29. Oktober 2017

779. Ostankino Fernsehturm

Ende Oktober einen Fernsehturm zu besuchen und Aussicht zu erwarten ist natürlich naïv. Wir scheiterten bei der Umsetzung meines gut gemeinten Plans. 



Gebucht war „Tour 2“, die eine technische Führung einschloss. Die war hauptsächlich im Turm, wo es nicht regnete, dafür auf Russisch. Das Pesonal war sehr lieb und kümmerte sich um uns beide Ausländer sehr aufmerksam, wir  haben aber trotzdem nicht viel verstanden. Doch: флагшток! Spannbeton heisst übrigens поедварительно напряженного бетона. 







Die technische Besucherplattform liegt auf 85 Metern Höhe, am unteren Ende der Leuchtreklame-Fläche. 



Die eigentliche Besucherterrasse liegt auf Höhe 335 m, und ist die höchste Europas. Der Fernsehturm ist überhaupt recht enorm: Gebaut 1967, war er für 12 Jahre das höchste Gebäude der Welt! Und die Sicherheitsmassnahmen sind auch rekordverdächtig, mit 2 Vollkörperscans, 2 Passkontrollen und Ausgangsregistrierung. 

Das war unsere Aussicht auf 337 m:



Ein Erlebnis war jedoch wirklich verblüffend. Wir hatten wie gesagt die technische „Tour 2“ gebucht, in Kleingruppe. Damit meldeten wir uns an bei der jungen Dame im Turm, die die Lifte organisierte, und sie sagte uns, wir hätten noch 30 Minuten Zeit. Da die anderen Besucher alle die Lifte ohne Mantel bestiegen, gaben auch wir unsere Mäntel in der Garderobe ab, setzten uns hin und spielten Sudoku. Und auf einmal stand die sehr beschäftigte Lift-Organisatorin vor uns und reichte uns unsere Mäntel und Taschen - die bräuchten wir auf dem Turm! Das ist an sich schon sehr lieb - aber wie hat sie die Mäntel in der Garderobe gefunden ohne die Hängermarke? Die war nämlich die ganze Zeit in meiner Hosentasche!



16. Oktober 2017

778. Türen zu Georgien

Eigentlich hatte ich ein Photo-Projekt geplant über „Türen Georgiens“. Dafür hatte ich mittels Google Translate einen Hilfsaufruf vorbereitet: wo sind interessante Türen hier in eurer Nachbarschaft?



Ich habe ihn kein einziges Mal genutzt, denn die Türen, die ich anfangs sah waren kaum „interessant“ zu nennen.  Erst gegen Ende, in Bergdörfern, gab es Originalität. Zum Beispiel in Ushguli, dem mit vielen Wehrtürmen versehenen Sitz der Residenz der Königin Tamara ganz hinten im Kaukasus.











Und etwas ganz anderes sah ich im mondänen Batumi:



13. Oktober 2017

777. In Ushuli, den Shkhara gucken gehen

Der Weg nach Ushguli ist kein leichter. Die stundenlange Fahrt nach Mestia wird nochmals um mehr als zwei Stunden (44 km) rauher Schotterpiste verlängert. Heute war die Fahrt extra Gaudi, denn der Dauerregen der letzten Tage hatte den Schotter durchtränkt mit Lehmsosse und alle Schlaglöcher unauffällig gefüllt. 



Pflotsch!





Ushguli liegt auf bis zu 2200 m Höhe und ist damit eines der höchstgelegenen Dörfer Europas. Es hat für seine 300 dauernden Einwohner sogar eigene Kindergarten und Schule (der Schulweg wäre ja auch etwas lang!). Wegen der historischen Bedeutung (Tamara!) und der herausragenden Natursteinarchitektur geniesst es die nötige UNESCO-Unterstützung. 










Der Ort war unsere Etappe auf der Wanderung den jungen Erguri-Fluss hinauf.  Über 9 km wanderten wir meist auf  Fahrwegen durch ein herbstliches Tal mit sanften Weiden, um einen Blick auf den Berg Shkhara zu erhaschen - mit 5068 m der höchste Berg Georgiens. Aber er zeigte sich nicht, verhüllte sich im Wolken und vertrieb uns zurück mit Graupelschauern. Drei Hunde begleiteten uns auf Schritt und Tritt, sie wissen, dass Touristen sie füttern!









