Nachdem gestern zwei Landgänge auf der Insel Barentsøya wegen starker Dünung und Brandung ausfielen (und wir hatten ja sowieso Captain‘s Dinner), entschloss sich Rolf durchzufahren und erst kurz vor dem Abschlußziel Longyearbyen im Isfjord ein oder zwei Landgänge einzulegen. Dann lässt sich die Ankunftszeit realistischer einschätzen als auf der Langstrecke mit Gegenwind!
Also brummt der Motor konstant, nach Möglichkeit unterstützt von Segeln. Auch ich habe ein Segel gesetzt! (naja, habe beim Setzen geholfen). Es gab späteres Frühstück, was dem Chansonsänger und späten seinem Publikum gelegen kam. Um Elf hielt Christine einen Vortrag über den Polarfuchs in seiner weißen und (dominant vererbten) blauen Varietät; durch das Einschleppen der Ostfeldmaus in die russische Siedlung Grumantøya wurde auch Spitzbergen zum Fuchsbandwurm-infizierten Gebiet.
Das Mittagessen wurde wegen der Befürchtung heftigerer Dünung bei Umfahrung des Sødkappen am Sitzplatz serviert; zum Glück war das Torkeln á la Dinner for One dann doch nicht so schlimm. Statt Dünung kam in diesem Zusammenfluss verschiedener Luft- und Wasserströme draußen jedoch Nebel mit Sichtweiten von vielleicht 200 m auf.
Ich versuchte mein Photographiekönnen zu vertiefen mit dem Ziel, einen Seesturmvogel im Parallel-Tiefflug in nächster Nähe zum Schiff abzubilden. Meine Fragen an die anderen Photographen an Deck betrafen vor allem die Einstellung des Autofokus bei schnell bewegten Objekten und leichtem Tele (Bereich 80-105 mm). Ich kam zum Schluss, dass für die Canon EOS R die Einstellung der Wahl der AI-Fokus („Servo“) mit mittenbetonter Bereichsmessung und sehr kurzer Verschlusszeit (Tv, 1/4000) sein sollte.
Bei eisigem Wind und Dunst harrte ich lange aus, aber es hat sich gelohnt!
Rolf erzählte am Nachmittag noch etwas über polares Eis, mit vielen interessanten Fakten. Der aktualisierte Vortrag begann natürlich mit einem Bild unseres gestrigen Packeis-Abenteuers. Man unterscheidet gefrorenes Meereis in Schollenform (aufgebördelt am Rand, aufgeschichtet durch Wellenschlag, zusammengewachsen, flache Unterseite), und von Gletschern gekalbte Eisberge (kompakter Schnee in Schichten, Farbvarianten, Dichte 900 kg/m3 und somit 90% unter Wasser). Das Gletschereis der Arktis kommt wie das Treibholz zum größten Teil aus Nordsibirien, und treibt in 3-4 Jahren auf der Fram-Straße bis vor die Westküste Grönlands. Fritjof Nansen hatte die Idee sich mit seinem Schiff „Fram“ bei der sibirischen Wrangel-Insel in eine große Eisscholle einfrieren zu lassen und diesen Transportweg in einer dreijährigen passiven Drift zu beweisen (er hatte Vorräte für sogar 5 Jahre an Bord, und außerdem persönlich jede Menge Chuzpe!).
Guide Christina erzählte abends noch von Spitzbergen in den anderen Jahreszeiten (sie und Rolf haben in Longyearbyen eine Wohnung), mit sehr schönen Bildern und einem Bärenkinder-Video. Sie erwähnte aber auch die tragischen Vorfälle mit Polarbären, die gar nicht so lang her sind.
Die beliebte Sitzbank mit dem besten Windschatten, oben an der Brücke:
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