15. Juli 2013

Manchester, nur in Manchester heute

Die letzten Tage wurden die Frühstücke immer leiser, gesprächsärmer. Zum Einen wurde wir alle zunehmend sonnen-, allergie- und überhaupt-müde, zum Anderen bot das Frühstück im Holiday Inn Express nichts worüber es zu Sprechen gelohnt hätte. 

Reida und Andy packten für ihre Abreise heute von Manchester, Ulrike holte die in deren Zimmer zum Trocken aufgehängte Wäsche zurück, und ich sass so rum. Wir fuhren dann eine Dreiviertelstunde ins Zentrum von Manchester, und fanden auch einen guten Parkplatz direkt neben dem Picadilly Bahnhof.

Auf dem Weg zum Tourismusbüro (wir wollten ja eine Stadtrundfahrt buchen) begegneten uns als erstes sieben (!) Drag Queens - eine "schöner" als die nächste. Uns fiel auf, dass die überall montierten Videoüberwachungskameras (CCTV) auf diesem Weg mit Stahlgittern geschützt waren. Und es war stinkdreckig. Wir waren im "Gay Quarter", und ich wunderte mich sehr, warum die drei geschilderten Eindrücke hier in diesen paar Strassen zusammenkamen. Am Schwulsein kann das ja wirklich nicht liegen ... Zu diesem Quartier später mehr, bleibt dran!

Es gibt Sonntags keine Stadtrundfahrten, nur zu Fuss. Als Alternative wurde uns dann im Tourismusbüro die Nutzung des Gratis-Stadtbusses empfohlen, der die Innenstadt in der Routenführung je einer stehenden Acht und einer liegenden Acht abdeckt. Grüne und Orangene Linie. Das wählten wir, und fanden schnell heraus, dass diese Busse sich nicht zum Sightseeing eignen (keine Sicht wegen ganz blöder Fenster). So fuhren und wanderten wir eben von Ziel zu Ziel, sahen die (geschlossene) Kathedrale, das Footbal Museum, die Shops, den Beetham Tower, die Exchange, assen im Pub beim Museum of Science and Industry (MOSI) drei Burger und einen Cesar's Salad, und brachten Reida und Andy zum Piccadilly Bahnhof. Sie kauften Tickets nach Oxford, und wir waren etwas traurig, dass die Woche schon vorbei sein sollte. Es war sehr schön zu Viert, und wir haben die Zeit und die gemeinsamen Erfahrungen genossen.

Ulrike und fuhren dann (ja, mit der grünen und der orangenen Linie!) noch zum MOSI und besichtigten in der verbleibenden knappen Zeit noch die Technik- und Textilabteilungen. Manchester war ja wirklich führend in der frühen industriellen Zeit, Dampfmaschinen aus der Stadt und ihre Ingenieure hatten Weltruf. Die Exponate waren wirklich sehr gute Stücke, das ganze Museum gut gemacht und modern.

Dann ging es noch per Auto zum Quay, der ganz modernen Uferstadt in den alten Hafenbecken. Die Idee ist auch nicht ganz originell, aber in Manchester findet sich (zumindest auf der südlichen Beckenseite) mehr Industrie als Lofts. Wir schauten uns das "Imperial War Museum" leider nur von aussen an, es war schon geschlossen. Aber der architektonische Entwurf von Daniel Libeskind ( ein Kind der Stadt Łódź!) mit den drei Elementen Luft/Luftwaffe, Erde/Heer, und Wasser/Marine war gut gemacht. Das Gebäude war so gross, dass es für mich nicht ganz photographierbar war.

Danach fuhren wir wieder in die Stadt und suchten das Restaurant "Akbar's" in der Liverpool Street. Wir fanden nur "Bollywood" an der Stelle, aber das Essen hat uns auch sehr gut geschmeckt. Das Parken war etwas schwierig, aber wir fanden einen offiziellen Parkplatz. Eigentlich hätten wir zahlen müssen, £3 für eine Stunde, also überzeugte ich Ulrike einfach ohne zu zahlen zu parken. Als wir im Restaurant am Fenster sassen, sahen wir draussen einen Streifenpolizisten herumschlendern, und Ulrike brauchte nicht sehr viel Überredungskunst um mich zum Zahlen zurück an den Parkplatz zu schicken. Ich löste den Minimalbetrag, eben für eine Stunde. Und ungelogen: als wir nach einer Stunde im Restaurant am Auto ankamen, schaute gerade eine Politesse durch die Windschutzscheibe auf den von mir gelösten Parkschein. 

Aber etwas sehr Spezielles zu erzählen habe ich mir für das Ende aufgehoben.

Wir sind heute ja mehrfach durch die schwule Partygasse Canal Street gegangen, weil unser Auto dort parkte. Die Stimmung dort in der Gasse war bombig, man kannte sich ja auch. Beim letzten Gang durch die Canal Street tanzte eine schottische Männergruppe (natürlich in violetten Kilts!) auf der Strasse, und alle hatten Spass daran. Gerade als wir vorbeikamen, sagte der DJ, dass speziell auf einem Schwulenfest natürlich auch die Frage gestellt würde, wie es die Tänzer mit dem "darunter" halten würden: mit oder ohne? Woraufhin sich die acht Tänzer nebeneinander aufstellten, sich bückten und die Kilts hoben. Die Antwort ist: Ohne. Das passierte gerade, als sich Ulrike und ich einen Weg durch die Menschentraube gebahnt hatten und an den Tänzern vorbeigingen. Wir waren von allen Zuschauern am nächsten dran, ob wir wollten oder nicht.

1 Kommentar:

824: „Muß di ni argern, dann geit di dat goot“

Sinnspruch an der Wand des Glücklichen Matthias : Darunter schmeckte uns Pannfisch und Schlemmerteller (nein, nicht der vom Horst!).  Danach...