategischer Bedeutung gewesen sein kann. Beachtlich ist jedoch, dass das Geschirr dieser Burg im Jahre 1200 oder so bereits aus Italien importiert war, arme Provinzfürsten waren das in Tintagel also auch wieder nicht.
Gemäss Empfehlung unseres Landlords hatten wir an der alten Kirche geparkt, und wanderten ein paar Meter zur vorgelagerten Insel. Auf dem Weg begegneten uns fast nur deutsche Touristen, speziell eine Reisegruppe fiel uns auf, die es sich in der Kirche gemütlich gemacht und Vorträge über englische Religionsgeschichte gehört hatte. Als wir sie auf dem Wanderweg trafen, grüsste ich die Leiterin (die mich nicht als deutsch kennen konnte!) im Vorbeigehen wie selbstverständlich mit "Grüss Gott!" - das sogar erwidert wurde. Danach standen die Münder aber offen. Wie gesagt, die Gegend hier ist voll von Deutschen; in unserem B&B waren es 4 von 6 Gruppen, der Rest Franzosen. Wahrscheinlich hat Rosamunde P. sehr viel zur Bekanntheit der Region bei 40-jährigen Frauen beigetragen ...
Wir kraxelten die steilen, in den Fels gehauenen Treppen der Festungsinsel hoch und verbrachten oben eine ganze Zeit - zusammen mit einer Busladung von gefühlt 400 italienischen Touristen! Wir beobachteten die Leute, eine Möve, und vier tollkühne Klippenspringer. Ulrike stauchte sich dann einen Knöchel bei einer Ausweichaktion beim Hinuntersteigen der steilen und engen Treppe, so dass wir den praktischerweise bestehenden Land-Rover-Transport vom Strand hoch zum Dorf nutzten. Feine Sache, und die ideale Amortisation für alte LR!
Der Friedhof von Tintagel:
Die Festungsinsel:
Auf der Insel, Blick nach Süden (man sieht gut unseren Startpunkt, die alte Kirche)
Die Küste nördlich der Insel, von diesen Klippen sprangen die vier Männer ab:
Nur um einen Eindruck zu geben, hier ein Bild der Burgteile auf dem Festland. Links unten der Startpunkt der Land-Rover, hinten oben das Dorf Tintagel.
Das 700 Jahre alte Post Office in Tintagel, haben wir besichtigt:
Ein Schlafzimmer des Post Office:
In Tintagel setzten wir uns noch in das etwas abgelegenere Cafe-Restaurant "Charlie's", eine Empfehlung der Führerin im Post Office. Es gab ausgezeichnete Scones dort, und Ulrike war mit Pastry und Chips sehr zufrieden.
Danach fuhren wir in das Nachbardorf Boscastle, das einen Naturhafen hatte und diesen später durch zwei Wellenbrecher verstärken musste; der natürliche Schutz war nicht gegeben (wir vermuten auflaufene Wellen in einer sich verengenden Strömung), und wurde später durch diese zwei querstehenden Mauern aufgestockt. Ansonsten: sehr touristisch, leckeres Bio-Eis, und viele Ferienwohnungen!
Alle Häuser in Vermietung (d.h. Im Winter leer).
Boscastle wurde am Montag, den 16. August 2004 von einer völlig unerwarteten Flutwelle nach einem Regenguss in den Bergen getroffen. Ganz schnell wurden Autos vom Touristenparkatz weggespült und verstopften der Ablauf des Wassers durch eine Brücke. Ganz viele Häuser wurden durch- und unterspült, kollabierten. Der Schaden im Ort betrug 60 Millionen Euro!
Gute Besserung, Müm!
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