Wieder an der vertrauten Westküste, geht die Antigua etwas nördlich des Eingangs des Isfjord in der Torskjoldbukta vor Anker. Der übersetzte Name des Tundragebiets („Totmann-Bucht“) schien leider gut gewählt: nirgendwo vorher fanden wir so viele Rentierskelette! Vor zwei Jahren strandete in der Bucht ein Pottwal, von dem noch Wirbelsäule, Kopf und die Unterkiefer mit ihren handtellergroßen Zahnlöchern zu sehen waren (die Zähne waren natürlich alle weg!). Das wenige verweste Fleich an den Knochen stank auch jetzt noch erbärmlich.
Viel schöner und richtig spannend wurde es dann an der nahegelegenen Bucht mit ihrer schroffen Klippe. Drei Tierarten konnten wir beobachten: Seehunde, Gryllteiste und Thorshühnchen. Letzteres sahen wir sogar auf seinem Nest - eines der angeblich nur 50 brütenden Thorshühnchenpaare auf ganz Svalbard. Wusstet ihr, dass bei Thorshühnchen (eine Art der Wassertreter und Schnepfenvögel) das Weibchen um das Männchen balzt und die Männchen die Aufzucht der Jungen übernehmen? Auf den Bildern sieht man ein Männchen, es hat eine schwarze „Kappe“.
Die Tarnung durch das schöne Federkleid (das ausschließlich während der Brutzeit getragen wird!) in Gestein und Algen des Strandes der Bucht ist perfekt.
Eine Freude war die neugierige Seehund-Kolonie in der Bucht. Natürlich gingen alle ins sichere Wasser als wir kamen, aber dort schwammen sie ganz dicht an uns heran um ja nichts zu verpassen („Endlich mal Halligalli in unserer Bucht“)!
[im Geröll hinter dem Seehund am Strand brütet übrigens das Thorshühnchen]
Wir hatten am Strand ein etwa 12 m langes angeschwemmtes Reusen-Netz vorgefunden, schön stabil vernäht und schwer. Als wir im Wasser den Sand herauswaschen wollten und die Verschlingungen lösten, entdeckten wir auch hier wieder das völlig verhedderte Skelett eines Rentiers; wahrscheinlich versuchte es an den starken Seilen des Netzes den Bast vom Geweih abzuscheuern und blieb dabei daran hängen.
Die Seehunde schienen unsere Aufräumaktion wieder toll zu finden und beobachteten sie aus nächster Nähe.
Und von der Steinklippe aus, dicht über dem klaren Wasser des Atlantiks entdeckten wir noch eine Gryllteiste mit ihrem schwarzen Gefieder und leuchtend roten Beinen und Füßen. Übrigens ist auch der Schnabel innen vom gleichen Scharlachrot.
Häufig rüttelten über uns Seeschwalben und achteten darauf, dass wir nicht zu nah an ihre Nester kamen; falls das doch einmal aus Versehen geschah, stießen sie mit schrillen Schrei auf den höchsten Punkt des Übeltäters herab - der dann sofort irgendetwas in die Höhe hob und die verbotene Zone gebückt und hastig verließ!
Beim zweiten Landgang des Tages und (vor-)letzem der Reise um Spitzbergen waren wir wieder in der Ymerbukta, an der Nordküste des Isfjords gegenüber Longyearbyen. Diesmal erforschten wir aber nicht Eis oder Eisberge, sondern wanderten über die Seitenmoräne zu einer alten, zerfallenen Pomoren-Siedlung.
Der Abend wurde dann für einige zum Morgen.
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