An einer Stelle hatte im letzten Winter ein Erdrutsch Schneemassen verschüttet, und der Fluss dann einen Tunnel in dem Schnee geschmolzen:



Fahrer Burkhuti brachte uns auf herausfordernden Strassen sicher heim, dafür bekam er auch Applaus!

776. Nach Mestia „aufi kraxlt“

Unser Fahrer war offensichtlich nicht immer zufrieden mit der Beschilderung der Bundesstrassen 85 und 6 nach Norden, als er uns wieder in die Berge, in den Wintersportort Mestia, kutschierte. Trotzdem, oder deshalb?, sahen wir auf einer langen Fahrt im Sprinter-Bus interessante Sachen.



Lange fuhren wir entlang des riesigen Engiri-Stausees, mit der zweithöchsten Betonbogenmauer der Welt (272 m)! Während das Wasser in Georgien gestaut wird, befindet sich das Kraftwerk dazu im abtrünnigen Abchasien. 



Wir konnten die Wasserkraft flussaufwärts dann sehen und hören. 



Das Tal war eng, wir mussten etlichen ganz frischen Steinschlägen ausweichen. Nach diesem hier, einem der grösseren, beobachtete ich die Felswände vor uns aufmerksam und überlegte, was ich im Krisenfall kullernder Steine wohl am besten dem Fahrer zuriefe: „Stop!“ oder „Stoj!“. Ich fürchte allerdings, es hätte keinen Unterschied gemacht!



Die Stadt Mestia in Svanetien liegt am Ende einer alpinen Sackgasse und ist berühmt für die zahlreichen Wehrtürme, die fast zu einem Sinnbild für das Land Georgien wurden. Um wichtigen Gästen die stundenlange Anfahrt durch das enge und gewundene Bergtal zu sparen, gibt es jetzt ganz neu dort sogar einen Flugplatz für Propellermaschinen!



Die Fahrt auf Mestias Ski-Hausberg Ieli (2865m) mit einer ganz modernen Vierer-Sesselbahn lohnte mit wunderbarer Sicht. 







Als wir in Mestia eintrafen war gerade Schulschluss. 


Zu Mittag assen wir im hippen Restaurant Laila mit gleichnamiger Riesenhündin,   …


… und sahen das moderne religionsübergreifende Denkmal der Königin Tamara. 



11. Oktober 2017

775. Martvili-Canyon

Der Martvili-Canyon ist ein wunderbarer Einschnittin die Felsen, direkt bevor der Fluss sich über Klippen in einen tosenden Wasserfall verwandelt. Das Wasser in Canyon ist daher natürlich gestaut, und das gibt eine ruhige und kurze Paddelfahrt in schöner Umgebung. Aus den bemoosten Bäumen über uns lösten sich immer wieder schwere Wassertropfen und fielen ins Genick, aber das war auch egal bei dem Regen!


















774. Rundgang durch Martvili

Der Regen hörte nicht auf, und er gab der Kleinstadt Martvili kaum eine Chance. Wir hatten Eindrücke, auch keine schlechten (eher: traurige), aber es ergab sich keine Attraktion. 











Die Datscha des Königs:









Das neue Parlamentsgebäude soll Transparenz der Politik verkörpern. Der Gassenwitz der Georgier dafür: „Und was ist mit den Leichen im Keller?“



Beim McDonald erfuhren wir durch ein grosses Plakat, dass das BigMac-Menü GEL 5,35 kostet, zum offiziellen Wechselkurs EURGEL entspricht das heute EUR 1,83. Die Kaufkraft der beiden Währungen entspricht aber viel eher das Verhältnis der Preise für eine identische Ware, zB einem BigMac-Menü. Wenn dies in Deutschland EUR 6,39 kostet, dann hat der Georgische Lari eine Kaufkraftparität von (6,39/5,35) = 1,19 EUR pro GEL. Dann klingt auch das georgische Mindesteinkommen von 600 Lari (bzw 712 EUR) nicht mehr ganz so hoffnungslos wie „offiziell“ umgerechnet! Von beiden Beträgen kann man sich nämlich daheim 112 BigMac-Menüs kaufen.  

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...