11. Juli 2019

806. Gineivrabotten. Im Packeis gefangen!

Die ganze Nacht sind wir durch gefahren, immer weiter an der Ostküste Spitzbergens durch den Storfjorden nach Norden. Kurz vor Acht, rechtzeitig zum Frühstück, schaltete Käpt‘n Robert den Motor auf 1/4 Kraft voraus - normalerweise ein Zeichen für den Beginn der Ankerplatzsuche. Heute aber war es die notwendige Sicherheitsmaßnahme bei Erreichen der Treibeisgrenze. Die Antigua war locker von größeren See-Eisschollen umgeben, die sie zwar zur Seite drücken kann, aber auf keinen Fall in ihrer Schraube haben möchte. Das harte Eis kann leicht ein Schraubenblatt abschlagen, also Obacht!







Zunächst genossen wir das eisige Schauspiel von Deck der Antigua aus und warteten vergeblich auf den Eisbären auf der Scholle („In Disneyland klappt das aber besser!“). Als sich die Dünung etwas beruhigte, liessen wir die beiden Zodiacs ins Wasser und sahen uns in vier kleinen Gruppen die Eis-Sache mal in Ruhe und aus der Nähe an. Es waren phantastische Gestalten dabei, hoch aufgetürmtes See-Eis und schroffe Gletscherabbrüche, beides vom Meerwasser verformt und die meisten hellblau oder türkis durchscheinend. Unter Wasser setzten sie sich fort; jeder weiss das natürlich noch aus der Schule (1/7 Regel!). Es ist jedoch eine ganz andere Sache, in einem Meter Tiefe klaren Wassers eine Eisbergkante zu sehen und die vielen darauf liegenden Steine zu erkennen, die irgendwo herabfallen und so als Sediment zum Aufbau des Kontinentalsockels beitragen werden. 











Wir fuhren ganz nah heran und zwischen die Platten hinein. So lange, bis sich zwei riesige Platten vom Wind getrieben hinter uns näherten und in wenigen Augenblicken unsere Fahrtrinne verschlossen: wir steckten im Packeis fest! Die Platten klammerten uns rasch immer mehr ein, und wir hatten überhaupt keine Lust zu erfahren, was sie mit einem kleinen eingequetschten Gummiboot machen würden…






Alle Versuche, die massigen Platten vom Zodiac mit einem Paddel wegzuschieben, schlugen natürlich fehl, nicht das Eis bewegte sich sondern nur das Boot. Guide Christine rief die Antigua über Funk, und bekam als „Erste Hilfe“ die Anweisung, die Spitze des Zodiacs gegen eine der Platten zu stellen und zu versuchen sie langsam mit dem Außenbordmotor in Bewegung zu setzen. Gleichzeitig traf der andere Zodiac mit Guide Alex ein und machte das gleiche Manöver (in entgegengesetzter Richtung, alle Passagiere im Zodiacbug) mit der anderen Platte. 



Es klappte tatsächlich, die Fahrtrinne kam frei! Die große Antigua musste nicht mehr eingreifen. Wir mussten uns an Bord ein paar Sprüche anhören, aber eigentlich waren alle sehr erleichtert, dass so schnell eine Lösung gefunden worden war. Die ganze „Gefangenschaft“ dauerte höchstens 5 Minuten, aber die Sekunden der Bewusstwerdung der brenzligen Situation werden wir so schnell nicht vergessen. 

Abends war dann das festliche, viergängige Captains Dinner, das das trinationale Serviceteam (aus NL, DE und BR, und immer noch ohne Koch!) wirklich prima hingekriegt hatte. Die Stimmung war super, die zum Schiff gehörende Gitarre wurde um Mitternacht gestimmt und Arzt Christian gab unter viel Beifall ein wirklich gekonntes Konzert mit Chansons. 



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